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Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Titel: Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
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»Du hast seine wahre Gestalt gesehen, aber die Menschen sehen ihn normalerweise als alten Mann. Das ist von ihm beabsichtigt.«
    Cunomorus, der offenbar ausgezeichnete Ohren hatte, seufzte. »Ihr kennt ihn?«
    David nickte. »Und nicht nur das. Aber was hat es mit diesem Fluch auf sich?«
    Nadja setzte zu einer Vermutung an. »Ich weiß, dass Uther Pendragon in Gorlois’ Gestalt zu Igraine geschlichen ist, weil er sie unbedingt haben wollte, und Artus gezeugt hat, während Gorlois in irgendeiner Schlacht beschäftigt war. Nur …«
    »Ja und nein.« Cunomorus schüttelte den Kopf und winkte energisch ab. »Ganz so war das nicht.« Er unterbrach sich und wies auf eine schmale Straße. »Wir müssen jetzt da lang! Dieser Weg führt ins Dorf, und zwar direkt zur Bäckerei der äußerst gütigen Mistress Gosling. Seid vorsichtig, hier sind überall vereiste Pfützen. Ich gehe am besten voran!«
    Das tat er dann auch, mit zügigen Schritten. Cunomorus hatte seinen Mantel Nadja überlassen, die ihren geliebten Elfen mit unter die wärmende Hülle nahm. Eng umschlungen folgten sie dem König. Er fror, was bei der Kälte nicht verwunderte, und um sich wenigstens ein bisschen aufzuwärmen, schwenkte er seine Arme in weitem Bogen aus, bevor er sie um seinen Körper schlang. Die Prozession war ein seltsamer Anblick.
    »Uther Pendragon«, erinnerte David seinen Begleiter.
    »Was? Ach so.« Cunomorus nickte. Atemwolken stiegen vor seinem Gesicht auf. Soeben kam die Morgenröte über den Horizont, warf ihr Streiflicht über den Weg und die froststarren, mit Schnee bedeckten Wiesen ringsum. Der Himmel war wolkenlos; es sah nach einem kalten, aber klaren Wintertag aus. Nur der Wind war eine Zumutung; dieser eisige Meereswind mit seinen plötzlichen Stößen und den winzigen, feinen Salzkristallen, die sich mit einem Eifer an Haut und Haare klebten, als würden sie dafür bezahlt.
    »Uther Pendragon hatte sich in Igraine verliebt, das ist schon richtig!«, rief Cunomorus über die Schulter zurück. »Und er war ein Hochkönig. Gorlois hätte ihm die Frau abtreten sollen, dann wäre die Geschichte ganz anders verlaufen. Aber Gorlois war ein Idiot. Was hat er sich gedacht? Dass Uther ein Nein akzeptiert? Der König? Von einem Herzog aus Cornwall? Also bitte!«
    Nadja dämmerte eine Erkenntnis. »Ihr habt Uther Pendragon persönlich gekannt.«
    »Ja, wir waren befreundet.« Cunomorus breitete die Hände aus. »Er war kein schlechter Mensch, auch wenn seine Taten etwas anderes vermuten lassen. Und sich in Igraine zu verlieben … Meine Güte, Ihr habt sie gesehen. Wer hätte sich
nicht
in sie verliebt?«
    »Was ist passiert?«, fragte David.
    »Merlin hat von der Sache erfahren. Er hatte Pläne, was Tintagel betrifft. Ihr müsst wissen, dass die Burg auf magischem Grund steht. Dort und nur dort sollte der König von England gezeugt werden: Artus. Und weil Merlin Gorlois für den Holzkopf hielt, der er war, hat er sich für Uther Pendragon als Vater des künftigen Königs entschieden. Er hat ihm geraten, den Herzog zum Kampf um Igraine herauszufordern, Armee gegen Armee. Gorlois zog los, Uther schickte seine Krieger. Einer von ihnen trug die Rüstung des Königs und ritt dessen Pferd; so entstand der Eindruck, Uther wäre an der Schlacht beteiligt. Tatsächlich ging er nach Tintagel. Dort hat ihm Merlin eine Larve verschafft, die ein Trugbild hervorrief. Uther sah die ganze Zeit aus wie Gorlois, das hat nur niemand wahrgenommen, wie es auch bei den Elfen Brauch ist. Alle glaubten, es wäre Gorlois, der durch die Burg ging.«
    Cunomorus drehte sich um. »Auch Tintagel hat den Betrug nicht gemerkt«, sagte er. »Und zwar deshalb nicht, weil Merlin seine Magie anwandte, die nur er besitzt und deren Trugzauber keiner erkennen kann. Diese Burg jedoch ist etwas Unerklärliches. Mehr als nur Steine, aber weniger als Leben. Eine Existenz dazwischen. Ich weiß nicht, ob sie ein Schuldgefühl hat, aber etwas in der Art muss es sein. Tintagel sollte ihren rechtmäßigen Herrn beschützen und hat versagt. Deshalb hält sie Gorlois’ Todesnacht gnadenlos fest. Mit allen Beteiligten, einschließlich sich selbst. Geister gehen dort um, und sie kommen nie mehr frei. Sie und die Burg müssen diese eine Nacht wieder und wieder durchleben, weil Gorlois eigentlich nicht hätte sterben dürfen.«
    Cunomorus nickte David zu. »Das meinte Merlin, als er sagte:
Das ist der Preis für den König

    »Nein, es sind keine Geister, Cunomorus, sondern

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