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Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Titel: Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
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Cunomorus und sein niederträchtiger Sohn Tristan. Angeblich habe dieser, neben vielen anderen Schandtaten, die irische Maid Isolde geschändet und aufs Tiefste gedemütigt.
    Das alles erweckte zwar Manannans Empörung, jedoch sah er sich nicht genötigt, dagegen etwas zu unternehmen – dafür sei Isoldes Vater zuständig, ihn ginge das nichts an.
    Allerdings geriet er in Wallung, als Ygrantha fortfuhr. Sie berichtete, dass der König und der Prinz von Lyonesse vorhatten, sich Irland einzuverleiben und nicht nur die menschliche Seite. Sie wollten ihre neue Residenz in Manannans Palast aufschlagen. Seit Tristans Tod sei Cunomorus nur noch mehr entschlossen, Macht und Magie an sich zu reißen … und so weiter.
    Es war ein hartes Stück Arbeit, aber eine Banshee verfügte über gute Lungen und eine erstaunliche Singstimme. Irgendwann hatte Ygrantha den alten Riesen so sehr aufgestachelt und mit ihrer Magie vergiftet, dass er, nicht mehr Herr seiner Sinne, fest entschlossen war, den Schandfleck Lyonesse in tausend Stücke zu reißen.
    Ungesehen und in aller Heimlichkeit zog Manannan Mac Lir durch den Atlantik, Meile um Meile an Cunomorus’ Reich vorbei. Weit draußen auf offener See hielt er an und tauchte ab. Dort lag unter dem Meeresgrund eine gigantische Felsplatte, die sich von England bis zum Kontinent erstreckte. Mannanan Mac Lir, groß wie ein Baum, hob seine Riesenfaust und schlug zu. Die Erschütterung durchlief den Stein, erreichte die Insel.
    In Lyonesse begannen die Glocken zu läuten.
    Das Beben war kaum zu spüren und gleich wieder vorbei; zwar führte das rätselhafte Glockengeläut zu einigem Stirnrunzeln, doch schon bald setzten die Menschen ihre kurz unterbrochenen Arbeiten wieder fort. Niemand merkte etwas von der tödlichen Gefahr tief unter den Wellen. Sie konnten es nicht merken.
    Erneut hämmerte Manannan mit der Faust auf den Boden. Einmal. Zweimal.
    Im Baumschloss der Crain zitterte ein Blatt. Das war ungewöhnlich, denn es ging kein Wind. Ein Schlosswächter wurde aufmerksam, behielt das Blatt im Auge. Es zitterte weiter, und wer genau hinhörte, bemerkte auch ein fernes, dumpfes Geräusch unter dem Schloss. Der Elf hörte genau hin. Er meldete seine Beobachtung sofort an den Hauptmann. Der zeigte sich zwar nicht beglückt über die Störung – es war Mittag, die Zeit des gemütlichen Ausruhens –, doch er ging der Sache nach.
    Erschrocken erstattete er seiner Königin Bericht, und diese setzte ihre Macht ein, um herauszufinden, was da vor sich ging. Bald war sie im Bilde – und äußerst erzürnt. Ein Unsterblicher wagte ohne vorherige Kriegserklärung einen Angriff auf ein Reich der Sterblichen – ohne seine Königin in Kenntnis zu setzen und um Erlaubnis zu bitten!
    Kurze Zeit später trat die Elfenkönigin aus einem Tor bei den Sieben Steinen und eilte mit Gefolge zu Cunomorus’ Palast.
    Gwynbaen kam persönlich; nicht um den befreundeten Halbelfen zu warnen, sondern um das ganze Land zu retten. Sie fackelte nicht lange, denn die Lage war sehr ernst. Sie berichtete dem erschrockenen Cunomorus, dass Manannan Mac Lir soeben dabei war, ein gigantisches Seebeben auszulösen. Wahrscheinlich würde es einen Wellenberg geben, der das halbe Reich überspülte, vielleicht auch einen Abbruch der Küstenregion oder beides. Unmöglich, die Bevölkerung noch rechtzeitig zu evakuieren; ihnen blieb dafür höchstens der Rest des Tages. Dennoch mussten alle gewarnt werden und eine sichere Deckung aufsuchen, da Gwynbaen etwas Ungewöhnliches vorhatte.
    Cunomorus fragte nicht, was das sein mochte. Er befolgte alle Befehle der großen Elfenkönigin und ließ die Glocken der Kathedrale läuten, bis die Leute zusammenliefen. Glockenklang scholl durch die Stadt der Löwin, lief den Boten voraus, traf auf eine Kirche am Stadtrand. Die schloss sich dem Läuten an, gab es weiter. Eine nach der anderen erhoben die Glocken von Lyonesse ihre mächtigen Stimmen, zum warnenden Chor vereint. Boten brachten die Nachricht an das Volk, umgehend sichere Gebäude aufzusuchen.
    Während dies geschah, teilte Gwynbaen Cunomorus ihren Plan mit. Sie würde Lyonesse retten – ja, retten –, aber unter einer Bedingung. Fortan würde das Reich dem Baumschloss angehören. Es würde seine Eigenständigkeit nicht verlieren, aber tributpflichtig werden. Gwynbaen sicherte ihren weiteren Schutz zu, im Gegenzug musste Cunomorus sich ihrer Gerichtsbarkeit unterwerfen und Soldaten stellen, wann immer sie angefordert

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