Sei mein Stern
Augen.
Kapitel 17
Jana öffnete zaghaft die Augen und schloss sie auf der Stelle wieder, da sie in ein grelles Licht blickte, das unbarmherzig von der Decke auf sie herabstrahlte. Kleine Lichtkleckse tanzten vor ihren Pupillen, als sie erneut vorsichtig blinzelte. Nach und nach formten sich die Schemen ihrer Umwelt zusammen und sie registrierte, dass sie auf etwas Hartem lag, in einem sterilen Raum mit grauen Wänden.
Mit einem Ruck fuhr sie hoch. Wild flog ihr Blick hin und her. Sie sah an sich hinunter und dankte den Göttern. Kein silberner Anzug. Ihre Klamotten waren vollständig intakt, einzig die Schuhe glänzten durch Nichtvorhandensein.
Aber wo war sie? Hatte sie all das nur geträumt? Völlig desorientiert beäugte sie den fensterlosen Raum, der sie an ein Krankenhaus erinnerte. War sie in einem Versuchslabor gelandet? Wollten diese beiden Verrückten etwa Experimente an ihr durchführen?
Mit linkischen Bewegungen kletterte sie von der unbequemen Pritsche. Da surrte eine Tür zur Seite, die sie zuvor gar nicht bemerkt hatte, und Simon stürzte herein. Erschrocken torkelte sie ein paar Schritte zurück.
„Jana, Liebes, wie geht es dir? Gott, ich war ganz krank vor Sorge.“
„Simon …“, sie räusperte sich, denn ihre Stimme erweckte den Eindruck, mit Salzwasser gegurgelt zu haben. „Wo bin ich?“
„Auf Siria, meiner Heimat. Wir sind jetzt so sicher wie in Abrahams Schoß. Kein Geheimdienst der Welt kann uns jemals hier aufspüren. Sobald du den ersten Schock überwunden hast, werde ich dir meinen Planeten zeigen, und ich könnte meine Hand dafür ins Feuer legen, dass du ihn lieben wirst.“
Stöhnend sank sie wieder auf die Pritsche. „Du willst mir also immer noch weismachen, du wärst ein Außerirdischer? Komm schon, Simon, schenk mir endlich reinen Wein ein. Was hast du wirklich mit mir vor?“
Er ging auf sie zu und streichelte ihr zärtlich übers Haar, nur um irritiert die Hand sinken zu lassen, als sie zurückzuckte. „Jana, bitte beruhige dich. Mir ist sehr wohl bewusst, dass das keine leichte Übung ist. Aber schau dir Valerie an. Sie hat das doch auch ganz gut weggesteckt.“
Jana verdrehte gequält die Augen. „Valerie ist also kein Alien?“
„Nein, natürlich nicht. Sie kommt von der Erde. Nur Tristan ist von hier.“
„Tristan?“
„Ja, oder hast du jemals zuvor von Mondbären gehört? Der kleine Kerl ist von Natur aus rostrot, wechselt aber ständig die Farbe. Rafael hat ihm das Fell gefärbt, damit er nicht so auffällt.“
„Wechselt die Farbe?“, echote sie mit offenem Mund.
Simon lachte. „Ach, Schätzchen, geh das einfach langsam an. Und vertrau mir.“ Er reichte ihr ihre Pumps. „Hier. Wir mussten sie dir wegnehmen, um dich in die Stiefel zu bekommen. Es tut mir leid, wenn wir ein wenig grob mit dir umgesprungen sind, aber uns lief die Zeit davon. So, und jetzt würde ich dich gerne ein paar Leuten vorstellen, die darauf brennen, deine Bekanntschaft zu machen.“
„Du meinst Aliens?“, brummelte sie emotionslos, während sie in ihre Pumps schlüpfte.
„Richtig, aber sag doch bitte Sirianer. Ansonsten könnte man meinen, du hättest Ressentiments gegenüber anderen Lebensformen.“
Er griff nach ihrer Hand und zog sie auf die Tür zu, die postwendend zur Seite schnurrte. Gedankenverloren stolperte Jana hinter ihm her. Sie betraten einen hell erleuchteten Gang, von dem Unmengen von Türen abzweigten, was ihr unwillkürlich erneut ein Krankenhaus ins Gedächtnis rief und sie erschauern ließen. Für den Bruchteil einer Sekunde pausierten sie vor einer weiteren Tür. Dann fuhr auch diese zur Seite.
Jana erhaschte einen Blick in einen ebenfalls völlig in mausgrau gehaltenen Raum, in dem sich ein paar Stühle verteilt hatten. Und auf den Stühlen hockten drei Greise in weißen Overalls, die sie voll unverhohlener Neugier anstarrten. Unisono glitt ein Strahlen über ihre Gesichter.
Ach du grüne Neune! War sie in der Seniorenabteilung des Planeten der Verdammten gelandet?
Simon schubste sie sanft in den Raum. „So, Jana, das sind Zacharias und Gregor, unsere Regierungsratsvorsitzenden.“ Er wies auf die beiden kleinen, verschrumpelten Männer auf der rechten Seite. „Und das ist Amadeus, unser Mediziner.“ Er deutete auf den dritten Mann.
Zumindest dieser schien noch ein gutes Stück vom biblischen Alter der zwei anderen entfernt zu sein, auch wenn Jana bei der Vorstellung, dass dieses vorsintflutliche Modell eines Mediziners sie
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