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Seidene Küsse

Seidene Küsse

Titel: Seidene Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Leheta
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wieder typisch! Das Paket kam und kam nicht. Laut Auskunft mehrerer hilfsbereiter Callcenter-Mitar-beiter sei die Ware aber ordnungsgemäß bei mir eingetroffen. Sie wussten sogar die exakte Uhrzeit der Ankunft, denn mit meiner Kundennummer konnt en sie den Weg, den meine Spaßartikel genommen hatten, kilometergenau zurückverfolgen. Tja, nun galt es, so schnell wie möglich herauszufinden, wer von meinen Nachbarn da wohl gerade erfreut mein Paket öffnete, und das Schlimmste zu verhindern.
    Entnervt wegen der uns Menschen ständig wie ein garstiger Kobold zwickenden Widrigkeiten des Alltags, stapfte ich rüber zum Nachbarhaus und studierte die Klingelschilder.
    Grau, A. u. M. Hoppensack, Schmidt-Abdullah (gibt es einen bescheu er teren Aus wuchs der Emanzipation als Doppelnamen?), Korneisen und – ganz oben – Mayr.
    Okay. Klar, dass es da Verwechslungen gibt, dachte ich und drückte auf die Klingel.
    Die Mansardentür öffnete sich, als ich meine letzten energischen Schritte tat, und vor mir stand die herausgeputzte Nachtarbeiterin.
    »Hallo? Sie sind’s?«, stammelte ich.
    »Ja?«, fragte sie ein bisschen befremdet, dann erkannte auch sie mich, und ihre Züge hellten sich auf.
    »Ach. Mit Ihnen habe ich jetzt nicht gerechnet. Wie geht’s?«
    »Na ja, gut«, antwortete ich. »Ich habe gerade erst festgestellt, dass wir denselben Nachnamen haben. Ist bei Ihnen vielleicht ein Paket für mich abgegeben worden?«
    »Ah, ja. Ich habe mich schon gewundert. Gut, dass ich noch keine Zeit hatte, es zu öffnen.« Sie grinste und hielt mir die Tür auf.
    »Kommen Sie rein. Hier ist es.«
    Sie nahm eine große, unscheinbare Schachtel ohne Absender von ihrer kitschigen goldenen Spiegelkonsole und drückte sie mir in die Hand.
    »Mir kommt es auch so vor, als käme nicht immer alles bei mir an, was ich erwarte.«
    Ich bedankte mich und sagte: »Nun wissen wir ja Bescheid.«
    Es klingelte bei Frau Mayr. Sie öffnete, und da stand ein er-wartungs voll strah len der Mann.
    »Komm rein, Schatz«, sagte sie freundtich zu ihm. »Geh schon durch, du kennst dich ja aus. Mein Geschenk kannst du hier lassen.«
    Der Mann musterte mich neugierig, während er einen Briefumschlag auf die Konsole legte.
    »Danke, Schatz.« Sie strich ihm vertraulich übers Haar. Tantenhaft, als wäre er ihr lieber Neffe. »Bin gleich bei dir, dann machen wir es uns gemütlich.«
    Er ging den Gang entlang und verschwand in einem ihrer Gemächer. Sie wandte sich zu mir.
    »Tut mir Leid. Die Pflicht ruft.«
    Sie öffnete die Wohnungstür und schob mich mit ihren langen künstlichen, pink lackierten Nägeln sanft hinaus.
    »Hat mich gefreut, dass Sie vorbei geschaut haben«, komplimentierte sie mich hinaus. »Lassen Sie uns doch mal was mitein ander trin ken.«
    Wenn sie wüsste, was wir schon alles miteinander teilten …

Die Hormone schlagen aus
    Manchmal habe ich so richtig Lust auf einen Mann, und das im wörtlichen Sinne. Warum auch nicht. Warum soll ich mir da etwas vormachen? Ich bin nun mal eine heißblütige Frau, und nur von Sex träumen, das ist nichts für mich. Dass ich lebe und nicht eine dieser vertrockneten Pflanzen bin, muss ich zwischen meinen Schenkeln spüren. Ob er nun groß ist oder klein (na ja, zu klein ist vielleicht dann doch nichts für mich), ich spüre dieses Feuer und die Härte nun mal gern in mir.
    Vor einiger Zeit war so ein Tag. Als ich vom
Englischen Garten
zurückkam, tigerte ich unruhig in meiner Wohnung umher. Meine Fantasie lief auf Hochtouren.
    Mein Blick schweifte zum Garten. Die letzten Wochen war der Lindenbaum zu seiner vollen Schönheit erblüht, und seine Blüten hüllten mich ein in ihren angenehm süßlichen Duft.
    Der Mai ist für mich sowieso einer der schönsten Monate, alles wird in einer ungeheuren Geschwindigkeit grün, die betörendsten Düfte erfüllen die Luft. Und das Grün ist so intensiv, dass es meinen Augen nach der langen Abstinenz fast Schmerzen zufügt.
    Die Sonne hatte an diesem Tag tatsächlich die Dreißig-Grad-Grenze erreicht, wie es von der Wettervorhersage ausnahmsweise richtig angekün digt worden war.
    Viell eicht war das einer der Gründe, warum meine Hormone damals so verrückt spielten?
    Meinen Appetit holte ich mir im
Englischen Garten.
Stundenlang lag ich auf diesem saftigen Grasteppich und bewunderte die Männer in ihren knappen Höschen. Die Vögel sangen. Rad fahrer fuhren vorbei, Hundebesitzer gönnten ihren Vierbeinern richtig Aus lauf, und die Enten waren possier lich anzu

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