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Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Titel: Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
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Pranken neben Alebin her. Ihre Katzenaugen glühten, als sie zu ihm aufsah – diesen unheimlichen Lichtern blieb auch in der Dunkelheit nichts verborgen.
    »Tregeagle hätte dir höchstens einen Stein an den Kopf geworfen, aber ganz sicher nicht das Schwert«, sagte sie. »Ich fürchte, das musst du dir selbst holen.«
    »Ich?« Alebin blieb ruckartig stehen, helle Empörung im Gesicht. »Ich? Bist du verrückt?«
    Die Bestie war unbeeindruckt weitergetrottet. Nun hielt sie an, hob die Pfote und fuhr sich mit der rauen Zunge darüber. Erst dann wandte sie sich dem Elfen zu.
    »Wo ist das Problem?«, fragte sie aufreizend gleichgültig.
    »Das Problem?« Fassungslos marschierte Alebin an der Bestie vorbei und streckte den Arm aus. »Da! Guck hin.«
    Die Nacht war sternenklar und sehr kalt. Das Zwischentief, das am Vortag über Land’s End hinweggezogen war, hatte mittlerweile ganz Cornwall überquert und auch im Bodmin Moor für leichten Schneefall gesorgt. Schön sahen sie aus, diese weiß bestäubten Wiesen und Höhen, wie sie durch die Dunkelheit schimmerten. Der Dozmary Pool war ebenfalls ein prächtiger Anblick. Mondlicht brachte seine vereiste Oberfläche zum Glitzern.
    Alebin starrte sie angewidert an, drehte sich dann der Bestie zu und rief empört: »Kannst du mir mal verraten, wie ich da …« Mit einem Schreckenslaut brach er ab. Das Katzenwesen war lautlos hinter ihn getreten, hatte seine Menschengestalt wieder angenommen.
    Shumoonya heuchelte Verwunderung, als er zurückwich. »Warum zuckst du denn so? Man könnte meinen, du hättest Angst! Dabei ist doch niemand hier außer uns.«
    »Ich habe keine Angst! Was für eine alberne Idee. Und jetz sage mir, wie ich an das Schwert komme.«
    Schweigend griff die Torfmuhme in die Taschen ihres Gewandes, zog ihre Hand wieder heraus und hielt Alebin etwas hin.
    »Was ist das?«
    »Du musst sie zerbeißen.«
    »Danach habe ich nicht gefragt. Ich will wissen, was das ist!« Misstrauisch beäugte er das vertrocknete Ding auf ihrer Handfläche.
    »Das sind magische Kräuter. Ich könnte dir die Bestandteile nennen, aber es wären Worte ohne Sinn für dich.« Auffordernd hob Shumoonya die Hand. »Sobald du sie zerbeißt, hörst du auf zu atmen. Du frierst auch nicht mehr, und du kannst in der Dunkelheit unter Wasser sehen.«
    Alebin lachte unsicher. »Falls du mich vergiften willst, dann …«
    »Habe ich im Moment nicht vor. Vielleicht denke ich darüber nach, wenn ich weiß, wo Ginnair ist.«
    Unschlüssig griff Alebin nach der Pille – und die Torfmuhme ließ sie fallen.
    »Wie dumm von mir!« Sie verzog keine Miene, als der Elf vor ihr auf die Knie ging und den Boden abtastete. Nur ihre Katzenaugen funkelten noch mehr als sonst. »Ich empfehle dir übrigens, erst deine Kleidung abzulegen und dann auf die Pille zu beißen.«
    Alebins Kopf ruckte hoch. »Was? Ich soll mich ausziehen?«
    »Meinetwegen nicht. Du kannst auch so in den See springen. Denk nur daran, dass bei unserer Abmachung vom Trocknen nasser Sachen keine Rede war. Ich helfe dir, das Portal zu öffnen. Vielleicht lasse ich mich auch noch erweichen, dich nach Lyonesse zu begleiten. Aber für dein Wohlbefinden bin ich nicht zuständig, Elf! Wenn du also möchtest, dass dich deine Kleidung bei der Rückkehr wärmt, wäre es klug, sie hierzulassen.«
    Alebin stöhnte auf. «Könntest du wenigstens ein Feuer entzünden, damit ich nicht schon beim Ausziehen erfriere?«
    »Nein«, antwortete die Torfmuhme.
    Sie ignorierte Alebins Proteste und sein Fluchen. Schweigend stand sie da und sah zu, wie er sich entkleidete – anfangs wütend, dann schnell, schließlich schlotternd. Die Torfmuhme rührte sich nicht.
    Splitternackt rannte der Elf über den zugefrorenen See und riss die Beine hoch wie ein Storch. Er quiekte unentwegt, weil es so furchtbar kalt war auf dem knisternden Eis. Kurz nachdem er Shumoonyas Pille zerbissen hatte, brach es unter ihm – etwas früher, und er hätte sie am Ende noch ausgespuckt bei dem wilden Gefuchtel und Geschrei, mit dem er unterging.
    Blubbernd verschwand er, und das dunkle Wasser beruhigte sich.
    Eine ganze Weile blickte die Torfmuhme auf den stillen See hinaus. Sie hatte sehr genau hingehört, als Alebin an der Brücke von Whispering Willows zu ihr sprach. Er verbarg etwas, das war ihr klar. Aber sie bezweifelte nicht, dass er Ginnair tatsächlich gesehen hatte – das Kind mit der ungewöhnlichen Augenfarbe. Ihr Kind. Die Torfmuhme wollte es zurückhaben, und sie war

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