Seidenfessel - Maeda, K: Seidenfessel
vergessen. Und das, obwohl du schon solange nicht mehr bei einer seiner kleinen Zusammenkünfte warst. Was hat dich dazu gebracht, uns wieder zu beehren? Deine kleine Gaijin?“ Yusuri lachte leise. „Sie wirkte nicht sonderlich erfahren mit Seilen.“
„Es war das erste Mal, dass sie mit Shibari in Berührung kam.“
„Wo hast du sie her?“
Toshi schloss die Augen und zuckte abermals mit den Schultern. Je weniger Yusuri von Isabelle wusste, umso besser. Yusuri aber gab keine Ruhe. Sie beugte sich näher und flüsterte an Toshis Ohr: „Du willst sie biegen, nicht wahr, Tetsu?“ Toshi schauderte unwillkürlich. Drache – so hatte nur Yusuri es bisher gewagt, ihn zu nennen. „Du willst sie Gehorsam lehren und zu deinem Spielzeug machen, so, wie du es mit mir getan hast.“
„Bei dir war ich wenig erfolgreich damit“, brummte er und wandte ihr das Gesicht zu. Yusuris katzenhafte Augen versanken tief in seinen. „Oh, du warst sehr erfolgreich damit. Dich hat nur ab einem bestimmten Punkt der Mut verlassen.“
Toshi biss die Zähne zusammen. Während ihrer Beziehung war Yusuri an die Spitze der Mashimi-Gruppe aufgestiegen und hatte dabei Methoden angewandt, die Toshi zuwider waren. Er hielt am alten Kodex der Yakuza fest, Gewalt nur im äußersten Notfall zu gebrauchen. Er machte sein Geld mit Glücksspiel, Handel, Hosts und Wirtschaft. Yusuri aber kannte diesen Kodex nicht. Sie wollte ihn nicht kennen. Stattdessen machten die Mitglieder der Mashimi sich einen Namen durch Schutzgelderpressung, Prostitution und Mord. Toshi hatte bald genug davon gehabt und sich von Yusuri getrennt.
„Es war eine Frage der Ehre, nicht des Mutes, Yusuri.“ Er erwiderte ihren Blick fest. „Aber das ist es, was du nie verstanden hast. Das unterscheidet uns.“
„Dafür verbinden uns andere Dinge. Die Lust an der Manipulation. Die Lust an der Unterwerfung und der Macht“, hauchte sie an seine Lippen. Kurz bevor ihre Münder sich trafen, setzte Toshi sich weiter auf und strich durch sein nasses Haar. „Vielleicht“, gab er zu. „Aber in diesem Fall ist es etwas anderes.“
Yusuri lachte hell und ungläubig auf. „Du kannst mir nichts vormachen, Tetsu.“ Sie schmiegte sich an seinen Rücken. Ihre nackten, vom Wasser glitschigen Brüste pressten sich nur zu deutlich an seine Schultern, und ihr Haar fiel über seine Brust. „Du wirst sie langsam von dir und deinen Spielen abhängig machen. Sie wird Lust erfahren“, schnurrte die Japanerin und atmete mit einem wollüstigen Stöhnen ein. „Oh ja, du verstehst es wunderbar, einem Ekstase zu schenken, mein schöner Drache. Aber sie wird dich nie bekommen, nicht wahr? Du wirst nicht mit ihr schlafen, bis sie dich darum anbettelt, und dann hast du sie. Dann gehört sie ganz dir.“
Toshis Kiefer knirschte, als er die Zähne zusammenpresste. Yusuri kannte ihn in dieser Beziehung zu gut. Kein Wunder, hatte er sie doch auf dieselbe Weise an sich gekettet. Bis er selbst diese Kette wieder gelöst hatte.
„Aber wozu?“, überlegte Yusuri laut. „Irgendetwas an ihr ist seltsam vertraut ... du hast sie aus einem bestimmten Grund ausgesucht. Welcher ist das nur?“
„Es gibt keinen Grund.“
„Ich bin sicher, dass es einen gibt. Dass du ihn mir nicht verraten willst, macht mich neugierig. Ist sie die Tochter eines Diplomaten? Eines Staatschefs? Was macht diese Langnase nur so interessant für dich?“
Toshi schob Yusuris Körper mit einem Ruck von sich. „Mit wem ich mich einlasse und warum, liegt ganz allein bei mir“, sagte er kalt. „Du kannst dich hier gerne aufhalten, doch wenn du das tust, wirst du dich damit abfinden müssen.“
Yusuris Miene zeigte Erschrecken, aber in ihren dunklen Augen las Toshi eindeutigen Triumph. Sie hatte etwas gefunden, das ihn traf. Und Yusuri reagierte auf derlei Dinge wie ein Bluthund. Sie grub ihre Zähne hinein und ließ nicht locker, bis sie alles wusste, alles in Erfahrung gebracht hatte und es gegen ihn einsetzen konnte. Toshi stieg ohne einen weiteren Blick auf die Yakuza aus dem Becken, nahm den Bademantel und ließ sie allein zurück.
K APITEL 10
Isabelle verbrachte fast den gesamten Tag in diesem seltsamen Museum der Fesselungen. Tomo hatte sich nach der ersten halben Stunde zu der alten Frau in die Küche zurückgezogen, aber Isabelle hatte nicht aufhören können. Anfangs hatte sie nur die verschiedenen Fesselungstechniken angeschaut und war überrascht über die Vielfalt. Der Shrimp, der Harnisch ... es gab tausend
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