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Seidene Küsse

Seidene Küsse

Titel: Seidene Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Leheta
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Nachtblau.
    »Jede Menge Palmen, Dattelpalmen nehme ich an …«
    Es war ihm anscheinend nicht einmal peinlich, vor ihr so schamlos zu lügen. Dreist. Seine Augen hielten Fiona herausfordernd gefangen. Die Stimme war wie angenehme Musik. Musik, die einen einlullte.
    Auch Fiona hatte schon das eine oder andere Mal zu einer Notlüge gegriffen, um sich lästige Verehrer vom Leib zu halten. Allerdings bevorzugte sie es, Dinge wegzulassen oder sich so auszudrücken, dass es immer noch irgendwie der Wahrheit entsprach. Aber er … Einfach unglaublich.
    »… ja, bis dann.« Er steckte sein Handy weg.
    »Hallo, ich bin York.« Sein Händedruck war kraftvoll und dauerte ein paar Sekunden länger als üblich. Ein Mann, der genau wusste, was er wollte.
    »Fiona«, stellte sie sich vor. »Soso, dreißig Grad und Palmen.« Dabei lachte sie spöttisch.
    York schien ihre Art zu gefallen, genauso wie ihr Äußeres. Sein Blick streifte ihr blondes Haar, das einen herrlichen silbernen Schimmer hatte und ihr in zarten Locken bis auf den Rücken fiel. Wegen seiner Größe hatte er Schwierigkeiten, in der Telefonzelle aufrecht zu stehen, während sie mit ihren eins siebenundsechzig damit kein Problem hatte. Ihre hellgrünen Augen spiegelten sich in der Glastür, als sie den Kopf wandte. Er ließ sich ganz schön Zeit mit einer Antwort.
    »Und du denkst jetzt, dass ich einer Frau das Blaue vom Himmel herunter gelogen habe? Nicht?« Dabei lächelte er Fionaherausfordernd an.
    York strahlte eine ungeheuere Präsenz aus. Und das lag sicher nicht an der Kabine, die fast zu eng für zwei Personen war. »Und, hast du?« Fiona musste die Stimme heben, denn das Prasseln der Regentropfen machte einen ungeheuren Lärm. Hinaussehen konnte man gar nicht mehr, da der Regen wie eine dicke Plane um das Telefonhäuschen lag. Sie waren völlig abgeschnitten von der Außenwelt.
    »Ich bin Redakteur für ein Reisemagazin. Soeben habe ich ein paar Textänderungen durchgegeben.«
    Beide fingen an zu lachen.
    »Fiona, darf ich dich heute Abend zum Essen einladen?«
    Diese Frage überraschte sie. Fiona war gerade erst hergezogen, und York war mehr als nur interessant.
    »Was sagt da deine Freundin oder Frau dazu?«
    Wieder ließ er sein warmes Lachen hören.
    »Willst du damit fragen, ob es in meinem Leben jemanden gibt?«
    Fiona war schon sehr gespannt auf die Antwort. So ein Mann konnte doch unmöglich allein sein. »Erwischt.«
    »Nein, da ist niemand. – Und, was ist mit einem gemeinsamen Abendessen?«
    Sein männlicher Duft wehte ihr in die Nase, als er versuchte, sich in eine angenehmere Stellung zu bringen.
    »Warum nicht?«
    Der Regen ließ etwas nach, dafür zuckten Blitze über den Himmel. Gefährlich sah es aus. Die Spannung, die den ganzen Tag in der Luft gelegen hatte, entlud sich endlich. Der Donner hörte sich an wie ein gewaltiger Schlag. Kurz darauf kam wieder ein Blitz, dessen feurige Finger nach verschiedenen Richtungen zuckten. Hier in der Telefonzelle war es gemütlich, aber viel zu heiß.
    Fiona spürte, wie York zart über ihr Haar streichelte, eine Locke um den Finger wickelte und sie intensiv ansah, während draußen das Gewitter tobte. Die Spannung, die sich gerade außerhalb der Telefonzelle entlud, wurde nun hier drinnen aufgebaut.
    Sie war völlig im Bann seiner Augen, ihre Kehle war ausgedörrt. Kein Laut wollte über ihre Lippen kommen.
    »Dein Haar, so muss sich Engelshaar anfühlen.« Er hob es an seine Nase und saugte den Duft ein, wobei er keine Sekunde von ihren Augen abließ. »Und so muss ein Engel riechen. Ich habe noch nie eine solche Farbe gesehen.«
    Fiona schluckte und räusperte sich. »Vererbt«, war alles was sie herausbrachte.
    »Du meinst, alle Frauen in eurer Familie haben so wunderschönes Haar?«, wollte er ungläubig wissen. Immer noch betrachtete er selbstvergessen ihre Haarsträhne.
    Wie hypnotisiert antwortete sie, jedes Wort leise und einzeln. »Ja, alle auf der Seite meiner Mutter.«
    »Was hältst du davon, wenn ich mich hier hinsetze?«, dabei deutete er auf den kleinen Vorsprung, der in die Zelle eingebaut war, »ich bin irgendwie zu groß … Und der Regen hat noch nicht nachgelassen. Das kann ein Weilchen dauern. Wir sollten es uns also so bequem wie möglich machen.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, zwängte er sich auf den winzigen Platz und streckte die Beine aus, um Fiona herum. »Du kannst dich gern auf meine Knie setzen.«
    Das traute sie sich dann doch nicht. Unmöglich, das konnte sie nicht

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