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Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Titel: Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
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Glanz schimmerte dem Elfen entgegen. Alebin war ganz eindeutig das angepeilte Opfer.
    »Ich habe Ginnair gefunden«, wiederholte er, und beim Klang dieses Namens brach die Torfmuhme ein.
    »Wo ist er?«, fragte sie so fauchend, dass Alebin unwillkürlich zurückfuhr. Ihre Stimme war ganz anders, als er sie sich vorgestellt hatte. Nicht das brüchige, helle Organ eines alten Weibes, sondern kraftvoll und dunkel. Zu kraftvoll, um überzeugend nach Mensch zu klingen. Oder nach Elf. Nein – diese Gestalt war etwas anderes, daran zweifelte Alebin keine Sekunde mehr.
    Er nickte der Torfmuhme zu. »Ich sage dir, wo Ginnair steckt, sobald wir uns einig sind.«
    »Lebt er?«
    »Ja, natürlich. Wie könnte ich sonst mit dir verhandeln?«
    »Du lügst, Elf!«
    Alebin lachte gekränkt. »Das tun wir immer, nicht wahr? Elfen können gar nicht anders als lügen, es ist unsere Natur.« Er drehte sich halb um. »Gut, wenn du mich durchschaut hast, brauche ich nicht weiterzureden. Dann erneuere deinen Fluch und komm in einem Jahr zurück, um zu sehen, ob sich etwas verändert hat! Ich gehe wieder ins Haus. Mir ist kalt.«
    Sprach’s, packte Mistress Braxton am Arm und stapfte davon.
    Einen Schritt, noch einen. Und einen mehr … Alebins Herz wummerte ihm gegen die Rippen. Wieso sagte die Alte denn nichts? Warum rief sie ihn nicht zurück? Hatte er zu hoch gepokert, seine Gedanken nicht genug abgeschirmt vor den magischen Kräften der Torfmuhme? War er ein Idiot? So gut wie tot?
    »Warte!«
    Dreh dich jetzt bloß nicht zu schnell um!
, befahl sich Alebin. Stattdessen blickte er nur über die Schulter zurück und fragte fast gelangweilt: »War noch was?«
    »Du hast behauptet, dass Ginnair lebt«, sagte die Torfmuhme. »Dann musst du auch seine Aura gesehen haben.« Ihr Kopf kam lauernd nach vorn, mit schmalen Augen. »Welche Farbe hat sie?«
    »Blau«, sagte der Elf ohne Zögern. Er konnte nur beten, dass er sich im dunklen Morast nicht vertan hatte.
    Offenbar nicht, denn das aggressive Gesicht der Alten entspannte sich.
    Alebin breitete die Arme aus. »Also was ist nun, Shumoonya: Willst du verhandeln oder nicht?«
    »Woher kennst du meinen Namen?«, herrschte sie ihn an.
    »Weiß nicht. Irgendwer hat ihn mal erwähnt.« Alebin kehrte auf die Brücke zurück. Als Zeichen seiner Überlegenheit blieb er genau auf dem Kreuz stehen. Es wirkte. Die Torfmuhme wich einen Schritt zurück.
    »Du willst also verhandeln.«
    Alebin blies die Backen auf. »Wollen? Mein Lebensfaden hat sich an deinem Fluch verknotet, da habe ich gar keine Wahl! Ich muss zurück in die Anderswelt. Du weißt schon: die verlorene Unsterblichkeit und so.«
    Shumoonya wusste es nicht, das sah er an ihrem Stirnrunzeln. Hastig fuhr er fort: »Fanmór könnte uns vielleicht retten, aber er hat sich mit Gwynbaen verstritten. Das ganze Machtgefüge ist ins Wanken geraten, und wer jetzt handelt –
jetzt!
–, dem stehen goldene Wege offen.«
    »In den Tod.«
    »Nein, zurück in die Unsterblichkeit. Ich weiß, wie man sie wiedergewinnen kann.« Er grinste. »Und nein: Das ist keine Elfenlüge!«
    »Erzähle mir mehr!«
    »Och nö.« Alebin warf einen langen Blick in die Runde. Die Bestie hätte längst auftauchen müssen. Wo versteckte sie sich? »Es klingt für mich nach keinem guten Geschäft, ohne Gegenleistung der Herrin des Fluches alles zu geben.«
    Die Torfmuhme lächelte dünn. »Ich habe dich durchschaut, Elf!«
    »Echt jetzt?«
    Ihr Lächeln wurde böse. »Du willst mich dazu bringen, den Fluch aufzuheben, was ich selbstverständlich nicht tun werde, weil diese Menschen dann sofort zerfallen und ich nie erfahren werde, was mit Ginnair …«
    »Falsch!«, fiel ihr Alebin ins Wort. »Diese Menschen interessieren mich einen Dreck! Ich will nur selbst hier raus.«
    »Ah, sie interessieren dich nicht«, höhnte die Alte. Triumphierend starrte sie ihn an. »Beweise es mir!«
    »Kein Problem.« Sofort zog Alebin Mistress Braxton heran und stieß sie nach vorn. Über die Brücke, über die Grenze, auf die Torfmuhme zu. Nach Sonnenuntergang.
    Nun musste die Bestie erscheinen!
    Doch sie tat es nicht. Shumoonya griff nach dem Arm der unglücklichen Witwe und lächelte Alebin zu. »Bin gleich wieder da.«
    Er sah ihr nach, als sie Mistress Braxton zu den Hecken führte und darin verschwand. Ein rollendes, dunkles Maunzen ertönte, das gereizt und irgendwie … hungrig klang. Im nächsten Moment brüllte die Bestie auf, und die Hecken begannen zu schwanken, als wütete in

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