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Seidene Küsse

Seidene Küsse

Titel: Seidene Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Leheta
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Möbelstück mein Ex-Ehebett war? So blieb ihm nichts anderes übrig, als sich darauf zu platzieren.
    »Komm her.«
    Er streckte die Hand nach mir aus und zog mich zu sich herunter. Wie ausgehungert ich tatsächlich war, merkte ich erst, als er begann, mich zu streicheln, und mir dabei sehr geschickt, weil kaum merklich, den Morgenmantel herabstreifte. So fremd war mei ner Haut diese zärt li che Zuwen dung ge worden, dass sie gar nicht wusste, wie ihr geschah, und zunächst die Schmerzrezeptoren aktivierte. Ich hielt den Atem an. Langsam begriff auch mein Hirn, dass es sinnvoller wäre, auf Wohlgefühl umzuschalten. Ich schloss die Augen, aber ganz deutlich entfaltete sich vor mir eine Landkarte der verschlungenen Wege, die seine trocke nen, warmen Fingerspit zen auf mei nem erstarr ten Körper entlangreisten. Und als sei er ein afrikanischer Farmer, der auf seinen verdorrten Feldern eine Brandrodung vornimmt, erhitzte sich je der Zenti me ter sei ner aufregen den Fahrt route auf meinem vernachlässigten Land. Warm, wärmer, wohliger, weicher wurden meine Täler, meine Hügel, meine Ebenen, und als ich die Augen öffnete, war ich nackt und er ebenso.
    Warum ich nicht die Kette vorgelegt oder durch den Spion geschaut hatte? Na ja, in meinem bisherigen Leben war Holger der Einzige gewesen, der mir Veranlassung zu Misstrauen gegeben hatte. Ich hatte immer Vertrauen in das Schicksal und die Menschen gehabt. Meinen geheimnisvollen Besucher fürchtete ich jedenfalls nicht. Im Gegenteil, sein forscher Vorstoß, die Macht, die er auf mich ausübte, und seine körperliche Überlegenheit erlaubten mir, mich endlich wieder in die starken Hände eines anderen zu begeben.
    Seine stattliche Lanze gegen mich gerichtet, legte er sich auf dem Bett zurück, und ich gesellte mich zu ihm, bereit, all meine unerfüllten Sehnsüchte auf einmal zu befriedigen.
    Ganze drei Stunden zerwühlten wir die Laken meiner endlich von Holgers Fluch entzauberten Bettstatt, bis mein (ja, was war er denn? Mein Lebensretter, mein Glücksbote? Nein. Viel mehr) Prinz sein Pulver verschossen hatte. Bevor die unvermeidbare Kälte des Fremden über uns hereinbrechen konnte, war er schon angezogen und auf dem Rückweg in sein sagenumwobenes Leben.
    »Komm bald wieder, mein Prinz«, flüsterte ich und konnte nicht umhin, nun auch zu strahlen.
    Ich hatte die Tür eben geschlossen, als mein Blick auf die Konsole im Flur fiel. Da lagen Geldscheine. 250 Euro. So ein Schlingel! Kopfschüttelnd, aber hocherfreut nahm ich das Geld und versteckte es im Kleiderschrank hinter der Unterwäsche in der Kunstleder-Kassette mit meinem Erbschmuck, für den mir kein Pfandhaus der Welt mehr ein müdes Lächeln zahlen würde.
    Zum ersten Mal seit Ewigkeiten hatte ich für ein paar Stunden keinen Gedanken mehr an Holger verschwendet. Ich wollte nicht duschen. Mein wiederbelebter Körper sollte den Duft meines Prinzen so lange wie möglich bewahren. Singend durchforstete ich meinen Kleiderschrank, zog mir das Hübscheste an, was ich finden konnte, und ging hinaus in die Welt, aus der mein Prinz zu mir gekommen war. Vielleicht hielt das Leben noch mehr Überraschungen bereit …
    Mein Prinz. Du hast mich wachgeküsst.
    Schade, dass das eine einmalige Sache bleiben würde.
    Schon der vermaledeite Montag war wieder bestimmt von Hoffnungslosigkeit. Ich hatte so die Schnauze voll von den Tütensuppen, ich wollte endlich mal wieder was Richtiges kochen. Für zwei. Drei Gänge mit den besten Zutaten und einem schön gedeckten Tisch mit Kerzen, Stoffservietten und Blumendekoration. Aber für wen? Wer brauchte eine Hausfrau, die keine Famil ie versorgt? Wir hatten doch einen Stall voll er Kinder kriegen, für immer zusammen bleiben woll en … Und dann hatte die Scheiß-Schwangerschaft Jahr um Jahr auf sich warten lassen, und Holger hatte mir mehr und mehr das Gefühl gegeben, langweilig und nutzlos zu sein.
    Während Holger und die Neue gemeinsam aufwachten (natürlich lächelnd), gemeinsam frühstückten, gemeinsam arbeiteten und gemeinsam ihre Abende genossen, fühlte ich mich völlig überflüssig. Nur die Nachricht von ihrem Unfalltod hätte mich geheilt. Nichts Schmerzhaftes, Langwieriges wünschte ich ihnen, Hauptsache, sie hätten keine Gelegenheit mehr, ihr ekelhaftes Glück zu genießen.
    Irgendwann in diesen sich endlos hinziehenden, gleichförmigen Wochen trieb mich wieder einmal die Einsamkeit aus dem Haus. Es war so spät (oder so früh), dass nicht mal mehr die Nacht

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