Seidene Küsse
sehen.
Welch ein herrlicher Tag! Und mir war klar: Genauso würde ich ihn am Abend ausklingen lassen. Biergartenwetter … Vielleicht würde ich wirklich in einen Biergarten gehen, oder mir fiele in einer plötzlichen Laune etwas Besseres ein.
Also, der Mann, der dort an mir vorbeiflanierte, den hätte ich sicher nicht von meiner Bettkante gestoßen. Da er nicht sehr schnell unterwegs war, sah ich seine Hände, schön geformt, sinnlich und gepflegt. Gepflegte Hände sind bei einem Mann für mich sehr wichtig. Da kann man in der Regel davon aus gehen, dass er bei sei nen ande ren Kör pertei len die glei che Pflege walten lässt.
Und was für ein Hintern. Knackig war er in seiner Jeans gefangen – wie gern ich ihn dort mit meiner Hand berührt hätte. Ein Vogel musste direkt hinter mir auf dem Baum gesessen haben, denn er pfiff sehr laut, alle anderen Geräusche klangen gedämpft, so, als hätte die Sonne alles Laute mit ihren Strahlen verdrängt. Das Gesicht des Fremden war eine Mischung aus »Ich weiß genau, was ich will« und einem äußerst sinnlichen Mund.
Am liebsten wäre es mir gewesen, wenn er meine Lust mit der Zunge aufgesaugt und mich dann hart von hinten gepackt hätte. Ohne lange Vorrede.
Ein fach so.
Ich lag schon ganz unruhig auf meiner Badematte. In meinem Unterleib zog es, deshalb schloss ich die Augen und ließ mein letztes Abenteuer an mir vorbeiziehen …
Manchmal verstehe ich mich selbst nicht. Diese außergewöhn-lichen Sexer lebnisse teile ich nicht einmal mei nen Freundin-nen mit. Keine von ihnen weiß, was für eine Fleisch fressende Pflanze ich bin.
Genau betrachtet führe ich ein Doppelleben.
Das eine, das ich in der Arbeit und mit meinen Freundinnen führe, und dann das geheime, das ich mir dazwischen gönne.
Einige Wochen vor meinem Nachmittag im Parklernte ich einen Bekannten meiner Freundin Angelika kennen. Charmant, zum Niederknien. Ganz eindeutig war er von mir ebenso hingerissen gewesen wie ich von ihm. Als es Zeit zum Aufbruch war, flüsterte er mir ins Ohr: »Wenn du mal Lust hast« (und da war eindeutig nichts falsch zu verstehen), »dann rufe mich im Büro an.« Dabei drückte er mir unauffällig seine Visitenkarte in die Hand.
Irgendwann danach fiel mir seine Visitenkarte beim Aufräumen in die Hand, und da ich Bock auf Sex hatte, verabredete ich mich mit ihm. In seinem Büro, an einem stinknormalen Samstagnachmittag.
Ich war aufgeregt und voller Vorfreude. Natürtich zog ich mich entsprechend an. Der würde sich bestimmt wundern, schoss es mir durch den Kopf.
Dann stand ich vor der Tiefgarage, die zu dem Hochhaus neben dem alten Stadttor gehörte.
Die Garagentür öffnete sich. Mit Getöse wurde sie nach oben gezogen, und ich stöckelte hinunter in den tiefen Schlund. Als ich unten um die Ecke bog, so wie es vereinbart war, stand er da. Sebastian, einige Zentimeter größer als ich, und das, obwohl ich selbst nicht gerade klein war. Ich warf ihm mein verführerischstes Lächeln zu. Mit den schwarzen Haaren, den meerblauen Augen und der sportlichen Figur schien er mir ein wirklicher Leckerbissen.
»Hallo, Marion«, hauchte er in die knisternde Luft.
Sogleich griff er nach meiner Hand und führte mich zum Aufzug, der uns hoch in den sechsten Stock trug. In meinen Ohren brach sich das leise Summen des Aufzugs. Kein anderes Geräusch drang herein, denn dies war ein reines Bürohaus.
Keine Menschenseele, die hier am Wochenende arbeitete. Er packte mich an meinem Hintern, zog mich ganz nah zu sich heran und küsste mich, knabberte an meiner weichen Unterlippe, während er mit der Hand in meinen Regenmantel griff und meine Brust knetete. Bisher war kein einziges Wort zwischen uns gefallen. Warum so eine Gelegenheit auch mit Worten verschwenden? Wo wir beide doch nur eines wollten: Sex. Wilden, ungezü gelten Sex.
Der Aufzug hielt mit einem Ruckeln an, und Sebastian legte den Zeigefinger über seine schön geformten Lippen. Ich sollte leise sein. Hoffentlich würde niemand im Büro arbeiten, schließlich konnte man nie wissen, ob nicht ein Kollege am Wochenende vom Eifer gepackt wurde. Er schaltete die Alarmanlage aus und schloss auf. Also, wenn die Alarmanlage angeschaltet war, konnte niemand da sein, soviel war klar.
Ungestüm zog er mich hinein, schloss von innen die Tür und drehte den Schlüssel um. Geräuschvoll. So hätten wir bestimmt genug Zeit, unsere Kleider zu richten, falls doch noch jemand auftauchen würde. Mir konnte es egal sein, denn ich kannte ja
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