Seidene Küsse
Alice. Der Regisseur lehnte sich selbstgefällig in seinem ledernen Chefsessel zurück und verschränkte die babyweichen Hände vor dem Bauch, neben ihm mit erwartungsvoller Miene die Produzentin im rosefarbenen Chanelkostüm.
Vor einer Frau die Beine breit machen – was hatte sie sich nur dabei gedacht? Gab es denn keinen Makramee-Kurs mehr bei der Volkshochschule?
Entschlossen packte Alice die Messing-Schreibtischlampe mit dem massiven Granitfuß (wie scheußlich!), drehte sie um und richtete sie auf ihr rotes Venusherz. Dann fasste sie mit beiden Händen ihre jungfräulich glatt rasierten Schamlippen und spreizte sie, sodass sich beide Anwesenden gut ein Bild von ihren »inneren« Qualitäten machen konnten. In den blauen, etwas wässerigen Augen des Regisseurs konnte Alice erkennen, dass er mochte, was er da sah. Auf seiner Oberlippe bildeten sich Schweißtropfen.
»Jaaaa. Ja, das ist schon ganz schön«, meinte er mit einem um Zustimmung heischenden Blick zur Produzentin.
»Aber in erster Linie zählt hier Ihr Fassungsvermögen«, fügte diese kühl hinzu, während sie zu einem eleganten Wandschrank ging. »Wir können uns keine Experimente leisten.«
Alice nickte, obwohl sie keine Vorstellung hatte, wovon Lisa Love sprach. Die Produzentin öffnete die beiden Schranktüren aus poliertem Teakholz.
»Ihren Mantel können Sie hier lassen«, meinte der Regisseur, kam um den Schreibtisch herum und half Alice beim Ausziehen. Sie war froh, dass er sie dabei nicht berührte. Er hängte ihren Mantel auf den neu glänzen den Messing-Garde-robenständer (auch scheußlich!) neben der Eingangstür und wies sie an, der Produzentin zu folgen. Hoch erhobenen Hauptes trug Alice ihre Brüste wie einen Korb voll reifer Früchte vor sich her. Sie wusste, dass er hinter ihr auf ihre wippenden Pobacken starrte. Die erste Runde hatte sie bravourös gemeistert, fand sie.
Es war gar kein Wandschrank, eher eine Art Kabinett. Mit dem Spiegel, der die rückwärtige Wand komplett einnahm, wirkte es wie ein frivoles Ballettstudio. Wie magnetisch angezogen, schritt Alice ihrem ungewohnten Spiegelbild entgegen, bis sie fast über ein seltsames Gebilde stolperte, das auf dem schwarzen Granitboden festgeschraubt war. Eine lange Bank, ausgesprochen niedrig, die Füße höchstens fünfzehn Zentimeter hoch, aber das Merkwürdigste war der ebenfalls mit einem Spiegel versehene Sitz. Er war bestückt mit den ungewöhnlichsten »Sitzkissen«, die Alice je gesehen hatte: Gummidil-dos in jeder Form und Größe, aufgereiht wie die Orgelpfeifen, der kleinste ganz links, ein unmenschliches Monstrum ganz rechts, dazwischen wie von einem Reaktorunfall deformierte Mutationen, aus zwei Teilen beste hend, der eine gerade, der andere krumm wie eine Banane. Belustigt bemerkte der Regisseur Alices entsetzte Miene.
»Verstehe«, murmelte sie. »Fassungsvermögen.«
»Hier. Ist das Beste auf dem Markt«, erklärte die Produzentin lakonisch, als sie Alice eine Dose mit Gleitmittel reichte. »Mit Muskel-Relaxans.«
Aha.
Zögerlich nahm Alice die Fünfhundert-Gramm-Dose entgegen, die einem billigen Tiegel Handcreme zum Verwechseln ähnlich sah.
Tja, dumm gelaufen. Sie hatte ja selbst dafür gesorgt, allzeit bereit zu sein.
Jetzt bloß nicht das Gesicht verlieren!
Sich ihrem Schicksal fügend, öffnete Alice die Dose, tauchte ihre Hand tief in die glibberige Masse und schöpfte eine ordentliche Portion davon heraus. Sie stellte ihr linkes Bein auf der Bank auf, womit klar wurde, wie sinnvoll die gespiegelte Sitzfläche war, und strich die ganze Ladung zwischen ihre Beine. Rieb das schmierige Zeug sorgfältig innerlich und äußerl ich in ihre Vagina und ihren Anus ein, denn dass beide in Einsatz kommen würden, schien ihr inzwischen unvermeidlich. Geduldig sah ihr Peter Wieauchimmer dabei zu, Lisa Love warf einen Blick auf ihre Armbanduhr.
Alices Ehrgeiz war geweckt. Sie drehte dem Pornofilmteam den Rücken zu, stellte sich spiegelwärts breitbeinig über die Bank und beobachtete, wie ihr rotes Designerherz über dem zweiten Rammbock zum Sinkflug anhob. Einfach nur hinsetzen, und sie musste auf einem der Marterpfähle landen, so war dieses mittelalterliche Hexenquälinstrument konstruiert. Und schon spürte sie, wie ihr enger Liebeskanal geweitet wurde durch den stattlichen Dildo, der sich zielstrebig seinen Weg in ihre gut geschmierten Zugänge bahnte. Um sich ausruhen zu können, musste sie sich bis zum Anschlag auf den Lustspender hinabgleiten lassen.
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