Seidene Küsse
Akku-Schrauber, gleichförmig, zuverlässig und mit tausendacht hun dert Umdre hungen, aber im mer erst, nachdem wir unser kleines Ritual vollzogen hatten. Er »überraschte« mich bei irgendeiner Hausarbeit, die ich leicht bekleidet ausübte, pirschte sich »unbemerkt« an mich heran und fiel über mich her. Mal stellte ich mich im Minikleid und ohne Höschen hoch oben auf die Leiter oder bügelte in Unterwäsche, und wenn er von hinten an mich herantrat, die Innenseite meiner Schenkel streichelte und mir das Höschen herunterstreifte, musste ich meine ganze Kon zentration dar auf ver wen den, mir mit dem Bügeleisen nicht die Oberschenkel zu verbrennen.
Hätte ich gewusst, dass es so hilfsbereite Männer gab, hätte ich Holger, den ich um alles fünfmal hatte bitten müssen, sicher nicht gehei ratet.
Der Ka lif war Perser oder Libanese, irgend et was beleibtes, oliven häuti ges Ori entali sches je den falls, und meine Anwesenheit schien ihn hungrig zu machen. Denn ohne, dass wir vor her ein üppiges Fest mahl eingenom men hatten, konnte er sich mir nicht nähern. Nie zuvor hatte ich derart überdimensionale Pralinen-Schachteln voller köstlichster und kunstvollster Schokoschät ze gesehen, wie sie mir der Ka lif aus al ler Welt mitbrachte. Ob er mich mästen wollte, weil ich ihm zu knöchern war? Überhaupt war er ein Genießer der besonderen Art, denn ihm durfte ich niemals zu Diensten sein. Die höchste Freude bereitete es ihm, mich mit seinen umfangreichen Fertigkeiten immer und immer wieder in Ekstase zu versetzen und mir dabei zuzusehen. Wenn ich dann mal wieder verträumt in der Schlange im Arbeitsamt stand, konnte mir die erschöpfende Auseinandersetzung mit den dortigen Amtspersonen so gar nichts mehr anhaben.
Wie alle Könige liebte es auch der meine, unterhalten zu werden. Dass ich ihm ein Schauspiel darbot, immer wieder in eine neue Rolle schlüpfte, war für ihn befriedigender als Sex. So unter zog ich ihn als Krankenschwester ei ner eingehen den me di zi-nischen Untersuchung, die ihm Tränen der Wonne in die Augen trieb. Mal gab ich das ungeschickte Hausmädchen mit Häubchen und gestärkter Schürze ab, das ständig etwas fallen ließ, um sich vor ihm zu bücken und unschuldig den bestrapsten Hintern zu entblößen. Ganz besonders genoss er es, wenn ich ihn als grausame Poli zis tin unter An drohung körper li cher Züchtigung ver hörte. Die Acces soires für diese amü santen Schara den brachte der König stets selbst mit, und seltsamerweise passte alles perfekt. Holger hatte es in all den Jahren nie fertig gebracht, sich meine Körbchen- oder Schuhgröße zu merken. Ein Gutes hatte das Ganze: Seit mein König das erste Mal bei mir aufgetaucht war, hatte ich kein einziges Mal mehr
pretty
in Flausche-pink herumgehangen. Nun war ich gleich nach dem Aufstehen angezogen, geschminkt und zu allem bereit.
Den Kaiser nannte ich so, weil er schon ziemtich alt und auch ein bisschen welk war, aber am wenigsten von mir verlangte und sich dafür am dankbarsten zeigte. Kaiserlich großzügig, hatte er einfach Freude daran, mir von jeder Geschäftsreise ein kostbares Schmuckstück mitzubringen. Das musste ich ihm dann vorführen wie ein Mannequin, nichts am Leib als sein Geschenk. Jetzt hätte der Pfandleiher seine helle Freude an mei ner Kunstle der-Schmuckschatul le.
Wenn ich so darüber nachdenke, hätte ich täglich eine Kerze im Dom dafür anzünden müssen, dass sich mein Leben seit meinem Umzug tausendprozentig verbessert hatte, aber ich schätze mal, dass der liebe Gott nicht wirklich daran beteiligt war. Jedenfalls war ich nicht länger gewillt, dass mir dieser eine Mann die vielen anderen, offensichtlich existierenden, wunder-vol len Män ner vermi este.
Ich hatte Möbel, einen gut gefüllten Kühlt chrank, schöne Kleider und, vor allen Dingen, Spaß. Den Mut, einen der schmuddeligen Sexshops in der Bahnhofsgegend aufzusuchen, brachte ich noch nicht auf, aber wie alle, die eine
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und aufgrund von Arbeitslosigkeit zu viel Tagesfreizeit haben, war ich dem Internet und seinen unerschöpflichen Möglichkeiten verfallen. Und als ich das Stichwort
Erotik
in die Suchmaschine eingab, entblätterte sie vor mir unendliche Weiten mit abenteuerlichsten und wunderschönsten Accessoires zur Anreicherung des Liebesspiels. Also bestellte ich ein paar ganz reizende Gerätschaften und fantasievolle Gewänder zur Erbauung meiner lieben Freunde. Das hatten sie wirklich verdient. Allesamt.
Verdammt. Das war
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