Sei mein Stern
Schließlich war die Zeit mit ihr von Anfang an ein Tanz auf dem Vulkan gewesen.
Und trotzdem hatte er ihr nicht widerstehen können. Diese Frau übte eine unerklärliche Faszination auf ihn aus. Selbst auf die Gefahr hin, sich erneut die Finger zu verbrennen, hatte er sich auf das Schäferstündchen mit ihr eingelassen. Denn mehr als alles andere hatte er endlich in Erfahrung bringen müssen, wie sie sich nackt in seinen Armen anfühlte. Und bei Gott, wie auch immer die Geschichte ausgehen sollte, er würde diese Entscheidung in seinem ganzen Leben nicht bereuen. Noch nie hatte er Gefühle in einer solchen Intensität ausgelebt.
Bevor er sich leise wie ein Schatten aus dem Hotelzimmer gestohlen hatte, war er drauf und dran gewesen, sie per mentalem Befehl zur Mitreise nach Siria zu bewegen. Doch dann hatte die Vernunft gesiegt. Sie sollte aus freien Stücken mit ihm kommen. Allerdings hätte er nie und nimmer so schnell mit ihrem Auftauchen gerechnet. Was sein Misstrauen erweckte und all seine Sinne schärfte. „Nun, ich dachte, wir hätten uns über die Spielregeln verständigt. Ein Abschiedsgeschenk. Du erinnerst dich? Also, warum die Planänderung?“
Sie stieß lautstark den Atem aus und starrte ihn ein paar Herzschläge lang mit großen Augen an, wobei sie wirkte wie ein verstörtes Reh im Scheinwerferlicht. Ob er sich mit dieser Aussage ein wenig zu weit aus dem Fenster gelehnt hatte? Anscheinend hatte er ihr einen heftigen Stich versetzt. Auf der Stelle bedauerte er sein Verhalten.
Doch Vorsicht war die Mutter der Porzellankiste! Er würde kein zweites Mal ins offene Messer rennen.
Jana schlug derweil verunsichert die Augen nieder. Was, wenn Simon inzwischen keinen Wert mehr auf ihre Begleitung legte? Wenn es ihm nur darum gegangen war, sie ins Bett zu kriegen? Oje, dann wäre sie so richtig am Arsch. „Nun, das ist eine lange Geschichte!“, murmelte sie schließlich.
„Eigentlich nicht“, schaltete sich da Rafael ein, der die ganze Zeit stumm neben ihnen ausgeharrt und unverhohlen dem Gespräch gelauscht hatte. „Jana verbleiben genau zwei Möglichkeiten. Entweder sie wirft dich erneut den Wölfen zum Fraß vor, oder sie muss selbst dran glauben.“
Jana verzog das Gesicht. Nun, so konnte man es auch auf den Punkt bringen. Gerne hätte sie Simon die ganze Geschichte ein paar Nuancen feinfühliger verkauft.
Prompt machte sich Argwohn auf Simons Zügen breit. „Das glaube ich jetzt nicht. Sag mir, dass das nicht der wahre Grund für dein Auftauchen ist.“
Sie nickte. „Doch, im Prinzip schon. Daher dachte ich … Also, falls dein Angebot noch gilt, würde ich dich gerne begleiten. An diesen friedvollen Ort, von dem du geschwärmt hast.“
Bestürzung und Ungläubigkeit spiegelten sich in seinen Augen wieder. „Im Ernst? Ohne, dass du auch nur die leiseste Ahnung hast, wo die Reise hingeht?“
„Mhm.“
„Jana, wenn du vorhast, erneut Katz und Maus mit mir zu spielen, dann geht der Schuss mächtig nach hinten los. Denn da, wo ich dich hinbringen werde, kann uns kein Geheimdienst der Welt jemals finden. Dieses Mal wirst du auf ganzer Linie verlieren.“
„Keine Bange. Es liegt nicht in meiner Absicht, dir noch einmal in den Rücken zu fallen. Ich bin beim BSC ausgestiegen. Bitte, bring uns einfach so schnell wie möglich hier weg. Carsten wird uns zu Hackfleisch verarbeiten, sollte er uns finden.“
Simon zögerte noch ein paar lange Sekunden, bevor er hektisch herumwirbelte. „Gut, dann muss ich jetzt auf der Stelle Siria anfunken, sonst verpassen wir den nächsten Slot. Außerdem benötige ich zwei Anzüge. Und, Jana, was wiegst du? Und was möchtest du mitnehmen?“
Jana glotzte ihn verdattert an „Was ich wiege? Wen interessiert das denn?“
„Jana, wie viel?“
„Fünfundsechzig Kilo.“
In diesem Moment kam Rafael mit großen Schritten auf sie zugeeilt und drückte seinem Bruder ein Kästchen in die Hand, das er aus den Tiefen des Porschekofferraums zutage gefördert hatte. „Hier, kontaktiere du Siria. Ich wiege so lange ihr Gepäck.“ Mit diesen Worten machte er auf dem Absatz kehrt und wanderte, beladen mit Trolley und Handtasche, auf die Hütte zu.
Sie blickte auf das Kästchen in Simons Händen. Es war der delfinförmige Computer aus seiner Wohnung. Und so langsam verstand sie nur noch Bahnhof. „Ist das deiner? Haben sie ihn denn nicht konfisziert?“
„Oh doch. Der hier gehört Rafael.“
„Waren wichtige Daten drauf?“
„Jetzt nicht mehr.“
Da
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