Seidene Küsse
Abend ausprobieren. Auf dem Herd brutzelte Speck, Toni drehte sich zu ihr um. Obwohl sie leise war, hatte er sie anscheinend gehört.
»Guten Morgen.«
»Guten Morgen, Toni.« Er wandte sich wieder dem Herd zu.
»Wenn du möchtest, kannst du schon den Tisch decken. Das Essen ist gleich fertig.«
Widerwillig musste sie zugeben, dass ihr bei dem Duft bereits das Wasser im Munde zusammenlief. Toni, in seiner bequemen Kleidung, machte so früh am Morgen eine gute Figur. Sein Hintern war eine einzige Versuchung. Was sie schon wieder dachte! Sie kannte ihn doch kaum.
Sarah holte das Geschirr aus dem Schrank und deckte schweigend den Tisch. Er brachte das Essen und verteilte es auf die Teller.
»Wie hast du geschlafen?«, fragte Toni.
»Hier kann ich so gut schlafen wie schon lange nicht mehr. Aber es war auch kein Wunder, schließlich war ich gestern den ganzen Tag auf meinen Skiern unterwegs.« Er sollte sich bloß nicht einbilden, es läge an seiner Gesellschaft.
»Nun, jedenfalls scheinst du nicht mehr so stachelig zu sein.«
Fast hätte sie ihn wieder angefaucht. Aber als sie ihn ansah, musste sie dann doch lachen.
»Ach, normalerweise bin ich nicht so
temperamentvoll.
Nur habe ich eine sehr stressige Zeit hinter mir und habe mich auf ein einsames Wochenende gefreut.«
Er schluckte seinen Bissen hinunter. »Und dann bin ich hereingeplatzt.« Toni goss Orangensaft in die Gläser, während die Holzscheite im Ofen fröhlich schnalzten.
»Im Nachhinein bin ich ganz froh darüber, denn alleine hätte ich mich doch gefürchtet, wenn der Sturm so unheimlich heult.«
Friedlich lächelten sie sich an und aßen einträchtig weiter. Seltsamerweise störte Toni sie nicht mehr, seine Gegenwart war sogar sehr angenehm, wie sie sich eingestehen musste.
»Was machst du so in Hamburg?« Er spießte den letzten Bissen Rührei mit Speck auf die Gabel und aß, während er sie betrachtete.
»Ich arbeite in einer Werbeagentur.«
»Du kennst dich mit Anzeigen und PR aus?« Interessiert sah er sie an.
Sarah trank gerade von ihrem Orangensaft, während seine samtig dunklen Augen auf sie gerichtet waren. »Ja, natürlich.«
»Wir suchen gerade jemanden, denn unsere PR-Mana gerin ist schwanger und wird nur noch einige Wochen bei uns sein.
Allerdings sind wir im Saisonstress noch nicht dazu gekommen, uns darum zu kümmern.«
»Rentiert sich das denn für ein Hotel?«
Toni lachte. »Es ist ein großes Hotel, mir gehört sogar eine ganze Hotelkette und auch eine große Freizeitanlage.«
Es klang nicht angeberisch, sondern selbstverständlich.
»Es muss schön sein, hier draußen, so nah an der Natur zu arbeiten.«
»Ich kann mir nichts anderes vorstellen. – Du hast wunderschönes Haar.«
Damit überraschte er sie … dieser abrupte Themenwechsel. Was geschah hier gerade? Ein seltsames Prickeln lief über ihren Rücken. Seine Augen, in denen ein eigentümliches Leuchten war. Ein angenehmer Bariton in seiner Stimme. Obwohl der Sturm tobte, hätte man hier drinnen eine Stecknadel fallen hören können. Wenn sie ehrlich war, hätte sie Toni am liebsten geküsst. Beide sprachen nicht, sondern versanken in der Betrachtung des anderen. Seine tiefblauen Augen, denen hellblaue Sprenkel etwas Lebenslustiges gaben …
Ohne das Band zwischen ihnen zu lösen, stand er auf, trat hinter sie, schob ihre Haarpracht zur Seite und berührte sie an dieser empfindlichen Stelle mit den Lippen. Ein kleiner Sturm wirbelte durch ihren Körper, und sie erschauderte. Er half ihr aufzustehen, drehte sie um, und ehe sie es sich versah, lagen ihre Lippen auf seinen. Zuerst ging er sehr behutsam vor. Kurz kam ihr in den Sinn, dass er ein wildfremder Mann war. Aber innerlich grinste sie, denn bereits heute Morgen, als sie an seiner Brust erwacht war, hatte sie schweinische Gedanken gehegt. Außerdem hatte sie sich nie darum geschert, was andere Leute dachten. Warum auch mit so unwichtigen Dingen seine Gedanken verschwenden? Früher hatte sie öfter Männer nach einem lustigen Abend vernascht. Durch die viele Arbeit war sie nicht mehr so oft dazu gekommen, ihre Lust auszuleben. Plötzlich verwandelte sich die träge Ruhe in einen körperlichen Sturm, der dem draußen in nichts nachstand. Ihre Zungen kämpften miteinander, wild fielen sie übereinander her und stießen in den Mund des anderen vor. Automatisch hob sie eine Hand an seinen Hals, die andere kratzte über seinen Rücken. Immer wieder blickten sie sich in die Augen, und sie versank in seinem
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