Sei mein Stern
Interesse, auf einen Planeten umzusiedeln, auf dem mit Sicherheit niemals der Bär steppen würde und daher weder Tageszeitungen noch Nachrichten vonnöten waren?
Denn Fakt war nun einmal, dass Simon sich unbändig nach seiner friedliebenden Heimat zurücksehnte, und der quirlige blaue Planet ihm nur halb so viel Vergnügen bereitete wie ihrem Mann. Für Simon schien die Erde vom allerersten Tag an ein heftiger Kulturschock gewesen zu sein. Zum Glück! Es konnten schließlich nicht alle Männer Sirias auf die Erde umsiedeln und ihren Planeten vor die Hunde gehen lassen.
Leise seufzend wandte sie sich wieder ihrem Computer zu, in der vagen Hoffnung, dass Simon vielleicht gerade auf dem besten Wege war, sein Glück zu finden.
„Oh, er funktioniert wieder“, bemerkte Jana, während sich der hochmoderne Fahrstuhl fast lautlos nach oben bewegte, wenn auch im Schneckentempo.
Simon nickte. „Nur ein kleiner Kurzschluss, halb so wild.“
Unauffällig nahm Jana den hochgewachsenen Mann neben ihr in Augenschein. Schon nachts in Jeans und T-Shirt hatte er eine beeindruckende Ausstrahlung gehabt, doch heute raubte er ihr geradezu den Atem. Im dunklen Anzug mit Hemd und Krawatte wirkte er wie aus einem Modemagazin entsprungen, die personifizierte Verführung.
„Danke, dass Sie nicht an die große Glocke gehängt haben, was gestern Nacht wirklich passiert ist“, äußerte sie, um die unangenehme Stille zu überbrücken. Und stellte dabei zu ihrer Überraschung fest, dass sie trotz High Heels gezwungen war, zu Simon aufzusehen. Kaum zu glauben! Sie war immerhin fast einen Meter achtzig groß!
Simons herrliche blaue Augen blitzten vergnügt auf. „Nicht der Rede wert. Auch wenn ihr das Hotel gehört, muss meine Schwägerin nicht alles wissen.“
Mit seinen breiten Schultern füllte er den Aufzug nahezu aus, und sie kam sich auf einen Schlag ziemlich eingeengt vor. Die Männlichkeit, die dieser Kerl verbreitete, schien sich wie dichter Nebel über sie zu legen und erschwerte ihr die Atmung. Sie gab sich alle Mühe, die eindeutigen Signale, die ihre Hormone sendeten, zu ignorieren. Doch genauso gut hätte sie den Versuch unternehmen können, über Wasser zu gehen.
Der Mann törnte sie definitiv an.
Tja, sie war zwar im Einsatz, aber immer noch eine Frau aus Fleisch und Blut.
Gott sei Dank surrte in diesem Moment die Fahrstuhltür zur Seite. Mit einem großen Schritt rettete Jana sich nach draußen und schnappte nach Luft.
Eine Hand lässig in der Hosentasche vergraben, spazierte Simon offenbar völlig unbefangen durch den Gang und führte sie in eine geräumige Suite, wo er einen zweiten Stuhl vor den modernen Designerschreibtisch zerrte.
„Setzen Sie sich doch“, forderte er sie höflich auf. „Lust auf einen Kaffee?“
Sie nickte geistesabwesend und sondierte unauffällig den Raum. Bis auf den Staubsauger und die Minibar, die sich mitten im Zimmer niedergelassen hatten, wirkte alles extrem aufgeräumt, um nicht zu sagen kahl. Auf dem Wohnzimmertisch ruhten eine Handvoll Platinen neben Steckverbindungen, Kabeln und Schraubenziehern. Anscheinend war Simon gerade im Begriff gewesen, die Elektrogeräte instand zu setzen, als Valerie ihn angefunkt hatte. Obwohl das Wort modifizieren es wohl eher getroffen hätte, wenn sie sich den tanzenden Kühlschrank in ihrem Zimmer in Erinnerung rief.
Vor einem Flachbildschirm stapelten sich CDs und DVDs. Ein Sideboard wurde von mehreren Büchern belagert, ansonsten fehlte dem Raum jegliche persönliche Note. Simon schien sich wirklich nicht auf einen dauerhaften Aufenthalt eingestellt zu haben.
„Zwei Café Crème, Sweetie!“, schallte seine Stimme da durch das Zimmer.
Janas Kopf zuckte herum, und sie starrte ihn ungläubig an. Hatte er sie gerade aufgefordert, Kaffee zu kochen? Das konnte doch nicht sein Ernst sein, oder …? In diesem Moment pfiff die auf dem Sideboard stehende Kaffeemaschine fröhlich vor sich hin und brühte zwei Tassen dampfenden, wohlriechenden Kaffee. „Fertig!“, ertönte kurz darauf eine zufriedene Frauenstimme.
„Danke“, murmelte Jana, nachdem sie den Mund wieder zugekriegt hatte. Und während sie noch misstrauisch die Tasse beäugte, die Simon schmunzelnd vor ihr abstellte, rutschte dieser neben sie und konzentrierte sich auf einen kleinen, stromlinienförmigen Kasten. Wie von Zauberhand bewegt öffnete sich das Teil, und Sekunden später flimmerten Hunderte von Icons über den Bildschirm.
Da erst fiel bei Jana der Groschen: ein
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