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Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Titel: Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
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Gitzebüggel …«
    »Ein was?«
    »Geizkragen. Und Sie haben Besuch mitgebracht, Majestät? Verwandte von Ihnen?«
    Majestät war überfordert, das merkte man an dem Hilfe suchenden Blick, den er Nadja zuwarf. Es war bewundernswert, dass der alte König mit dem Englisch der Neuzeit so gut zurechtkam und sich ohne Schwierigkeiten verständigen konnte – solange man ihn nicht mit Fragen überschüttete und ihm keine Zeit zum Antworten ließ.
    Nadja lächelte und übernahm die Verhandlung. »Guten Morgen, Mistress Gosling. Ich bin Nadja aus Deutschland, und das ist mein Mann David.«
    »Freut mich!« Die Bäckersfrau streckte die Hand aus und packte herzlich zu. Mehl wechselte von einer in die andere Hand. »Ist Ihnen nich kalt, so ganz ohne Mantel?«
    »Schweinekalt!«, bekannte Nadja aus tiefster Seele.
    »Und wir sind sehr hungrig«, fügte David mit strahlendem Lächeln hinzu und wirkte seinen Elfenzauber. Nadja ließ ihn gewähren, schlechtes Gewissen hin oder her. Sie hatten nun mal kein Geld, und ihr war schon schlecht vor Hunger. Immerhin, ein bisschen was bezahlten sie dafür. Mistress Gosling bekam einen ganz verträumten Ausdruck, während sie Fleischpasteten und Tee herrichtete, und sogar ihr Mann Ernie taute rasch auf und gesellte sich zu ihnen, nachdem sie Platz genommen hatten.
    Nadja bezwang ihre Gier; sie wollte nichts von der köstlichen Wärme des Tees und der heiß dampfenden Pastete verpassen.
    Da niemand in die Bäckerei kam, solange sie sich aufhielten, vermutete Nadja, dass David irgendeinen Bannzauber gewirkt hatte, der die Leute draußen hielt. Allzu lange sollten sie dennoch nicht bleiben.
    Das kornische Ehepaar plauderte munter, während die Gäste begeistert ihr Frühstück einnahmen, und David hielt sie mit heiteren Einwürfen bei bester Laune. Fehlten nur noch ein Tresen und jede Menge Utensilien, um Cocktails zu mischen, und er wäre ganz in seinem Element gewesen. Nadja musste unwillkürlich lächeln.
    »Aber sagen Sie mir doch, Majestät«, wandte Mistress Gosling sich schließlich an den schweigsamen Cunomorus, »weshalb Sie immer so einen traurigen Gesichtsausdruck haben.«
    »Ich möchte nach Hause«, flüsterte der alte König von Lyonesse, Vater eines Ritters der Tafelrunde, Halbelf und aus einer anderen, lange vergangenen Zeit.
    Er sah so verloren aus, dass es Nadja rührte. »Das werden wir auch«, sagte sie sanft zu ihm. »Nach Hause gehen.«
    »Apropos«, warf David ein. »Gibt es eine Möglichkeit, Merlin’s Cave zu besichtigen?«
    »Jetzt nich’«, antwortete Mister Gosling. »Steht alles unter Wasser, von wegen der Flut, verstehen Se? Da hätten Se früher los müssen.«
    »Dann essen wir eben noch eine Runde«, schlug David vor.
    Schließlich brachen sie auf, denn Nadja wurde zusehends nervöser. Außerdem war sie satt und wollte das freundliche Paar nicht noch mehr berauben. Allerdings sah sie, wie David Mistress Gosling etwas zusteckte, bevor sie den Laden verließen, und war ein wenig beruhigt. Ganz sicher war das kein Elfengold, sondern etwas, das sie brauchen konnten.
    Ihnen blieb nichts anderes übrig, als zum Strand hinunterzugehen und auf den Rückgang der Flut zu warten. »Ich könnte Euch zum Zeitvertreib den Rest berichten«, schlug Cunomorus vor. »Über Lyonesse.«
    »Aber gern!« Nadja nickte ihm aufmunternd zu, und so begann der alte König ein zweites Mal zu erzählen: von der Keltenprinzessin Carmandua bis zum Untergang ihres Löwenreichs, draußen vor Land’s End.

20 Lyonesse – Aufstieg und Fall
    Wavilian und Prinzessin Carmandua lebten ein glückliches Leben. Gemeinsam führten die beiden das Land an Englands Südküste durch gute Zeiten einer Zukunft entgegen, die – wie es schien – bis ans Ende allen Seins weitergehen würde. Als ihre Kinder erwachsen wurden, übernahmen sie aus den liebenden Händen der Eltern ein gutes, gesichertes Reich. Der Rosenthron im Palast der Stadt der Löwin wurde zum Gütezeichen einer vorbildlichen Dynastie und stand für die Werte, die der Gründerin von Lyonesse wichtig waren: Edelmut, Loyalität, Menschlichkeit.
    Als Carmandua starb, weinte ein ganzes Volk um die edle Prinzessin. Man begrub sie auf einer Insel im See, jenseits der Stadt, bei den Sieben Steinen.
    In ihren Kindern und Enkeln lebte die Sanftmut dieser außergewöhnlichen Frau weiter. Aber auch ihre Klugheit, und so übersahen sie nicht die Zeichen der Zeit. Englands Besiedelung schritt voran, und man war gut beraten, sich gegen Überfälle zu

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