Seidenfessel - Maeda, K: Seidenfessel
Gesichtern war durchweg ein Ausdruck der Ekstase und des Genusses zu sehen. Isabelle sah verschiedene Variationen der Karada-Fesselung, die am Vorabend an Toshis Partnerin vorgeführt worden war. Auf einem Bild war eine Frau auf genau dieselbe Weise an einem Seil befestigt, das von der Decke hing; ihre weit entblößte Scham wurde von drei Männern gleichzeitig geküsst, geleckt und gestreichelt.
Tomo tippte auf dieses Bild. „Das war etwas, das mich vielleicht noch an Shibari gereizt hätte. Aber mein Freund scheint eher an so etwas zu denken.“ Sie deutete auf ein Bild, zwei Wäscheleinen dahinter. Es zeigte eine Frau, die Arme waren an Ellbogen und Handgelenken zusammengebunden. Die gestreckten Arme waren zwischen ihre Beine hindurchgezogen und sie kniete. Zur Bewegungslosigkeit verdammt, konnte sie nichts anderes tun, als so zu verharren, während ein Mann von hinten in sie eindrang. Sonderlich unglücklich wirkte sie aber nicht.
„Seine persönliche Sexpuppe – das wäre ich damit“, schnaubte Tomo. Isabelle betrachtete das Bild nur fasziniert und schritt weiter durch die Reihen. Einige Bilder zeigten nur einzelne Körperteile und enthielten japanische Anleitungen, wie man diesen oder jenen Knoten knüpfte oder wie man ein Seil befestigen musste. Einige Knoten waren nur für Männer bestimmt. Ein dünnes Seil, auf die richtige Weise geknotet, konnte den Penis eines Mannes stundenlang hart halten.
„Die beste Theorie, die du bekommen kannst“, lächelte Tomo und folgte Isabelle auf ihrem Weg durch diesen erotischen Bildergarten. Die nickte leicht. „Oh ja, tatsächlich die Beste“, murmelte sie und versuchte, sich soviel wie möglich einzuprägen.
Toshi nahm sich ein schmales Handtuch und schlang es sich um den Nacken. Die Dusche hatte nach seinem Kendō-Training gut getan, und jetzt wollte er sich ein wenig in den Heißwasserbecken des Sakura View entspannen. Natürlich besaß das Hotel keine wirklichen heißen Quellen, aber die eigens angelegten Wasserbecken sorgten für mindestens ebenso angenehme und komfortable Entspannung. Er ging an den normalen Swimmingpools vorbei und bemerkte sehr wohl die Blicke der Frauen, die ihm folgten. Aber sie reizten ihn nicht. Toshis Interesse weckten nur Dinge, die ihm eine Herausforderung boten. So wie die Gaijin mit dem Feuerhaar. Bei dem Gedanken an Isabelle stahl sich ein Lächeln auf sein Gesicht. Sie hatte sich am Vorabend besser gehalten, als er es erhofft hatte.
Zufrieden schloss er die Tür zum abgetrennten Heißwasserbereich auf und streifte den Bademantel ab. Dieser Bereich gehörte zum VIP-Teil des Hotels - man konnte ihn nur auf persönliche Einladung Toshis betreten.
Er schloss die Tür hinter sich und trug den Bademantel locker in der Hand. Das Einzige an Stoff, was er noch trug, war das Handtuch um seinen Nacken. Er ging zum Becken an der Wand und stieg hinein, ließ den Frotteemantel einfach neben den Rand fallen. Etwas darin klapperte leise.
Das Wasser hatte Körpertemperatur, und Toshi atmete tief ein, als er ganz hineinglitt. Das Wasser lockerte seine Muskeln und ließ zu, dass er sich für einen Moment fallen lassen konnte. Ein Luxus, den er sich als Vizechef eines Yakuza-Clans sonst nicht leisten konnte. Wie sich herausstellte, war es auch diesmal nur ein flüchtiger Moment. Etwas plätscherte leise, und er wandte den Kopf. Seine Hand schoss vor, glitt automatisch in den Bademantel und zog eine kleine GLOCK hervor. Die Waffe richtete sich in Richtung des Geräuschs, noch bevor Toshi wirklich bemerkt hatte, wer vor ihm stand. Als er es tat, seufzte er und sicherte die Pistole wieder. Es war Yusuri, seine Partnerin vom Vorabend und die Chefin des Mashimi-Clans. Sie war ebenso nass wie er und auch ebenso nackt. Seit ihrer gemeinsamen Zeit damals hatte sie nichts von ihrer Attraktivität eingebüßt – aber auch nichts von der Aura der Gefahr, die sie konstant umgab.
In diesem Moment lächelte sie und senkte Toshis ausgestreckten Arm mit der Waffe. „Ich wusste nicht, dass du den Schlüssel noch besitzt“, brummte er und ließ die Waffe wieder im Inneren des Bademantels verschwinden.
„Ich habe nie behauptet, ihn dir zurückgegeben zu haben“, schnurrte Yusuri und kam näher.
Toshi zuckte nur mit den Schultern. Er lehnte sich mit dem Rücken gegen den Beckenrand; mit seiner Entspannung war es seit Yusuris Erscheinen vorbei. „Du warst gut gestern Abend bei Kamo Sensei“, sagte Yusuri und setzte sich neben Toshi. „Du hast nichts
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