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Seidene Küsse

Seidene Küsse

Titel: Seidene Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Leheta
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erkannte in seinen Augen, dass es ihm schon fast leid tat.
    Abrupt blieb sie stehen. So etwas brauchte man ihr nicht vorzuwerfen. Was fiel diesem ungehobelten Kerl überhaupt ein? Niemand nannte sie ungehindert im übertragenen Sinne einen Feigling. Und, nachdem ihr Geist über ihre Angst gesiegt hatte, wurde ihr klar, dass dieser Mann keiner Frau wehtun würde. Jedenfalls nicht, wenn die Frau es nicht auch wollte. Woher sie die Gewissheit nahm, war ihr selbst schleierhaft. Er prallte sanft mit ihr zusammen, und ihre Wut verrauchte wie der Rauch, der aus dem Kamin in den stürmischen Winterhimmel stieg.
    Automatisch legte er ihr schützend die Arme um den Körper, damit sie nicht hinfiel. Wie frisch er duftete, stellte Sarah fest. Sanft strich er ihr eine wilde Haarlocke hinters Ohr.
    »Eigentlich hatte ich noch eine Talabfahrt schaffen wollen, aber der Schneesturm hat mich überrascht.« Sarah war Gefangene seines Blicks. Sie konnte nicht wegsehen.
    »Dann habe ich Rauch aus dem Schornstein aufsteigen sehen und gehofft, hier einen warmen Platz zu finden.«
    Sarah trat zurück.
    »Aber mit so einem Empfang habe ich nicht gerechnet.« Er nahm eine ihrer Locken und zog sachte daran.
    Sarah räusperte sich und sagte: »Na schön, dann bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als Sie hier übernachten zu lassen. Hoffentlich ist morgen das Wetter besser, damit ich Sie schnell wieder loswerde.«
    Als Sarah allmählich erwachte, lag sie an einer warmen Männerbrust. Wie? Es war stockdunkel in dem Raum, und die Kälte stach ihr unangenehm ins Gesicht. Da fiel es ihr wieder ein. Toni. Wahrscheinlich war es schon morgens, obwohl sie es nicht mit Bestimmtheit hätte sagen können, weil die geschlossenen Fensterläden kein Licht hereinließen. Im Bett war es warm und behaglich, sie musste nur versuchen, von dieser Männerbrust wegzukommen, ohne dass er erwachte. So wie der Sturm pfiff und an den Fensterläden zerrte, sah es nicht so aus, als werde es irgendwann bald wieder anders werden. Also würde sie den ungebetenen Gast noch länger ertragen müssen.
    Da Toni logischerweise keinen Schlafsack dabei gehabt hatte und sie ihn unmöglich im eisig kalten Zimmer auf dem Boden hatte schlafen lassen können, hatte sie ihn zwangsläufig in ihr Bett lassen müssen. Obwohl, wie sie sich eingestehen musste, sie sich gestern doch ganz gut mit ihm unterhalten hatte.
    Vorsichtig versuchte sie sich von seinem Körper zu lösen. Da sich ihre Augen inzwischen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, nahm sie seine Umrisse wahr. Er atmete lauter. Kurz hielt sie inne. Da er aber nichts bemerkte, löste sie sich ganz von ihm und streckte sich mit etwas Abstand wieder aus.
    Toni hatte ein Hotel von seinen Eltern geerbt, und manchmal kochte er dort in der großen Küche oder machte Bergtouren mit Touristen. Wie es sich anhörte, war es keines dieser kleinen Hotels, und er hatte sicher viel Arbeit. Gestern hatte er sich für einige Stunden abseilen können, und obwohl er sich mit dem Wetter in den Bergen auskannte, war er wider besseren Wissens mit dem Lift hochgefahren und dann von dem aufkommenden Sturm überrascht worden. Er hatte gehofft, zumindest noch eine Abfahrt schaffen zu können.
    Jetzt regte er sich neben ihr. Schnell schloss sie die Augen, er sollte nicht merken, dass sie schon wach war. Die Strohmatratze kippte etwas und raschelte, als er sich auf einen Ellenbogen stützte und sie betrachtete. Obwohl sie es nicht sah, spürte sie seinen Blick. Hoffentlich würde er das nicht stundenlang tun. Sein Flüstern drang an ihr Ohr.
    »Mein wilder Feuerengel.«
    Man hatte schon allerhand zu ihr gesagt wegen ihrer roten Locken, aber so etwas noch niemals. Aus seinem Mund hörte es sich an wie eine zarte Liebkosung. Innerlich spannte sie sich an und hoffte, dass er bald aufstehen würde. Nichts geschah. Damit er nicht mitbekam, dass sie wach war, drehte sie sich von ihm weg und nahm eine Embryohaltung ein. Da spürte sie seine Hand auf ihrem Haar. Wenn sie nicht so auf ihn konzentriert gewesen wäre, hätte sie es gar nicht bemerkt, so sanft ging er vor. Die Matratze bewegte sich wieder, und sie hörte seine leisen, sich entfernenden Schritte. Sie würde noch etwas liegen bleiben, bis er seine Morgentoilette zu Ende gebracht hätte.
    Er entfachte das Feuer neu. Gestern Nacht hatte er ihr einen Trick verraten, wie sie das Feuer die ganze Nacht am Brennen halten konnte. Man musste die einzelnen Holzscheite in nasses Zeitungspapier wickeln. Sie würde es am

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