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Sei mein Stern

Sei mein Stern

Titel: Sei mein Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Frost
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sie gekümmert hatte. Doch sämtliche Zellen ihres Körpers sträubten sich gegen diese Erkenntnis. Nachdenklich schloss sie die Augen. Sie hatte sich jede noch so winzige Information über Simon mehrfach zu Gemüte geführt, war aber auf keinen grünen Zweig gekommen. Auch die Daten, die Carsten aus den Staaten zutage gefördert hatte, waren extrem nichtssagend.
    Für Janas Empfinden zu nichtssagend.
    Im Laufe der letzten Jahre waren weder Simon noch sein Bruder in irgendeiner Weise auffällig geworden. Keine Vorstrafen, keine Strafzettel, keine horrenden Kreditkartenabbuchungen. Vor allem aber gab es keine Hinweise auf frühere Arbeitgeber, da die beiden offenbar ständig in den Diensten dubioser Hollywoodgrößen gestanden hatten. Für Jana erweckte das Ganze den Anschein, als wären zwei Existenzen aus dem Boden gestampft worden, die vor allem eins sein sollten: unauffällig.
    Eingehend hatte sie sich den Systemen gewidmet, in die der Hacker sich eingeloggt hatte. Ihn schienen nur zwei Dinge zu interessieren: Raumfahrt und Atomkraft.
    Allmächtiger! Was hatte dieser Kerl vor?
    Wollte er den Mond mit einer Atomrakete in Schutt und Asche legen? Oder sämtliche Satelliten ausknipsen und die Welt in ein heilloses Chaos stürzen? Sie hatte keinen blassen Dunst, jedoch ein verdammt flaues Gefühl im Magen.
    Es war allerhöchste Zeit, mehr über den mysteriösen Mann herauszufinden, der das Zimmer nebenan bewohnte. Denn bisher war ihr lediglich bekannt, dass er in der Tat irgendetwas mit der Raumfahrt am Hut hatte. Was an dem Astronautenanzug in seinem Schrank unschwer zu erkennen war. Des Weiteren nannte er kostbare Designerklamotten sein Eigen und bevorzugte bunte Calvin Klein Boxershorts. Was für ihre Ermittlungen zwar irrelevant war, jedoch aus persönlichen Gründen ihr Interesse entfacht hatte.
    Er verschlang Bücher über die Wunderwelt der Ozeane und das Schmelzen der Polarkappen. Zudem liebte er Schokolade, schien dem Alkohol nicht zuzusprechen, litt aber wohl an irgendeiner seltenen Krankheit, da er massenhaft Tabletten mit exotischer Aufschrift gebunkert hatte. Oder aber er warf sich gelegentlich Ecstasy ein, was ihr gänzlich schnuppe war. Sie war schließlich nicht die Drogenfahndung. Und letztendlich schien er für sein Leben gern an elektrischen Geräten herumzubasteln.
    Ansonsten wirkte seine Wohnung beängstigend leer, was wunderbar in das Bild eines gemeingefährlichen Schläfers passte. Doch was zum Henker hatte es mit dem Computer und dem Film in dieser flachen Hülle auf sich? Fakt war, sie hatte nicht den Schatten eines Beweises gegen ihn in der Hand.
    Nachdenklich rappelte sie sich auf und schlüpfte in ihre geliebten hochhackigen Pumps. Sie zog zwei kleine Champagnerflaschen aus einer Plastiktüte, schraubte sie auf und versenkte in einer eine winzige weiße Tablette. Dann machte sie sich auf den Weg nach unten.
     
    Keine halbe Stunde später schlief Günter, der Nachtportier, den Schlaf der Gerechten und eröffnete Jana somit die Möglichkeit, ungestört die Rezeption und das dahinter liegende Büro zu durchforsten. Sie rollte den grauhaarigen Mann, der mit sperrangelweit geöffnetem Mund höllisch schnarchend auf dem Schreibtischstuhl hing, zur Seite und machte sich daran, den Hotelcomputer auf Herz und Nieren zu überprüfen. Doch außer gängiger Hotelsoftware und den Standardprogrammen fand sie keinerlei Hinweise auf getarnte oder illegale Tätigkeiten.
    So nahm sie das Büro in Angriff und durchstöberte systematisch alle Unterlagen. Die Ablage schien ordentlich und lückenlos zu sein. Sie prüfte Kaufbelege und Abrechnungen, fand Verträge und Gehaltslisten, aber nichts Verfängliches. Gerade war sie im Begriff, den allerletzten Ordner aus einem Aktenschrank zu zerren, als eine wohlbekannte Stimme sie herumfahren ließ.
    „Ich hoffe, Sie haben eine verdammt gute Erklärung für das hier?“ Lässig in den Türrahmen gelehnt, die Arme provozierend vor der Brust verschränkt, verharrte Simon – keine zwei Meter hinter ihr.
    Schockiert gaffte sie ihn an. Das Blut gefror ihr in Sekundenschnelle in den Adern.
    Heilige Mutter Gottes! Wo war der nur herkommen? Aus dem Boden geschossen? Sie hatte weder das Öffnen einer Tür noch Schritte vernommen, geschweige denn ein sich näherndes Auto.
    Sie konnte es kaum fassen.
    Sie war ausgebildete Geheimagentin. Ihr Gehör war geschulter als das anderer Menschen und ihre Reaktionen flink wie die eines Raubtieres. Doch dieser Kerl ließ sie gerade ganz

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