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Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Titel: Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
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gewichen. Was tat er da eigentlich? Stocherte wie ein Blöder im Morast, traf nichts anderes als weichen Grund und fror sich dabei die Nase rot. Es war bitterkalt an diesem grauen Novembertag; so trostlos. Und diese Trostlosigkeit würde über ihm zusammenschlagen, dass er sich nie wieder davon erholte, wenn er den Bach zu Ende durchsucht hatte, ohne fündig zu werden. Andererseits: Wenn er aufgab, kam er nie wieder weg. Das war auch keine Alternative. Alebin nahm die nächste Stange und legte erneut los.
    »Was machst du da, Schotte?«
    Der Elf fuhr herum. Hinter ihm stand Nathan Pine auf der Klapperbrücke, seinen Schmiedehammer geschultert und eine Lederschürze umgebunden. Er hatte wohl gerade in der Schmiede gearbeitet; Dampf stieg aus seiner erhitzen Kleidung. Die Wangen waren gerötet.
    Alebin fiel keine Lüge ein. Was hätte er auch sagen können? Dass er Frösche jagte? Also hielt er sich halbwegs an die Wahrheit.
    »Jasper hat mir von dem versteinerten Kind erzählt, das dein Bruder Matthew mit Father Noland und dem Fallensteller irgendwo versteckt hat. Ich wollte mal sehen, ob ich es finden kann.«
    Nathan kam einen Schritt auf ihn zu. Seine Hand krallte sich um den kräftigen Hammerstiel, dass die Fingerknöchel weiß hervortraten. »Das war kein Kind, das war ein Scheusal«, sagte er mürrisch. »Und mein Bruder hat dafür bezahlt. Also lass die Sache ruhen.«
    »Ich hörte von deinem Bruder. Er hat versucht, die Torfmuhme zu töten. Ist er nicht mit dem Fallensteller losgezogen, um sie in einer Schlinge zu fangen?«
    »Am Withey Brook.« Nathan blickte düster auf die Brückensteine. »Da hatte Gordon – der Fallensteller – das Ding erwischt. Deshalb dachten sie, dass die Alte da irgendwo hausen würde.«
    »Und?«
    »Sie sind nicht mehr zurückgekehrt, weder Matt noch Gordon. Wir haben nach ihnen gesucht, aber nur noch wenig gefunden.«
    »Hmm.« Alebin nickte. »Das tut mir leid. War ein mutiger Mann, dein Bruder.«
    »Ja. Das war er.«
    Alebin zog die Stange aus dem Sumpf, stellte sie neben sich und lehnte sich daran. Nathans unsteter Blick streifte immer wieder die Brückensteine und weckte in ihm einen Verdacht. Den wollte er bestätigt wissen, aber dazu musste er den Mann zum Sprechen bringen.
    »Hmm. Da waren zwei der drei Freunde tot. Und Father Noland ist auch gestorben«, sagte Alebin nachdenklich. »Jasper meint, er hätte sich geopfert.«
    »Das hat er.«
    »Als die Torfmuhme ihren Fluch aussprach und die Bestie kam, ist er ins Moor gegangen und hat sich ihr gestellt, stimmt das?«
    »Du solltest jetzt gehen, Schotte! Ich muss auch zurück in die Schmiede.«
    »Aber
warum
hat er das getan? Ich versteh’s nicht.«
    Nathan Pine antwortete nur widerwillig. »Er war ein heiliger Mann. Ein guter Christ! Wahrscheinlich hat er gedacht, dass der Fluch enden würde, wenn die Schuld bezahlt wäre. Mehr als die drei waren ja nicht daran beteiligt. Vielleicht hat er auch gehofft, es würde die Bestie töten, wenn sie … Na ja, du weißt schon.«
    »Ah, ich verstehe. Weiße Magie gegen schwarze Magie.«
    »Was gibt es da zu grinsen?«, fragte ihn Nathan fauchend.
    »Nichts, nichts.« Alebin hob abwehrend die Hände. Was hätte es gebracht, dem Mann zu erklären, dass es nur Magie gab. Keine weiße oder schwarze, gute oder böse. Magie war Magie, einzig was die Magier daraus machten, konnte zum Guten oder Schlechten verwendet werden. »Und du hast recht: Es ist kalt, wir sollten jetzt reingehen.«
    Er marschierte schon los, mit Nathan vorneweg, fügte aber noch wie beiläufig eine Frage an. »Wer hat eigentlich das Kreuz so gut angebracht, dass es heute noch hält? War das Father Noland?«
    »Nein, das war mein Bruder.« Nathan drehte sich um, mit etwas wie Stolz in den Augen. »So etwas kann nur ein Schmied!«
    Es war Nacht, als Alebin an die Klapperbrücke zurückkehrte; heimlich, im Dunkeln, damit es niemand sah. Er hatte alle Informationen zusammen, die er brauchte, und das letzte Missverständnis war ausgeräumt.
    Nach Jaspers Beschreibung war die alte Kapelle, in ihre Einzelteile zerlegt, als Schutz um das Dorf verteilt worden. Alebin hatte gedacht, das Kreuz auf der Klapperbrücke – der krönende Abschluss des Gotteshauses – wäre nur ein weiterer Bestandteil des Schutzrings. Erst Nathan Pines Blicke und dieses Gerede von
Schuld
hatten ihn darauf gebracht, dass das Kreuz noch etwas anderes war. Nämlich Matthew Pines Beitrag zum Verschwinden des Wechselbalges.
    Das beantwortet die Frage

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