Seidene Küsse
Ausführungen des Fremden lauscht, der sie offensichtlich ziemlich gut kennt. Denn er beschreibt genau, wie Saskia es liebt, in Unterwäsche wild und ungestüm durch ihr geräumiges Wohnzimmer zu tanzen. Wie ihre Brüste dabei im Rhythmus der Musik auf und nieder wippen.
Saskia möchte sich nicht umdrehen. Sie möchte diesen wunderbaren, erregenden Moment voll auskosten. Sich ganz ihrer Fantasie hingeben, wie der unbekannte Voyeur wohl aussehen mag.
Da hält die Straßenbahn, und die Stimme verstummt. Blitzschnell dreht Saskia sich um, doch sie sieht nur noch eine dunkle Silhouette inmitten der aussteigenden Menschenmenge verschwinden.
Wie in Trance holt Saskia die Streifenkarte aus ihrer Tasche und stempelt sie ab.
Wer ist bloß dieser anonyme Anrufer?, fragt sie sich aufs Neue.
Erschöpft kommt Saskia von der Arbeit nach Hause. Während sie sich die Kleider vom Leib reißt und dabei eine Fährte mit Textilhäufchen durch ihre ganze Wohnung legt, lässt sie sich ein heißes Bad ein.
Aaah, das und ein Latte Macchiato sind jetzt genau das, was sie braucht, um wieder zu den Lebenden zu gehören.
Nackt und ungeniert reißt sie die Balkontür auf (die laue Sommerluft lässt ihre feinen Körperhärchen vibrieren), bevor sie sich einen Milchkaffee macht, den sie mit ins Bad nimmt. So vertieft ist sie in ihre alltäglichen Handlungen, dass sie den Beobachter im gegenüberliegenden Treppenhaus gar nicht wahrnimmt.
In ihren überdimensionalen, kuscheligen Bademantel gehüllt, schleppt sich Saskia eine Dreiviertelstunde später ins Wohnzimmer, greift nach der Fernbedienung, schalfet den Fernseher ein und lässt sich schwer auf ihr weiches, englisches Sofa plumpsen. Nach so einem heißen Schaumbad ist sie immer erst einmal wohfig benommen. So geschwächt, stellt sie sich vor, ihr Blut habe eine sirupartige Konsistenz entwickelt und fließe zäh wie schwarzer Zuckerrübensaft durch ihren Organismus. Sie legt die frisch rasierten, glatten Beine auf der Sofalehne ab, um ihrem Blut den Verflüssigungsprozess zu erleichtern. Noch ein Augenblick der Ruhe …
Dann greift Saskia nach dem Flakon mit dem Duftöl –Ylang-Ylang, Sinnlichkeit pur –, den sie sich vor dem Baden schon auf dem Couchtisch bereitgestellt hat, und schlägt ihren Bademantel zurück. Wenn ihr zart geformter Körper so warm und weich ist, genießt Saskia ihre Nacktheit besonders. Sie streckt ihr linkes Bein in die Höhe und reibt das duftende Öl in die noch leicht feuchte Haut ein. Jede Zehe einzeln. Ein bisschen Fußreflexzonenmassage. Natürlich viel anregender, wenn es jemand anders macht. Aber Saskia ist da pragmatisch. Sie ist der Meinung, wenn sie in der Lage sei, sich selbst zu verwöhnen, dann werde das auch ihren Liebhabern zugute kommen.
Ihre zarten Fesseln, die schmalen Waden, die mädchenhaften, fast knöchernen Knie erhalten eine goldglänzende Glasur, während sich Saskia systematisch, Zentimeter für Zentimeter, von unten nach oben hocharbeitet. Beim Einmassieren des duftenden Öls in ihre schlaksigen Oberschenkel spreizt sie unbewusst die Beine. Ein Blitz durchzuckt sie, als ihre Hand aus Versehen ihre Klitoris streift. Sofort spürt Saskia, dass die Feuchtigkeit, die aus ihrem erhitzten Schoß aufsteigt, kein Rest von Badeschaum ist.
Wenn sich Saskia in der Badewanne ihren Tagträumen hingibt, sorgt die sie einhüllende schwüle Hitze unweigerlich dafür, dass auch ihre Gedanken heißer werden. Schon beim Waschen nimmt sie wahr, wie ihre Mitte anschwillt, pulsiert, sich öffnet wie eine fleischige karibische Blüte. Saskias Freundin Barbara schwärmt von einem wasserdichten Vibrator, doch die Angst, dabei bewusstlos zu werden und zu ertrinken, hält Saskia davon ab, während des Badens Hand an sich zu legen.
Wie peinlich wäre es, so gefunden zu werden.
Saskia lässt die Knie auseinanderfallen und nimmt mit ihrer ganzen Hand, die sie sanft auf ihre dampfende Mitte legt, zunächst die Wärme aus ihrem Inneren auf. Da bemerkt sie die Lichter im Haus gegenüber. Und stellt fest, dass ihr eigenes Wohnzimmer schon ziemlich dunkel ist. Ganz Genussmensch, möchte Saskia diesen Augenblick zelebrieren. Was ist sinnlicher, als seine Lust mit jemand anderem zu teilen? Vielleicht ist er ja da. Er, dessen Stimme allein Saskia schon zum Beben brachte.
Ohne sich zu erheben, gibt Saskia dem Dimmer der Stehlampe neben dem Sofa einen anmutigen Stups mit ihrer großen Zehe. Im nun hell erfeuchteten Wohnzimmer streift sie ihren Bademantel ab, lässt
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