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Sei mein Stern

Sei mein Stern

Titel: Sei mein Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Frost
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den Kopf, dass sie sich aller Voraussicht nach bereits auf der Zielgeraden befand.
    Und während Valerie noch ausgelassen am Telefon plauderte, wanderte Janas Blick wie ferngesteuert zu dem Bild des Big Apple. Doch komischerweise stellte sich der übliche Weltschmerz heute nicht ein. Seltsam. Wahrscheinlich war sie momentan einfach zu beflügelt, da ihr Einsatz so problemlos über die Bühne zu gehen schien.
    Valerie ließ lächelnd den Hörer sinken. „Hilfe naht“, verkündete sie guter Dinge. „Möchten Sie so lange einen Kaffee?“
    Jana nickte nachdenklich und schielte erneut auf die Skyline von New York. Abermals stürzte sie nicht in tiefe Abgründe. Ihr Blut pulsierte nicht fieberhaft an ihrem Hals, und die vertrauten Seelenqualen blieben aus. Stattdessen flimmerten bunte Leuchtreklamen des Broadways an ihrem geistigen Auge vorbei und ließen sie schmunzeln.
    „Wo brennt’s denn?“, riss sie da eine vergnügte Männerstimme aus ihrer Trance.
    Sie fuhr überrascht herum und sah in die strahlend blauen Augen des Mannes, der sich lautlos wie ein Geist von hinten angeschlichen hatte.
    Und als sie erkannte, wem sie gegenüberstand, hatte sie das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren.

 
Kapitel 4
     
    Valeries Kopf flog überrascht zwischen den beiden groß gewachsenen Personen hin und her, die bewegungslos vor ihrem Tresen standen und sich nur wortlos beäugten.
    „Hallo, Jana! Schön Sie wiederzusehen“, meldete Simon sich letzten Endes zu Wort, wobei ein Hauch von Amüsement in seiner Stimme lag. „Wie fühlen Sie sich heute?“
    Verwunderung stand der feschen Journalistin geradezu ins Gesicht geschrieben, während sie vernehmlich schluckte. „Danke, gut!“, murmelte sie ein wenig kleinlaut.
    Valerie konnte es kaum fassen. Potz Blitz! Was ging hier vor sich? Hastig klemmte sie sich eine Haarsträhne hinters Ohr. „Ihr kennt euch bereits?“, meldete sie sich couragiert zu Wort – wohl wissend, dass ihre Anwesenheit gerade nicht gefragt war.
    Simon nickte leicht, ohne den Blick auch nur einen winzigen Moment von Jana abzuwenden. „Ja, wir hatten gestern Abend das Vergnügen. Immerhin hast du Jana im Zimmer neben meiner Wohnung untergebracht.“
    Jana? Hoppla! Irgendetwas schien Valerie definitiv verpasst zu haben! „Ach richtig. Äh, Simon, Frau Iwanow hat Schwierigkeiten mit einer CD-ROM. Sie kommt nicht an eine Datei heran. Könntest du …?“
    „Kein Problem“, schnitt ihr Lieblingsschwager ihr schelmisch grinsend das Wort ab, schnappte die CD-ROM mit zwei Fingern, packte Jana am Ellbogen und schob sie in Richtung Aufzug. „Am besten bemühen wir meinen Computer, das erleichtert das Ganze.“
    Sekunden nachdem sich die Fahrstuhltür hinter den beiden geschlossen hatte, harrte Valerie immer noch aus wie versteinert. Simons Euphorie für Blondinen schien sich in dem Moment in Wohlgefallen aufgelöst zu haben, als ihm diese rehäugige brünette Schönheit in die Arme gelaufen war. Die Luft zwischen den beiden hatte geradezu vibriert.
    Valerie schüttelte ungläubig den Kopf. Sie konnte nicht leugnen, dass es sie jeden Tag aufs Neue überraschte, wie rasch sich dieser eingefleischte Informatiker auf der Erde zu einem abgeklärten Casanova entwickelt hatte. Gesegnet mit einem rasiermesserscharfen Verstand war er ruckzuck auf den Trichter gekommen, wie man Frauen um den kleinen Finger wickelte. Hatte alle weiblichen Schwachstellen identifiziert und herausgefunden, wie er sich diese zunutze machen konnte – ganz so, als handele es sich um eine Computersoftware.
    Sie hatte die Blondinen nicht gezählt, die während der letzten Wochen früh morgens auf Zehenspitzen aus dem Hotel geschlichen waren, aber die Finger einer Hand hätten sicherlich nicht ausgereicht. Und nun schien er über Nacht auf dunkelhaarig umgeschwenkt zu sein.
    Geistesabwesend ließ sie sich auf ihren Stuhl sinken. Sie hätte dafür getötet, jetzt im sechsten Stock Mäuschen spielen zu können. Denn im Gegensatz zu seinem Bruder, der sein Herz auf der Zunge trug, war Simon verschlossen wie eine Auster. Schon mehrfach hatte sie den Versuch gestartet, seine zahllosen Affären zu hinterfragen. Ein hoffnungsloses Unterfangen, da er sich jedes Wort einzeln aus der Nase ziehen ließ.
    Ihre Gedanken wanderten zu Jana. Die junge Frau hatte einen guten Eindruck bei ihr hinterlassen. Sie schien mit beiden Füßen im Leben zu stehen, auch wenn sie in ihrem Job leicht überfordert wirkte. Aber hegte eine Pressevertreterin daran

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