Seidenmagd
Monsieur. Oder wollt Ihr, dass Eure Gäste sich über Dreck und Staub beschweren?« Sie zog belustigt die Augenbrauen hoch.
»Nun, als dreckig habe ich es hier nicht empfunden.« Friederging in den leer geräumten Salon, schaute sich um. »Jetzt aber scheint alles zu blinken.« Er sah sie nachdenklich an. »Wer hat dieses Wunder vollbracht?«
»Es ist kein Wunder, Monsieur. Auch kein Hexenwerk. Thea, Gerald und ich haben uns ins Zeug gelegt. Und wir sind noch lange nicht fertig.«
»Ihr allein?« Frieder rieb sich über die Stirn. »Hätte ich das gewusst«, murmelte er, »wäre ich nicht nach Berlin geritten. So geht das auch nicht«, sagte er dann resolut.
»Nicht?« Catharina war belustigt. Er machte sich keine Gedanken, wusste auch nicht, wie schwer manchmal die Haushaltsführung sein konnte.
»Ihr braucht Hilfe.«
»In der Tat, Monsieur. Zumindest dann, wenn Ihr auf Eurem Wunsch besteht und ich Euch am Dienstag als Gastgeberin zur Seite stehen soll. Alleine wird Thea nicht kochen und servieren können, ich muss ihr helfen.«
»O nein.« Frieder lachte auf. »Wir werden für die nächsten Tage zusätzliches Personal einstellen. Ich kümmere mich auf der Stelle darum.« Er machte auf dem Absatz kehrt und verließ das Haus wieder, bevor Catharina noch etwas sagen konnte.
»Zwei Mägde kommen morgen bei Tagesanbruch. Ein guter Bekannter überlässt sie mir für diese Woche.« Frieder setzte sich auf die Küchenbank. Petite, die unter dem Tisch saß, schnupperte erst, leckte dann über seine Hand. Erschrocken fuhr er hoch. »Was zum Teufel ...« Doch dann entdeckte er die Hündin. »Ach, er lebt noch. Ich hatte ihn ganz vergessen.«
»Er ist eine Sie«, sagte Catharina und pfiff leise. Soforthumpelte der Hund zu ihr. Der Leinenwickel, der die Holzleiste an ihrem Vorderlauf fixierte, war inzwischen verschmutzt und eingerissen. Sie würden ihn bald erneuern müssen. Catharina hob das Tier hoch und kraulte es. »Und sie heißt Petite.«
»Die Kleine?« Frieder sah sie amüsiert an. »Ein guter Name. Es scheint, als würde sie Euch lieben.«
Catharina schmunzelte. »Es ist eher umgekehrt. Sie ist bezaubernd.« Dann runzelte sie die Stirn. »Habt Ihr schon etwas in Erfahrung bringen können?«
Frieder hob fragend die Hände.
»Wegen meines Bruders, Michel.«
»Oh. Nun, ich habe Oberst von Schätzel die Sachlage geschildert, er wollte sich der Angelegenheit annehmen.«
»Danke«, sagte Catharina leise. Die Enttäuschung war ihr anzuhören.
»Er wird sich kümmern. Ansonsten werde ich mich bei den Garde-Kürassieren erkundigen. Grämt Euch nicht, Mademoiselle.« Er nahm den Becher mit dem Bier, den sie ihm gab, und trank durstig. »Was werdet Ihr am Dienstag tragen?«
»Tragen?« Catharina schüttelte den Kopf.
»Anziehen, Mademoiselle, nicht herumtragen.«
»Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht«, sagte sie überrascht.
»Das solltet Ihr aber. Das Kleid, welches Ihr in Hannover getragen habt, ist nicht passend. Aber Eure anderen Kleider sind es auch nicht. Zu dumm, dass ich nicht vorher darüber nachgedacht habe. Eure Garderobe hat ja wenig Auswahl.«
»Ich dachte an mein gutes Wollkleid.«
»Nein.« Frieder schüttelte den Kopf. »Das ist unpassend.«Er strich sich mit der Hand über das Kinn. »Ihr müsst das Kleid ändern, und zwar so schnell als möglich. Die Ärmel weiten und mit Spitze unterlegen, den Kragen auch ... es muss leichter und beschwingter aussehen.«
»Bis übermorgen?« Catharina riss die Augen auf. »Unmöglich.«
»Dann macht es möglich.«
Kapitel 32
Thea hatte das Essen aufgetragen. Sie aßen schweigend. Frieder rauchte eine Pfeife in der Küche, verabschiedete sich dann und ging aus.
»Ich soll mein Kleid ändern«, schluchzte Catharina verzweifelt.
»Was ist daran schlimm?« Thea wischte den Tisch ab und wartete darauf, dass sich das Wasser im Topf erwärmte.
»Es ist mein gutes Kleid. Die beiden anderen könnte ich nie in der Kirche tragen. Und das Prunkkleid werde ich vermutlich nie wieder anziehen.«
»Ändere das Kleid und nähe dir ein neues schlichtes für die Kirche. Ich habe dich aber noch nie zum Gottesdienst gehen sehen, Kindchen.«
»Hier gibt es keine Mennoniten, Thea.«
»Ist Glaube nicht Glaube? Spielt es eine Rolle, wie die sich nennen?«
Catharina überlegte. »Glaube ist nicht gleich Glaube. Es ist der eine Gott, aber sowohl die Protestanten als auch die Katholen haben einen protzigen Götzendienst. Sie tanzenum ihr eigenes Goldenes
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