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Sei mein Stern

Sei mein Stern

Titel: Sei mein Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Frost
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Schlafzimmer Gesellschaft zu leisten. Im Nu hatten die beiden cleveren Bärchen in Erfahrung gebracht, dass Jana sich einsam fühlte und kuschelten sich nun Nacht für Nacht an sie.
    Dummerweise konnte Jana in Anbetracht der fehlenden Sprachkenntnisse bisher keinerlei Nutzen aus den Unmengen von TV-Sendern ziehen, und auch jegliche Musik mutete für sie in der fremdartigen Sprache äußerst seltsam an. So beamte Rafael ihr einen iPod mit den auf der Erde gängigen Rhythmen hoch, was sie häufig lauthals singend durchs Haus tanzen ließ. So lange, bis Simon ihr kopfschüttelnd die Leviten las, da er sich nicht auf seine Arbeit konzentrieren konnte oder Melvin sie davonscheuchte, da sie ihn beim Staubsaugen aus dem Konzept brachte.
    Doch da sie sich noch nicht offiziell dafür ausgesprochen hatte, den Rest ihres Lebens auf Siria zu verbringen, verweigerte ihr der Regierungsrat hartnäckig die Hypnose-Schulung zur Aneignung der sirianischen Sprache. Im Geheimen hatte sie diese Entscheidung längst getroffen, denn sie hatte seit Jahren nicht mehr so tiefen Frieden empfunden. Einzig die Frage, wie sich die Beziehung zwischen ihr und Simon entwickeln würde, blieb noch zu beantworten.
     
    Als sie eines Abends von einem ausgedehnten Spaziergang mit Castor und Pollux zurückkehrte, ließ sie geistesabwesend ihre Klamotten vom Körper gleiten und stieg in die Protonendusche. Wie Millionen winziger Fliegen prasselten die unsichtbaren Teilchen auf sie ein, kribbelten herrlich auf der Haut und verursachten binnen Sekunden ein behagliches Wohlgefühl. Und auf der Stelle stellte sich bei ihr der übermächtige Drang ein, ein Liedchen zu trällern.
    Was sie dann auch tat.
    Rundum erfrischt kletterte sie vergnügt summend aus der Dusche, als sie bemerkte, dass sie ihr Seidentop und das Höschen, ihre gängige Nachtbekleidung, vergessen hatte. Da Simon sich im oberen Stockwerk aufhielt und vollständig von einem neuen Computerprogramm gefangen zu sein schien, huschte sie splitterfasernackt hinaus. Sie tappte ins Schlafzimmer und griff nach den beiden Stoffstücken. Sie drehte sich um und krachte heftig gegen etwas Hartes.
    Melvin gab ein pfeifendes Geräusch von sich und wedelte unkontrolliert mit den Armen in der Luft herum, während seine rot glimmenden Augen sie wie schockgefrostet fixierten. „Ogottogott!“, stammelte er. Dann verlor er das Gleichgewicht und donnerte mit einem blechernen Scheppern zu Boden.
    Erschrocken sank Jana neben ihm auf die Knie. Ihre Nacktheit war vergessen. „Melvin, um Himmels willen! Hast du dich verletzt?“
    An Melvins Kopf blinkten aufgeregt ein paar grüne Lichter. Den Blick starr auf ihren Busen gerichtet, murmelte er ein ums andere Mal: „Ogottogott“. Wie ein Mantra wiederholte er unablässig das eine Wort.
    „Melvin, nun sag doch mal was anderes“, beschwor sie ihn und unternahm den Versuch, ihn an den Armen hochzuziehen. Aber der Roboter war bleischwer und kam ihr keinen Millimeter entgegen. Seine Blicke flitzten in einem Wahnsinnstempo über ihren Körper und vermittelten ihr das Gefühl, eingescannt zu werden, während sich seinen Lippen erneut ein theatralisches „Ogottogott“ entrang.
    „Simon!“, brüllte sie in letzter Verzweiflung. „Bitte, komm schnell!“
    Keine Sekunde später flog im oberen Stockwerk die Tür auf, und Simon jagte mit großen Schritten die Stufen herab. „Jana, was …“ Er verharrte in der Bewegung als er sie und Melvin entdeckte. Seine Augen wurden tellergroß. „Was zum Geier treibt ihr beiden da?“, stammelte er völlig perplex.
    Da erst wurde sich Jana ihrer Nacktheit wieder bewusst. Oje, was mussten sie für ein eigenartiges Bild abgeben? Sie kauerte nackt, wie Gott sie schuf, über einem am Boden liegenden Roboter, der hirnlos vor sich hinbrabbelte.
    Beschämt sprang sie auf, versuchte ihre Blöße mit den Händen zu bedecken und stürzte in Richtung Schlafzimmer. „Wir hatten einen kleinen Zusammenstoß, und Melvin ist zu Boden gegangen“, rief sie von dort, während sie überstürzt in Top und Höschen schlüpfte. „Bitte sag mir, dass alles mit ihm in Ordnung ist.“
    Als sie zurückkam, hatte Simon Melvin aufgesetzt. Sperrangelweit geöffnet präsentierte der Brustkorb des Roboters ein Wirrwarr von Kabeln und Schaltern. Mit fliegenden Fingern traktierte Simon vereinzelte Tasten. Die grünen Lichter an Melvins Kopf waren mittlerweile erloschen, und er war verstummt.
    Verängstigt sackte Jana neben Simon auf die Knie. „Was ist mit ihm?

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