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Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Titel: Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
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hielt etwas umkrallt, was aussah wie … Nein, es
war
ein Grabstein. In Form eines Kreuzes. »Weiche von mir, Satan!«, fauchte die seltsame Kreatur hasserfüllt.
    »Ja spinnst du? Sehe ich etwa aus wie der Teufel?«
    »Der Teufel hat viele Gesichter.«
    »Aber nicht meins!«
    »Genau das würde der Teufel sagen. Er lügt und betrügt, wenn es ihm zum Vorteil gereicht.«
    Alebin hob die Schultern. »Na und? Das mache ich auch. Deshalb bin ich noch lange kein Teufel. Ich bin ein Elf, Mann!« Er zeigte nach vorn. »Warum hältst du mir eigentlich diesen Grabstein hin? Was soll ich damit?«
    In den Stein waren Buchstaben eingemeißelt. Das schwarze Licht in der Höhe brachte ihre Ränder zum Vorschein; wenigstens jene, die nicht von Wasserschnecken oder Algen besetzt waren.
Jan
und
Treg
konnte man erkennen. Dahinter fehlte ein Stück. Der Zahn der Zeit hatte es abgenagt und die Buchstaben
e
und
a
gleich mit. Nur die letzten drei waren noch erhalten.
    »Treg…gle«, entzifferte Alebin stockend die altmodische Schrift. Er hob den Kopf. »Treggle! Ist das dein Name?«
    Tregeagle war ein Wort aus der vergessenen kornischen Sprache. Es klang ungefähr wie trä-gägg-ell, aber
Treggle
kam dem nahe genug, um eine Reaktion hervorzurufen. Aufheulend ließ der Geist seinen Grabstein fallen und huschte blitzschnell zu den Felsen zurück. Dort zwängte er sich in das Loch im Gestein, bis er es ausfüllte, und nahm seine Tarnstarre wieder an.
    Alebin verfolgte die Aktion amüsiert. Treggle hatte Dreck am Stecken, ohne Zweifel. Alebin kannte solche Fluchtversuche zur Genüge und auch das gute Gefühl, wenn sie gelangen. Schließlich war er selbst ein Gauner. Was ihn beunruhigte, war Treggles Teufelsgerede. Konnte er sich nicht ganz normal vor seinen Feinden fürchten wie alle anderen auch? Musste er gleich den Höllenfürsten zitieren?
    Oder gab es dafür einen Grund?
    Das Elfengrinsen erlosch. Alebin glitt zu den Felsen hin und zupfte an dem wogenden Scheinschilf.
    »Ich sehe dich, Treggle.«
    »Geh weg!«
    »Will ich ja. Sag mir, wie ich hier rauskomme, und schon bist du mich los.«
    Ein Geisterauge klappte auf, musterte den Elfen mit einer Mischung aus Furcht und Argwohn. »Bist du wirklich nicht der Teufel?«
    »Wenn ich es wäre, glaubst du ernsthaft, ich würde tatenlos vor deiner Nase schweben? Warum fürchtest du dich eigentlich so vor ihm?«
    »Er verfolgt mich«, flüsterte Treggle unglücklich. »Er und seine verfluchten Höllenhunde. Seit Jahrhunderten schon!« Der Geist zeigte nach oben. »Ich habe einen künstlichen Boden in den See gewoben, damit sie mich nicht finden.«
    »Das schwarze Licht?«
    »Ja.« Treggle nickte. »Es ist meine Seele. Sie hat einen Eigengeruch, der mich verraten würde. Deshalb habe ich ihre Energie in Licht umgewandelt. Das wittern sie nicht, und man kann sich gut darunter verstecken, weil es magisch ist und festen Boden nachahmt. Menschen könnten darauf herumlaufen. Haben sie auch mal getan, wenn ich mich recht entsinne.«
    Alebin kam ein Verdacht.
    »Und dieser ganze Hokuspokus – ich meine: War ja keine schlechte Idee, alles in allem. Aber hier gab es früher eine Elfenpassage.« Er wies auf die schwachen Aurenfragmente in der Tiefe. »Hat dein Versteckspiel etwas damit zu tun, dass sie geschlossen wurde?«
    »Nein, die war schon zu meinen Lebzeiten lange außer Betrieb. Das hängt mit dem Schwert zusammen, glaube ich.«
    »Welchem Schwert?«, fragte Alebin verwundert.
    Treggle sagte es ihm. »Im Grund des Sees steckt eines. Jemand hat es ins Wasser geworfen, nachdem der Besitzer gestorben war. Wird wohl ein König gewesen sein.«
    Der Elf horchte auf. »Gibt es auch einen Namen für diesen …
König?
«
    »Äh – Tristan oder so.«
    Tristan! Da läutet doch was!
, dachte Alebin erregt. Laut fragte er: »Sag mal, Treggle, wo bin ich hier?«
    »Im Dozmary Pool.«
    »Mann, das weiß ich selbst. Ich meinte: Wo liegt dieser See?«
    »Na ja, im Bodmin Moor, wo sonst?«
    Der Kerl hat das Hirn einer zurückgebliebenen Muschel!
, dachte Alebin gereizt. Er verspürte ein inniges Bedürfnis, Treggle in den Allerwertesten zu treten, unterließ es jedoch, denn der Geisterhintern schwebte vor solidem Felsgestein. »Schön, Treggle. Und wo befindet sich das Bodmin Moor?«
    »Machst du Witze?«
    »Höre ich mich so an?«
    »Nein.«
    »Also?«
    »In England.«
    »Geht’s auch ein bisschen genauer?«
    »In Cornwall.« Treggle schob sich ein Stück ins Freie. »Du bist nicht von hier, kann das

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