Seidenfessel - Maeda, K: Seidenfessel
zu, dass sie ihn bitten sollte, in Tokio bei ihr zu bleiben. Aber wenn sie in Nikkō bliebe, würde sie noch weiter von ihm entfernt sein. Isabelle seufzte. „Ich komme mit zurück“, sagte sie und spürte kurz darauf Toshis Lippen auf ihren.
K APITEL 15
Yusuri strich mit der flachen Hand über den Koi auf ihrem Po. Die Tätowierung war filigran und die gewählten Farbtöne unterstrichen ihre weiße, porzellanartige Haut perfekt. Der Blick der Yakuza glitt über ihren eigenen Körper und blieb an den kleinen Brüsten hängen. Nicht zu groß, aber auch nicht zu klein. Genau richtig. Toshi hatte ihre Brüste geliebt. Die Erinnerung ließ Yusuri die glatte Stirn runzeln und ihr herzförmiger Mund verzog sich nach unten. Früher, als sie noch ein Paar gewesen waren. Sie hätte es niemals zugegeben, aber Toshi und seine Lust an kreativen Spielen im Bett fehlten ihr. Sie hatten Stunden, manchmal sogar Tage im Bett verbracht, bis er eines Tages genug von ihr hatte und sie verließ. Warum genau, hatte sie bis heute nicht verstanden, aber es hatte sie in ihrem Stolz gekränkt. Seit diesem Augenblick suchte sie nach einer Möglichkeit, es ihm heimzuzahlen. Sie hatte lange darauf warten müssen und in der Zwischenzeit daran gearbeitet, dass der Mashimi-Clan sich immer weiter der Spitze der Yakuza näherte. Jetzt war es endlich soweit, und wie es aussah, würde sie ihren Triumph und die Rache an Toshi gleichzeitig bekommen. Tanosuke hatte sie am Morgen kontaktiert. Angeblich hatte er neue Informationen, die das Dreifache seiner alten Prämie wert wären. Wenn so ein feiger Hund wie Tanosuke sich derart sicher war, musste er etwas Konkretes in der Hand haben.
Yusuri griff nach einem Paar Nylonstrapsen und stützte ein Bein auf dem Bett ab. Sorgsam entrollte sie das Nylon über ihrer Haut, ehe sie den zweiten Strumpf überzog.
‚Was hatte es nur mit dieser rothaarigen Frau auf sich?‘, überlegte sie, während sie einen knappen schwarzen Slip und einen Rock anzog. Toshi hatte vor Yusuri immer wieder Frauen gehabt, die nach einer Weile kaum mehr von ihm loskamen. Aber er selbst hatte sie in diesem Zustand immer wieder fortgeschickt. Er war nicht der Typ für große Gefühle. Für ihn gab es nur ihn selbst und seine Loyalität zur Yakuza. Aber die Akten, die Tanosuke herausgeschmuggelt hatte, zeigten, dass diese Loyalität dabei war zu bröckeln. Es musste irgendeinen Auslöser dafür geben und ... Yusuri stockte. Es würde doch nicht etwa diese Gaijin sein? Das war unmöglich! Niemals!
Yusuri lachte laut, um sich einzureden, wie lächerlich dieser Gedanke war. Niemals würde Toshi wegen einer Langnase aus Europa alles aufgeben!
Sie nahm die Jacke, die zum Rock gehörte, und streifte sie über ihren nackten Oberkörper. Sie war maßgefertigt: Die Knöpfe drückten ihre Brüste genau in die richtige Position, um ein tiefes Dekolleté vorzugaukeln. Das schwarze Haar bürstete sie einige Male durch, bis es weich auf ihre Schultern fiel, und zog ihren markanten Mund mit rotem Lippenstift nach. Erst, als sie sich gewappnet fühlte, machte sie sich auf den Weg zum Treffpunkt.
Tanosuke wartete in einem Café. Anscheinend hatte sich seine Vorliebe für James-Bond-Filme wieder bemerkbar gemacht. Yusuri rollte mit den Augen. Sie hatte nichts gegen einen gelungenen theatralischen Auftritt, aber nur, wenn er für den richtigen Effekt sorgte. Was er in diesem Fall nicht tat.
Sie begutachtete ihr Spiegelbild und lächelte selbstgefällig. Nun, zumindest würde
sie
einen großen Auftritt haben.
Im Café war die Szenerie fast genauso, wie Yusuri es sich vorgestellt hatte. Tanosuke kauerte hinter einem Stuhl und sah sich um wie eine Ratte, die eine Falle witterte. Sie näherte sich ihm von der Seite und zog mit einem Ruck den freien Stuhl vom Tisch. Tanosukes Kopf ruckte hoch, und er starrte sie an. Yusuri lächelte zuckersüß. „So ängstlich?“
Tanosuke schloss die Augen und fuhr sich über das Gesicht. „Das sollten Sie nicht fragen.“
Yusuri musterte ihn und spürte Verachtung in sich aufsteigen. Wie hatte solch ein jämmerlicher Versager nur Mitglied der Yakuza werden können? Sie schüttelte innerlich den Kopf. Eine Kellnerin kam vorbei, aber Yusuri winkte sie mit einem nachlässigen Wedeln der Hand wieder fort.
„Warum hast du mich also in diese Einöde und aus Tokio herausgeholt?“, fragte sie scharf und genoss, wie Tanosuke den Kopf tiefer zog und die Stirn in Falten warf.
Sein Rattengesicht aber glättete sich
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