Sei mein Stern
er sie mit den Augen zu erdolchen schien. „Deine Fassade zerbröckelt immer mehr. Hat der Kerl dir den Verstand herausgevögelt, oder was?“
Schlagartig ließ er von ihr ab und fuhr herum, bevor er auf der anderen Seite der Küche mit der flachen Hand gegen die Wand schlug. Sein Blick verweilte dort, während er mit eisigem Unterton äußerte: „Ich gebe dir achtundvierzig Stunden, um mir diesen Irren zu präsentieren, oder du landest wegen Beihilfe im Knast. Und ich versichere dir, ich werde das hemmungslos durchziehen.“
Jana sog scharf die Luft ein. „Und wie bitte schön soll ich das anstellen? Ich habe keinen Schimmer, wo er sich aufhält. Hättet ihr ihn nicht entwischen lassen, wäre das Problem erst gar nicht aufgekommen.“
Bedrohlich langsam drehte Carsten sich zu ihr um. „Er scheint nicht viele Bekannte in Deutschland zu haben. Ich lasse die Flughäfen bereits überwachen. Konzentrier du dich auf München. Davon abgesehen würde ich meine Hand dafür ins Feuer legen, dass du sehr wohl über seinen Aufenthaltsort auf dem Laufenden bist. Also beweg deinen Arsch, die Zeit läuft. Und sobald sich dieser Irre hinter Schloss und Riegel befindet, unterhalten wir beide uns mal in aller Ruhe über deine Zukunft. Du weißt, ich habe sehr viel Zeit und Energie in deine Ausbildung investiert. Sollte das etwa alles umsonst gewesen sein?“
Ein spöttischer Zug lag um seine Mundwinkel, als er einen großen Schritt auf sie zu machte und ihr, wie so üblich, eine Hand in den Nacken warf. Grob riss er sie an sich und fiel so brutal und heftig über ihren Mund her, dass ihre Lippe aufplatzte.
Sekunden später ließ er von ihr ab und marschierte im Stechschritt aus der Wohnung. Mit einem lauten Knall flog die Tür hinter ihm ins Schloss.
Jana sank auf einen Küchenstuhl. Sie zitterte wie Espenlaub. Zum Teufel mit diesem aufgeblasenen Kerl! Gedankenverloren wischte sie sich über die Lippe und nahm mit Überraschung die Blutstropfen auf ihrer Hand zur Kenntnis. Ja, so war das, wenn man um ein Haar von einem Panzer überrollt worden wäre. Unbändiger Hass brach sich Bahn, und just in diesem Moment wurde ihr bewusst, was sie für Carsten empfand.
Nichts. Nur pure Abscheu! Sie hatte sich seinem Bann entzogen, und sie dankte den Göttern dafür.
Aber was zum Geier sollte sie jetzt tun? Tja, nun war sie wohl vom Jäger zur Gejagten geworden. Und sollte Carsten keine Anschuldigungen gegen sie in der Hand haben, würde er sich Beweise aus den Fingern saugen.
Sie sah nur eine Möglichkeit, seinem unbändigen Zorn zu entkommen. Gemächlich erhob sie sich, wanderte ins Schlafzimmer und griff nach ihrem Trolley.
Rafael riss die massive Eingangstür der Villa in Grünwald auf und glotzte sie ungläubig an. „Jana, was um Himmels willen hast du hier verloren?“
„Dir auch einen schönen Abend“, knurrte sie. „Entschuldige die Störung, aber ich bin auf der Suche nach Simon.“
Rafael funkelte sie grimmig an. „Um ihn erneut zu verpfeifen?“
Entnervt rollte sie die Augen gen Himmel. „Nein, um mit ihm zusammen die Flucht anzutreten.“
Rafael nahm sie ein paar Sekunden lang interessiert in Augenschein. Er schien einen inneren Konflikt mit sich auszufechten, wobei ihr der stechende Blick seiner glasklaren, blauen Augen fast ein wenig Angst einjagte.
Dann aber lächelte er gezwungen. „Komm doch erst mal rein.“ Er trat einen Schritt zur Seite.
In diesem Moment erschien Valerie im Hausgang. Ein schriller Schrei entfuhr ihr, während sie Jana einen vor Verachtung strotzenden Blick zuwarf. „Jana, du wagst es allen Ernstes, uns noch einmal unter die Augen zu treten? In Grund und Boden solltest du dich schämen!“ Sie wandte sich ihrem Mann zu. „Rafael, warum lässt du diese Schlange herein? Bist du denn von allen guten Geistern verlassen?“
Verzweifelt ballte Jana die Hände zu Fäusten. Nun folgte die Strafe auf dem Fuße. Sollten die beiden mauern, würde sie ganz schön alt aussehen. „Schon gut, ich habe wirklich nicht erwartet, dass ihr zu meiner Begrüßung einen roten Teppich ausrollt, aber hört mich doch zumindest an.“
Rafael legte seiner Frau beschwichtigend einen Arm um die Schultern. „Val, Schätzchen, nun mach mal halblang. Sie sagt, sie will sich Simon anschließen.“
Valerie funkelte sie immer noch an, als wollte sie ihr jeden Moment an die Gurgel gehen. „Ach, und das kaufst du ihr ab?“
„Nein. Aber geben wir ihr doch eine Chance. Jana, komm ins Wohnzimmer. Und bring
Weitere Kostenlose Bücher