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Seidene Küsse

Seidene Küsse

Titel: Seidene Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Leheta
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Spieleabende und schon gar keine Picknicks mehr …
    Irgendwie war jeder seiner Wege gegangen, nur nicht mehr auf den zuvor beschrittenen Pfaden. Dieses Picknick im Grünen hatte die Weichen neu gestellt. Und in der Galerie ihres Lebens hingen plötzlich neue Gemälde:
    Bei Annabelle und Miriam war es ein Walasse Ting, der große Liebhaber der schillerndsten Frauenpaare. Seit ihren lustvollen Stunden unter der Weide konnten die beiden nicht mehr voneinander lassen. Aber auch ein Jack Vettriano, zu dessen höchst dekorativen Liebespaaren sich gern eine zweite Frau gesellte, denn auch Lothar konnte sich nicht zwischen den beiden Frauen seines Lebens entscheiden … Und so führten sie nun eine ungewöhnliche, aber äußerst inspirierende Dreiecksliaison.
    Botero war der Meister, der Paulines neues Leben wohl am treffendsten beschrieb: ein einmütiges Elternpaar mit Kind. Denn die Blondine war nach ihrer Blitzscheidung vom fassungslosen Richie inzwischen mit Pit verheiratet, von dem sie an jenem lustvollen Nachmittag schwanger geworden war.
    Und weil das Schicksal grausam ist, gab es da auch noch einen Modigliani, ein Männer-Porträt voller Einsamkeit und Melancholie. Ausgerechnet der selbstbewusste Richie war bei diesem heiklen Spiel unter Freunden leer ausgegangen und unbekannt verzogen.

Heißer Schnee
    Sarah kam aus Hamburg und genoss den Blick über die schneebedeckte, atemberaubende Berglandschaft im Zinertal. Der Schnee lag wie Zuckerguss darüber und ließ alles wie eine Märchenlandschaft erscheinen. Die Sonne warf gerade ihre letzten wärmenden Strahlen über die malerische Kulisse, ehe sie sich hinter den Bergen verziehen würde. Sarah fühlte sich wohl. Mit geschlossenen Augen sog sie den Duft des Schnees ein. Kein Laut drang an ihr Ohr. Ein seltsames Gefühl, wo es in Hamburg doch immer Geräusche gab, die einen bedrängten. Und hier: Nichts, was die Gedanken störte. Ihre Entscheidung, ganz all ein in die Berge zu fahren, war goldrichtig gewesen. Hier würde sie ihre leeren Akkus wieder aufladen.
    Die letzten zwei Jahre hatte sie kaum Urlaub nehmen können. Es war eine Zeit gewesen, die nur von Überstunden geprägt gewesen war und kaum Raum für Freizeit gelassen hatte. Es war ja nicht so, dass sie die Arbeitsstunden in der Werbefirma abgesessen hätte, nein, von früh bis spät war sie gerannt, hinter Terminen hergehetzt. Als Kontakterin bei
Future Advertising
war sie mit so vielen Aufgaben eingedeckt gewesen, dass ihr meist nicht einmal Zeit für ein Mittagessen geblieben war. Dann aber hatte sie die Quittung dafür bekommen.
    Sarah bemerkte die pechschwarze, tief hängende Wolkenwand, die sich bedrohlich auf sie zuschob. Es sah nicht gut aus. Sicher würde heute noch viel Schnee fallen. Sie fröstelte. Besser, sie ging wieder in die Hütte.
    Seit dem frühen Morgen war sie auf ihren Skiern unterwegs gewesen. Erst vor einer Stunde war sie zurückgekommen und hatte seither einen Bärenhunger. Irgendwie war es ihr gelungen, im Herd Feuer zu entfachen, und diese Wärme schlug ihr nun angenehm entgegen, als sie die Hüttentür öffnete. Behagliche Wärme. Sie schlüpfte aus der Jacke und hängte sie an die Garderobe. Nachdem sie die Stiefel ausgezogen hatte, schnappte sie sich Zeitungspapier und stellte sie darauf, vor den Ofen. Die Kartoffeln waren inzwischen fertig, und Sarah machte sich daran, sie mit kaltem Wasser abzubrausen, damit sie gleich mit dem Schälen beginnen und sich Bratkartoffeln machen konnte. Beim Pellen der Kartoffeln gingen ihr allerlei Gedanken durch den Kopf, etwas, das sie auch vermisst hatte. Vor lauter Arbeit war sie kaum noch dazu gekommen, über sich oder ihr Leben nachzudenken.
    Eigentlich hätte sie gar keinen Urlaub nehmen können, der neue Kunde aus der Technikbranche wollte bedient werden. Aber sie konnte einfach nicht mehr. Schlafmangel und Stress hatten ihr den Rest gegeben. Einen Nervenzusammenbruch hatte sie nicht gehabt, aber ihre Nerven waren aufs Äußerste gespannt gewesen, und die kleinste Kleinigkeit hatte sie aus der Fassung gebracht.
    Nachdem sie die Bratkartoffeln gegessen hatte, machte Sarah es sich am Ofen gemütlich. Draußen rüttelte ein Schneesturm an den Fensterläden, die sie vorsichtshalber schloss. Der Wind peitschte den Schnee über die Landschaft, deshalb beeilte sie sich mit dem Schließen der Läden, während der Sturm versuchte, sie ihr aus den Fingern zu reißen. Sie musste ihre ganze Kraft aufwenden, um seiner Gewalt zu trotzen. Eisige Kälte

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