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Sei schlau, stell dich dumm: Biographie

Sei schlau, stell dich dumm: Biographie

Titel: Sei schlau, stell dich dumm: Biographie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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mehr so richtig, denn über den Job haben wir kaum geredet. Was ich aber noch hundertprozentig weiß, ist, dass er nie Kohle hatte und mir deshalb ständig auf der Tasche lag.
    Mit der Lehre hat er nicht viel verdient, so um die dreihundert Euro, glaube ich. Davon musste er zu Hause was für die Miete abgeben, und den Rest hat er für Sprit gebraucht. Nicht dass er ein eigenes Auto gehabt hätte, wovon denn auch? Aber er durfte die Karre seines Vaters benutzen, und die musste er dann immer volltanken. Also war er ständig blank.
    Ich hatte zu dieser Zeit meine erste eigene Wohnung. Die befand sich über dem Café meiner Mutter, wo ich inzwischen auch jobbte. Gott sei Dank hatte ich endlich meine eigenen vier Wände. Das letzte Jahr bei Mama im Souterrain (das Wort habe ich erst gelernt, als ich da wohnte – vorher sagte ich auch immer Keller), war nämlich nicht so lustig. Schon damals musste ich meinen Anteil an der Miete übernehmen. Das habe ich auch irgendwie eingesehen (abgesehen davon, dass meine Schwester bis heute keinen Cent zahlen muss, aber Schwamm drüber). Als Mama aber anfing, die Türen zur Küche abzuschließen, ich also an den Kühlschrank nicht mehr rankam, hatte ich echt die Schnauze voll. Der Höhepunkt war, dass in meinem Zimmer ein extra Stromzähler installiert werden sollte. Nee, dachte ich, jetzt reicht’s. Verscheißern kann ich mich alleine. Da habe ich mir dann endlich meine eigene Wohnung gesucht.
    Wenn’s im Café gut lief, hatte ich so um die sechshundert Euro im Monat, wovon zweihundert Euro Miete weggingen. Das bedeutete, dass ich im Verhältnis zu Sergej eine Art Großverdiener war und ihn deshalb immer einladen musste. Selbst beim Drive In musste ich seinen Burger bezahlen, weil er keinen einzigen Cent hatte. Ich brauche ja keinen Millionär. Lieber nett als reich, sage ich immer. Aber wenn die Frau ständig für den Typen zahlen muss, nervt das schon. Ein Abendessen beim Italiener für zwanzig Euro sollte doch schon mal drin sein, finde ich. War bei Sergej aber nicht.
    Und dazu kam, was viel, viel schlimmer war, dass er tierisch eifersüchtig war. Kaum waren wir zusammen, hat er zuerst in mein Handy geguckt. Keine Ahnung, warum ich das erlaubt beziehungsweise ihm nicht verboten habe. Ich kann mir das auch nicht erklären, aber in seiner Nähe habe ich mich immer ganz klein gemacht, da war ich so ein richtiger Rundrücken. Kaum war er weg, habe ich die Brust wieder rausgestreckt. Jedes Mal gab’s eine Diskussion. Er wollte immer ganz genau wissen, wer mir da was und wieso geschrieben hat. Ist doch klar, dass ich den Großteil meiner SMS sofort gelöscht habe. Aber um das zu begreifen, war er zu doof. Und ganz egal, was ich gesagt habe, die Antwort war sowieso falsch.
    Das ist in etwa so wie bei dem armen Mann, der von seiner Frau gefragt wird: »Schaaatz, habe ich zugenommen?« Ganz gleich, was der jetzt auch antwortet, es ist Ärger im Verzug. Bei »Ja, du hast zugenommen« wird sie ihm eine Szene machen, dass er sie zu dick findet und nicht mehr liebt. Dabei hat sie ja angefangen. Sagt er: »Nein, nicht ein Gramm«, wird sie motzen, dass er sich nicht mehr für sie interessiert, sie nicht genau anguckt und nicht mehr lieb hat. Also irgendwie dieselbe Scheiße.
    Und genauso lief es zwischen Sergej und mir bei der Handy-Sache. Was ich auch gesagt habe, es war falsch. Wieso fragte er dann überhaupt? Eineinhalb Jahre habe ich gebraucht, um zu begreifen, dass das zwischen uns keinen Sinn macht. Zugegeben, ganz schön lange Leitung. Aber dann hat er es mir schließlich einfach gemacht. Ich sollte mich entscheiden. »Ich oder das Fernsehen«, hat er gesagt. Da brauchte ich nicht lange überlegen. Ich saß in Los Angeles, wir drehten gerade für Goodbye Deutschland , und er machte am Telefon mal wieder eine Szene. Da habe ich im selben Moment (und vor laufender Kamera) Schluss gemacht – und es bis heute nicht bereut. Tschüss Sergej, lebe wohl – ich lebe auf jeden Fall um einiges wohler ohne dich!
    Heimscheißerchen
    Ich brauche viel Zeit für mich. Dann will ich nackig auf der Couch liegen und Fernsehen glotzen oder auch mal einen fahren lassen. Ja, auch Frauen müssen manchmal pupsen, auch wenn das keiner wahrhaben will. Ich habe mal auf dem Bauch meines Freundes gesessen und dann gepupst. Auf dem Sofa, vor dem Fernseher. Ich machte gerade eine Vollkorn-Diät. Nach dem Furz wäre ich am liebsten ausgewandert, so peinlich war mir das.
    Auch Haare färben, Augenbrauen zupfen,

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