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Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Titel: Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
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bekommen, keinen Gruß oder ein Lächeln. Die Leute brachten ihm nur noch Misstrauen und Ablehnung entgegen. Manchmal auch Furcht, seit Jasper nicht mehr da war.
    Alebin hatte es sich zunutze gemacht, dass der Dorflehrer gern redete.
    Er war mit ihm schon ins Moor gegangen – auf eine ausgedehnte Wanderung zum
Cheesewring
, einer rätselhaften Steinformation, die ihm Jasper unbedingt hatte zeigen wollen. Alebin hatte ein interessiertes Lächeln vorgetäuscht, während sein Begleiter über Korrosion, Granit und kornische Legenden referierte – und innerlich Freudentänze aufgeführt: Die für Jasper grauen Felsen hatten förmlich vor Elfenauren geglüht! Sie waren viel jünger und besser erhalten als die Spuren im Dozmary Pool. Alebin hätte den Lehrer fast geküsst, als ihm klar geworden war, dass er vor einem aktiven Portal stand.
    Das hatte er aber unterlassen, zumindest vorerst, und ihn stattdessen zu den Dingen befragt, die er wissen musste: der verschwundenen Dorfkapelle, den Männern auf dem vergilbten Foto, dem Fluch. Jasper hatte ihm auch bereitwillig Auskunft gegeben – er schien
Darby O’Gill
zu mögen, nannte ihn seinen Freund. Nur zum Verbleib des versteinerten Kindes hatte er nichts gesagt und behauptet, es nicht zu wissen. Das war wohl die Wahrheit, denn Jasper war dabei geblieben, sogar als der Elf ihn gepackt und ihm den Willen ausgesaugt hatte. Komplett, bis zum letzten Hauch.
    Er war mit Jasper nach Whispering Willows zurückgekehrt. Auf dem Dorfplatz, unter den Augen aller, hatte er sich herzlich von ihm verabschiedet und ihm dabei zugeraunt, er solle nach einem Moment des Wartens wieder losgehen, zurück ins Moor. Alebin hatte von seinem Fenster über dem Schankraum des
Grumpy Hog
dabei zugesehen, wie der alte Mann diesen Befehl befolgte. Der Sonnenuntergang war prächtig gewesen an jenem Abend.
    Inzwischen hatte Alebin den Friedhof erreicht. Das kleine Eisentor quietschte in seinen rostigen Angeln, als er es aufzog.
    »Wo steckst du?«, murmelte er, während sein Blick über die planlos verstreuten Gräber wanderte, mit ihren verwitterten Steinen und dem weiß bereiften Gras. Irgendwo darunter konnte das versteinerte Kind liegen. Alebin vermutete, dass Rocky Zwölf recht gehabt hatte und der Wechselbalg längst tot war. Aber auch im Tode verloren die Wesen der Anderswelt ihre magische Ausstrahlung nicht ganz. Ein Rest blieb für immer erhalten, mochte er noch so winzig sein. Alebins Elfenaugen konnten ihn sehen – wenn er ihn fand.
    »Auf geht’s!«, befahl er sich. Das war nötig an diesem kalten grauen Novembermorgen. Alebin fand es empörend, durch die Gegend stapfen zu müssen, während Mistress Braxton im warmen Haus blieb und ihm das Essen kochen durfte. Manchmal schlug er sie, wenn der Frust ihn zu überwältigen drohte.
    Auch nun hätte er sie gern zur Hand gehabt, während er ohne Erfolg die Gräber abging. Alebin fand nicht mal einen toten Käfer, geschweige denn ein versteinertes Kind. In solchen Momenten huschte ihm gelegentlich der beängstigende Gedanke durch den Kopf, er könnte ein Phantom jagen. Vielleicht war der Wechselbalg gar nicht mehr da! Vielleicht hatten die drei Männer auf der alten Fotografie ihn ganz woanders entsorgt! Irgendwo draußen im Moor, an einer sumpfigen Stelle, wo ihn kein Schwein wiederfand, weil …
    »Sumpf.« Alebin blieb ruckartig stehen. »An einer sumpfigen Stelle«, wiederholte er langsam. »Wo ihn kein Schwein wiederfindet, weil kein Schwein Lust hat …« Er drehte sich um, plötzlich begreifend. »… im Dreck zu wühlen. Aber ja, das ist es! Ich weiß, wo er steckt!«
    Und schon lief er los.
    Jasper Foggerty hatte ihm erzählt, dass der tote Bacharm früher ein ganz normales Fließgewässer war, und Alebin erinnerte sich an eine Fotografie im
Grumpy Hog
, die das bestätigte. Nach dem Vorfall mit dem Wechselbalg hatte man den Bach umgeleitet, sein ursprüngliches Bett versumpfen lassen und an den neuen Ufern Weidenbäume gepflanzt. Sie waren inzwischen mehr als 144 Jahre alt. Bei ihrem Anblick wäre niemand auf die Idee gekommen, der Bach hätte irgendwann einmal einen anderen Verlauf gehabt.
    Gut überlegt!
, dachte Alebin.
Auch die Sache mit der Kapelle war nicht schlecht. Grässlich viel Arbeit, aber nicht schlecht
.
    Rockys Informationen aus dem Nachrichtenarchiv stimmten mit dem überein, was Jasper berichtete und weiter auszuführen wusste. Drei Männer – der Fallensteller, der Schmied und der Geistliche des Dorfes – hatten sich

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