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Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Titel: Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
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Schild. Einsam lag es am Wegesrand, unbeachtet, der Zeit und dem Wetter überlassen. Niemand kam, um es wieder aufzustellen, und keiner fragte sich, warum das so war.
    Manchmal aber, wenn der Wind durchs Gras strich, fiel das Licht der Abendsonne auf die wurmstichige Holzstange, glitt daran hinab und verweilte einen Moment an deren Ende. Als ob es sich erschrocken hätte. Denn weder die Zeit noch das Wetter hatten den Wegweiser gestürzt.
    Jemand hatte ihn abgesägt.

4 Rocky Zwölf
    Nun mach endlich hin, Aurelia!«, scholl es ungeduldig durchs Wollgras. Die Stimme klang männnlich, aber hell und zart und ließ darauf schließen, dass ihr Besitzer von kleiner Gestalt sein musste. Ein Kobold vielleicht oder ein Pixie.
    Alles andere hätte Rocky auch energisch von sich gewiesen. Vielleicht nicht gerade in diesem Augenblick, denn er war bereits spät dran und durfte nicht trödeln, wenn er sein Zuhause noch vor Sonnenuntergang erreichen wollte. Und das wollte Rocky unbedingt. So riss er im Vorbeireiten einen Grasstängel ab, drehte sich halb um damit und haute Aurelia eins auf den Bürzel.
    »Schwing die Füße, du lahme Ente!«
    Das war eine ziemliche Beleidigung, und entsprechend reagierte Rockys Gefährtin. Auch ein Moorhuhn hatte schließlich seinen Stolz.
    Mit empörtem Gackern und gespreizten Flügeln rannte Aurelia über Stock und Stein, dass ihr Reiter nur so in die Höhe hopste. Schreiend und um Halt bemüht, was auf einem ungesattelten – und obendrein vergrätzten – Huhn nicht eben leicht war.
    Als das seltsame Gespann den Rand der Grasnarbe erreichte, hielt Aurelia an. Hinter dem schützenden Wollgrasdickicht lag ein Weg. Freies Gelände, von Abendrot und Schatten besprenkelt. Sie wollte erst nach möglichen Feinden Ausschau halten, ehe sie es betrat, denn im Bodmin Moor lebten Füchse und auf deren Speisekarte stand Aurelia samt ihrer Verwandtschaft unangenehm weit oben.
    Rocky nutzte die Gunst des Augenblicks, um sich aus einer etwas peinlichen Position zu befreien. Er hing kopfüber an Aurelias Halsgefieder, einen Fuß im Zaumzeug aus geflochtenen Grashalmen verheddert, zwei Federsträußchen umkrallt und das Zügelende zwischen den Zähnen. Nun, nachdem die wilde Hopserei aufgehört hatte, konnte der kleine Reitersmann loslassen und seinen Platz auf dem Moorhuhnrücken wieder einnehmen.
    »Geschüttelt, aber nicht abgeworfen!«, stellte er zufrieden fest.
    Der Weg vor ihm sah vielversprechend aus. Er eignete sich gleichermaßen für den Heimritt und als Startbahn, sollte die Zeit zu knapp werden und Aurelia fliegen müssen.
    Rocky nahm die Zügel auf und trieb das Tier an. Keine drei Schritte waren getan, da schob sich ein Schatten in sein Sichtfeld. Jemand kam den Weg heraufgeschlurft; ein großer, rothaariger Kerl. Aurelia wollte gleich zurück in ihre Grasdeckung, aber Rocky erlaubte es nicht.
    »Warte doch mal, du dummes Huhn!«, wisperte er. Neugier ließ seine Stimme zittern, blitzte in seinen Augen, machte Vorsicht zu einem lästigen Hemmnis. So war es immer in solchen Momenten, denn Rocky handelte mit Informationen. Und was ihm da auf müden Füßen entgegengetrottet kam, roch nach einem guten Geschäft!
    Fast hätte er es übersehen und den Fremden mit einem Menschen verwechselt, diesen langweiligen Geschöpfen, von denen man nur melden konnte, dass es schon wieder ein paar mehr gab. Dass sie ein weiteres Haus gebaut oder sich ordentlich vermöbelt hatten, wenn der kläffende Hund den Sonntagsfrieden des einen und der elektrische Rasenmäher den des anderen störte.
    Rocky seufzte. Es war einfach nichts mehr los im Moor!
    Früher, ja – da war noch die Post abgegangen! Da hatte sich der Sohn des
Lord of the Manor
auf den Heuboden des väterlichen Gutshofes geschlichen, um die blutjunge Küchenhilfe zu vernaschen … Hach, was hatte es in den Nachrichtenkanälen gerattert. Besonders, weil die blutjunge Küchenhilfe
Herbert
hieß.
    Oder die Strandpiraten! Wie spannend war es gewesen, sie auf ihren heimlichen Wegen durchs Moor zu verfolgen, zum
Jamaica Inn
oder dem
Grumpy Hog
, um herauszufinden, was sie diesmal erbeutet hatten! Und der Spaß erst, wenn man dem Police Commissioner einen Tipp zuspielte! Mitten in der Nacht hatte er mit seinen Leuten ausrücken müssen, ob er wollte oder nicht. Denn am Tage waren Räuber nicht zu fangen.
    Die Uniformierten haben sich immer so schön gefürchtet!
, dachte Rocky grinsend, während er den heranschlurfenden Fremden im Auge behielt.
Damals reichte ein

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