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Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Titel: Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
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Menschenhand geschaffen. Über ihm, gefährlich nahe an der Kante, ragte ein seltsames Gebilde zu den Sternen auf.
    »Da steht dein Tor nach Lyonesse.« Sie wies mit einem Kopfnicken in die Höhe. »Die Menschen nennen es
Cheesewring
– weil es sie an Käsepressen erinnert.«
    »Und wieder einmal haben sie sich richtig Mühe gegeben!«, spottete der Elf.
    »Was erwartest du von den Sterblichen?«
    »Nichts. Das bewahrt mich vor Enttäuschungen.« Alebin grinste.
    Der
Cheesewring
. Er kannte ihn schon; Jasper Foggerty hatte Darby O’Gill einst hergeführt und mit einem Vortrag über die seltsame Steinformation gelangweilt. Es sei ein Granitfelsen, hatte der Dorflehrer behauptet, den Zeit, Wind und Korrosion zu dem gemacht hatten, was er nun war.
    Das Ding sieht aus wie aufeinandergestapelte Hamburger!
, dachte Alebin und fragte sich, wann er das letzte Mal etwas gegessen hatte.
    Während er mit der Torfmuhme den Hügel hinaufschritt, erzählte ihm Shumoonya, dass es von diesen
Cheesewrings
im Bodmin Moor jede Menge gab. »Sie bestehen keineswegs aus einem einzigen Stein, wie das Menschenvolk gern erzählt. Es sind Einzelfelsen, von Druidenschülern bearbeitet und übereinandergestapelt. Ohne Werkzeug, versteht sich. Nur mit magischen Kräften.«
    »Also eine Art Gesellenstück?«
    »So könnte man es nennen, ja.«
    Alebin warf seiner Begleiterin einen nachdenklichen Blick zu. »Wo sind sie hin, die Magier vom Bodmin Moor?«
    Shumoonya lachte. »Der Wind des Vergessens hat sie verweht. In unserem Geschäft überleben auf Dauer nur die Besten.«
    »Und du gehörst dazu, ja?« Alebin nahm ihr Lachen auf, allerdings nicht lange.
    Bei seinen Worten wurde die Torfmuhme schlagartig ernst; ihr Gesicht verfiel zu düsterer Hagerkeit, und ihre Augen glühten auf. »Ich bin die Beste!«, betonte sie ärgerlich. »Lass dir nie einfallen, daran zu zweifeln, Elf! Du könntest es bitter bereuen.«
    Den Rest des Weges legten Alebin und Shumoonya schweigend zurück. Es wäre interessant gewesen, ihre Gedanken zu erlauschen: Wahrscheinlich verfluchten sie sich gegenseitig in den tiefsten Abgrund der Unterwelt – und nur deshalb ohne Erfolg, weil sie beide durch Mächte geschützt waren, von denen der jeweils andere nichts wusste.
    Rund um den
Cheesewring
glommen rote Elfenauren unter dem Gras, alt und allmählich zerfallend, aber doch noch frisch genug, um den Felsen als aktives Portal zu identifizieren. Die Formation selbst pulste in zartem Weiß. Sowohl Alebin als auch Shumoonya konnten die geballte Magie spüren, die dem Objekt innewohnte.
    »Was jetzt?«, fragte der Elf.
    »Du musst das Schwert zwischen den dritten und vierten Stein schieben«, riet die Torfmuhme. »Dann öffnet sich das Portal.«
    Alebin sah sie lauernd an. »Woher weißt du das eigentlich?«
    Shumoonya lächelte böse. »Ich sagte doch: Ich bin die Beste! Außerdem war Cunomorus meist zu sehr damit beschäftigt, seine Tränen abzuwischen, statt einen Blick in die Runde zu werfen und zu prüfen, ob ihn auch niemand beobachtet.«
    »Er ist ein jammervoller Weichling! Es wird nicht schwer sein, das Mischblut von seinem Thron zu fegen.« Alebin trat näher an den Felsen, hob Tristans Schwert und schob es hinein, wie Shumoonya ihn angewiesen hatte. Er wollte das kostbare Relikt nicht zerbrechen, deshalb ging er vorsichtig ans Werk. Doch das war nicht nötig: Die Klinge drang in den Spalt wie durch Butter.
    »Und jetzt?«
    »Lass es stecken und tritt zurück!«
    Nichts geschah.
    Alebin wollte das Schwert schon herausreißen und seine Begleiterin von ihrem Kopf trennen – da glühte der
Cheesewring
plötzlich auf. Am Boden beginnend, liefen Streifen durch die Steine, in allen Farben des Regenbogens. Einmal, zweimal. Dann legte sich ein Flimmern um die riesige Felsformation, wie heiße Luft. Tristans Schwert fiel zu Boden, und die Torfmuhme nickte. Das Portal war geöffnet.
    »Also dann«, sagte Alebin, atmete durch und trat ein.
    »Das ist doch nie im Leben Lyonesse!«, rief er empört, als er das Portal wieder verließ. Alebin sah sich um: Peitschenlampen auf beiden Straßenseiten, geparkte Autos darunter, hell erleuchtete Geschäfte. In den meisten Auslagen glitzerte Weihnachtsdekoration – bunt, opulent und so was von kitschig, dass kein Platz für Zweifel blieb. Dies war nicht die Anderswelt!
    »Wo sind wir hier?«, blaffte er die Torfmuhme verärgert an, kaum dass sie die Wand neben der Seitentür eines alten Gebäudes verlassen hatte. Die Tür befand sich in

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