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Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Titel: Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
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ihn kommen sah, weiteten sich seine Augen.
    »Du … du willst … doch nicht etwa …« Länger konnte er sich das Lachen nicht verkneifen. Er prustete los, dass ihm die Luft nur so aus dem Gesicht rauschte. Mit bebender Hand wies er auf das Schwert. »Willst du mich
töten
, Bürschlein? Ich bin ein Geist, hast du das vergessen?«
    »Nein«, antwortete Alebin schlicht.
    Das Wort ging in Treggles grölendem Gelächter unter. Es dauerte eine Weile, ehe ihm bewusst wurde, dass sein
Bürschlein
gar nicht angriff, sondern ihn links liegen ließ und immer weiter schwamm. Aufwärts. Treggle rief ihm amüsiert die Frage hinterher, was es denn nun schon wieder vorhätte. Als er Alebins Absicht erkannte, blieb ihm das Lachen jedoch im Hals stecken.
    »Neiiiin!«, schrie der Geist und schoss in die Höhe.
    Es war zu spät. Alebin hatte das schwarze Licht erreicht – die dünne Haut im Wasser, Treggles einzigen Schutz vor den Hunden des Teufels. Kreuz und quer zog er die Klinge hindurch. Schnitte klafften, die sich von allein weiteten. Kaum sichtbare Fetzen schwebten davon.
    »Nein, nein, nein!« Treggle kreischte. Mit aller Macht riss er Alebin zurück, schlug ihm die Waffe aus der Hand. Lautlos sank Tristans Schwert zurück in die Tiefe.
    Treggle ließ nicht locker, setzte dem Elfen immer weiter nach. Brüllend fuhr er auf ihn los, als wolle er ihn ergreifen, zerbrechen, vernichten. Und ganze Wolken aus Luftblasen folgten ihm. Plötzlich scholl fernes Bellen durchs Wasser, ähnlich dem von großen Rüden. Doch es war noch etwas anderes in den Stimmen. Etwas Fremdes.
    Sie waren unheimlich.
    Satanisch.
    Treggle erstarrte. Die sprudelnde Luft überholte ihn, drängte nach oben.
    Alebin reagierte allerdings blitzschnell, atmete eine große Blase ein – und machte, dass er fortkam. Einmal nur blickte er zurück. Fast hätte ihm Treggle leidgetan, so verzweifelt, wie er seine zerrissene Tarnung zu flicken versuchte. Aber nur fast. Immerhin hatte er damit gedroht, Alebin zu töten, da brauchte er nicht mehr auf dessen Mitleid zu hoffen.
    Die Luft wurde knapp. Sie enthielt ohnehin wenig Sauerstoff, stammte sie doch von einem Geist. Alebin dachte nicht darüber nach, dazu hatte er keine Zeit. Nicht zum Denken, nicht zum Fürchten. Er floh, und er musste dabei irgendwie dem Grauen standhalten, dessen Eiseskälte sein wummerndes Elfenherz umkrallte und aus dem Takt brachte.
    Sie kamen.
    Lautes Knurren zog durch den See, vielstimmig und unendlich böse. Die Bluthunde des Teufels hatten Treggles Fährte aufgenommen – und diesmal würden sie sie nicht mehr verlieren. Einer nach dem anderen planschten sie ins Wasser, riesige Bestien. Unsichtbar, nicht aufzuhalten. Ihr Schnarren und Geifern klang nach gieriger Spucke, und Alebin roch den Schwefelhauch, den sie mitbrachten aus ihrer Welt der ewigen Dunkelheit, der Kälte und Verzweiflung.
    Genau in diesem Moment war es, dass weit draußen vor der kornischen Küste, am Land’s End, die Glocken von Lyonesse zu läuten begannen.
    Alebin wusste nichts davon, und es wäre ihm auch schnurzegal gewesen. Die Oberfläche nahte. Nur ein paar Schwimmzüge noch, nur ein paar Sekunden länger ohne Atem auskommen! Schon sah er den Schein der Abendsonne im Wasser – dieses tröstliche, warme Licht, das von Leben sprach. Von Hoffnung.
    Auf einmal gellte ein entsetzlicher, lang gezogener Schrei herauf und ließ den Elfen vergessen, dass die Höllenhunde nicht hinter
ihm
her waren. Im Gegenteil: Alebin glaubte fast zu spüren, wie sie ihn mit heißen, blutigen Fängen verfolgten. Wie sie näher und näher kamen. Jede Sekunde konnten sie ihn erreichen, an seine Fußgelenke stoßen, zubeißen und ihn zurückziehen – hinab in lichtlose Tiefen.
    Panische Angst half ihm dabei, seine letzten Energiereserven zu aktivieren. Halb ertrunken stieß Alebin durch die Wellen, rang nach Luft. Wie köstlich sie war, wie gut! Nur nicht anhalten! Weiter, weiter! Mit aller Macht kämpfte er sich dem rettenden Ufer entgegen. Alebin warf sich mehr in flache Gefilde, als er schwamm, und die letzten Meter kroch er auf allen vieren – keuchend und restlos erschöpft.

3 Wispernde Weiden
    Abendrot flammte über dem Bodmin Moor, als Alebin erwachte. Gnädige Ohnmacht hatte ihn eine Weile umfangen und in den Schlaf des Vergessens gewiegt. Nun aber, nachdem sich wenigstens sein rasender Herzschlag wieder normalisiert hatte, musste der Elf allein sehen, wie er zurechtkam.
    Einen Moment blieb er liegen und horchte in sich hinein,

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