Seidenmagd
ihr.
»Erworben?« Catharina schüttelte den Kopf. »Wo sollte ich das denn erweben? Schaut her, es ist mein Kleid, ich habe es nur geändert.«
»In so kurzer Zeit?« Er strich zart über die Spitze an ihrem Kragen, sah sie dann an. »Ich bewundere Euch.« Seine Stimme klang rau und heiser.
Catharina wich ein wenig zurück und zwang sich zu lächeln. »Entspricht es Euren Erwartungen?«
»Voll und ganz, Ihr seid bezaubernd.«
»Käthe, du solltest das Kleid nun aber wieder weglegen, sonst wird es noch dreckig«, sagte Thea laut.
Frieder, der wohl ihre Anwesenheit vergessen hatte, zuckte zusammen. »Wird morgen alles bereit sein?«
»Oui, Monsieur. Nur um den Wein müsst Ihr Euch noch kümmern. Er wurde geliefert und lagert im Schuppen. Ihr müsst nur auswählen.«
Am nächsten Morgen standen sie noch vor dem Morgengrauen auf. Auch die beiden Mägde waren schon wach und fassten mit an. Die Grütze aßen sie eilig, es gab noch viel zu tun.
Am Nachmittag wies Thea Gerald an, den großen Kessel mit Wasser zu füllen.
»Du gehst jetzt auf dein Zimmer, Kindchen«, sagte Thea zu Catharina. »Gerald bringt dir den Badezuber, und dann nimmst du ein Bad. Anschließend ruhst du dich ein wenig aus.«
»Aber es ist doch noch so viel ...«
»Kein aber«, unterbrach Thea sie. »Wir schaffen, was zu machen ist, auch ohne deine Hilfe. Du musst ausgeruht sein heute Abend.«
Catharina wusste, dass die alte Köchin recht hatte, und fügte sich. Wenig später genoss sie das heiße Wasser und die Ruhe ihres Zimmers. Petite war ihr gefolgt und lag vor dem Bett auf dem Teppich. Das Kleid hing an einem Haken. Catharina hatte es am Morgen über Wasserdampf gehalten und die Falten glatt gezogen.
Was wird heute Abend meine Aufgabe sein? fragte sie sich. Was werde ich tun müssen?
Sie hörte, dass Gerald auch für Frieder heißes Wasser brachte.
Jetzt liegt Monsieur nur ein paar Meter weiter, durch zwei Wände von mir getrennt, auch im heißen Wasser, dachte sie kichernd.
Am Abend zog Catharina sich an, versuchte ihre Haare so hochzustecken, wie Sofia es ihr gezeigt hatte. Sie war zwar nicht ganz zufrieden mit dem Ergebnis, doch ihr Spiegelbild gefiel ihr trotzdem. Das bin nicht ich, dachte sie zweifelnd, nur für einen Abend bin ich diese Person.
An Frieders Seite begrüßte sie die Gäste. Er stellte Catharina als Mademoiselle te Kamp vor und ging nicht weiter auf ihre Position im Haushalt ein. Zwei Herren waren ohne Begleitung gekommen, drei hatten ihre Gattinnen mitgebracht.
Das Essen wurde serviert und sehr gelobt. Anschließend setzten sich die Männer in den Salon, um zu rauchen, während die vier Damen in der Stube blieben. Catharina schenkte ihnen Likör ein.
»Ihr seid aus Krefeld?«, wurde sie gefragt. Catharina nickte stumm. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte, wenn man sie nach ihrer Position fragte. Doch die drei schienen sich zu kennen, und schon bald entspann sich eine angeregte Unterhaltung zwischen ihnen. Catharina lehnte sich zurück, nippte an ihrem Likör und versuchte den Gesprächen zu folgen. Doch die Leute, über die sie sprachen, kannte sie nicht. Ebenso wenig wusste sie etwas mit den Namen von Theaterstücken oder Opern anzufangen, nur den einen oder anderen Buchtitel hatte sie schon gehört.
Es war tief in der Nacht, als die Gäste aufbrachen. DieMägde hatten, unter Theas strenger Aufsicht, schon das meiste Geschirr gespült, die Töpfe geschrubbt und die Essenreste weggeräumt.
»Wie war es?«, wisperte Thea Catharina zu.
»Köstlich. Alle waren begeistert!«
»Das meinte ich nicht.« Thea grinste, doch bevor sie weiter fragen konnte, rief Frieder Catharina zu sich. Er bat sie, im Sessel am Kamin Platz zu nehmen.
»Nun, Ihr habt Euch tapfer geschlagen. Wie fandet Ihr den Abend?«
Was sollte sie nur darauf antworten? »Es war ein schöner Abend. Ich weiß aber nicht, ob ich Euren Erwartungen wirklich gerecht geworden bin. Konversation dieser Art bin ich nicht gewöhnt.«
»Das weiß ich, und deshalb finde ich ja auch, dass Ihr Euch wacker gehalten habt. Es war Euch kaum anzumerken, wie unsicher Ihr ward. Ich denke, nur mir ist es aufgefallen.«
Catharina biss sich auf die Lippen.
»Ich habe aber das Gefühl, dass Ihr Euch schnell in diese Rolle einfinden werdet.«
»Rolle?«
»Es wird Euch nicht schwerfallen, eine Dame der Gesellschaft zu werden. Ihr seid hübsch und klug, Ihr könnt Euch anpassen und einbringen.«
»Aber wozu soll das gut sein?«
Frieder antwortete nicht, sondern
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