Seidenmagd
uns reicht das, aber für eine Gesellschaft nicht.«
»Wir brauchen Personal, Geschirr, Besteck, Speisen und ...« Fragend sah sie Thea an.
»Taler. Wir müssen es bestellen und bezahlen.«
»Kannst du die Menüfolge aufschreiben, Thea?«, bat sie.
»Schreiben? Wo denkst du hin? Ich kann weder lesen noch schreiben.«
Catharina biss sich auf die Lippen.
»Aber ich werde es dir sagen, und du schreibst es auf.« Thea grinste breit. »Und dann gibst du die Listen Monsieur, er gibt dir die Börse, und wir kaufen ein.«
»Ja, natürlich.« Catharina beugte sich wieder zu der jungen Hündin.
»Sie hat getrunken und gefressen«, sagte Thea. »Jetzt muss sie sich erleichtern. Trag sie in den Hof.«
»Wird sie mich nicht beißen?« Catharina war unsicher.
»Nein, von dir hat sie kein Leid erfahren. Es ist eigentlich noch ein kleines Hundekind, kaum dem Säuglingsalter entwachsen. Seine Zähne sind noch nicht sehr hart und scharf. Außerdem ist es gutmütig«, sagte Thea. »Trag Petite in den Hof.«
»Und ihr Bein? Werde ich ihr nicht wehtun?«
»Möglicherweise. Sie muss trotzdem raus.«
Thea hatte recht. Kaum war die Hündin im Hof, erleichterte sie sich.
In den nächsten Tagen planten sie das Menü. Im Gasthaus am Ende der Straße konnten sie Geschirr, Besteck und Gläser mieten. In Windeseile nähte Catharina aus feinem Leinen Tischdecken und Servietten. Gerald half, die Stube und den Salon auszuräumen, so dass die beiden Frauen ordentlich wischen und schrubben konnten. Die Bücher wurden abgestaubtund wieder in die Regale geräumt, die Teppiche ausgeschlagen. Sie putzten die Fenster, reinigten den Kamin.
Petite war immer dabei und beobachtete alles neugierig. Zuerst hatte sie an dem Verband genagt, doch nachdem Catharina sie mehrfach scharf ermahnt hatte, fügte sie sich. Zwar humpelte sie, aber das hielt sie nicht davon ab, Catharina zu folgen.
»Wir werden nie fertig werden«, sagte Catharina und wischte sich mit dem Unterarm den Schweiß von der Stirn. »Heute ist schon Samstag, bis Dienstag soll nicht nur alles blitzen und blinken, auch das Essen soll bereitet sein.«
»Der Händler hat den Fisch geliefert.« Gerald zeigte auf ein Fässchen, welches im Hof in der prallen Sonne stand.
»Seid Ihr von allen guten Geistern verlassen?« Thea schlug die Hände zusammen und eilte in den Hof. »Wenn er dort stehen bleibt, wird er Morgen schon so stinken, dass die Nachbarschaft Pestfeuer anzünden wird.« Suchend schaute sie sich um. »Wir brauchen einen kühlen Platz und Eis.«
»Unter dem Schuppen ist ein Erdloch.« Gerald führte sie zu der Stelle. Tatsächlich war dort eine kleine Tür, und eine Treppe führte in einen Kellerraum. Es roch frisch und kühl.
»Warum sagt mir das keiner? Da hätte ich ja ganz anders planen können.« Thea seufzte. Sie ließ Gerald das Fass zu dem Erdkeller bringen und öffnete kurz den Deckel. »Wunderbar, die Aale leben ja noch. Dann brauchen sie nur frisches Wasser.«
»Sie leben noch?« Catharina schaute in das Fass, schüttelte sich dann. »Sie sehen aus wie große Würmer. Doch ich weiß, wie gut sie schmecken.«
»Es sollte auch noch Hecht geliefert werden.«
»Der kommt, so sagte mir der Händler, frisch am Montag.«
Thea nickte zufrieden. »Die Kapaune hängen, eingenäht in milchgetränkten Leinenbeutel in der Vorratskammer. Das Lamm für die Pastete liegt in Rotwein. Die Pomeranzen sind heute gekommen, und die Zuckerschoten liegen in der Vorratskammer. Was fehlt?«
»Die Kalbsnieren.«
»Aber sie sind bestellt, Käthe.« Thea grinste.
»Was müssen wir noch machen?«
»Wir müssen die Pomeranzen schälen und waschen, so lange, bis die Schale nicht mehr bitter schmeckt. Dann müssen sie in Honigwasser weich gekocht werden. Schälen und waschen müssen wir sie heute, gekocht werden sie erst am Montag.« Sie schaute sich um. »Gerald, du kannst noch mal die Teppiche ausklopfen, sie sind immer noch nicht richtig sauber.«
»Wie sieht es denn hier aus?« Frieder, der die letzten Tage in Berlin gewesen war, sah sich entsetzt um.
»Das sind die Vorbereitungen für Euer Diner.«
»Und wo soll ich heute Abend speisen?«
»In der Küche, Monsieur. Aber Morgen wird der Salon wieder eingerichtet sein. Gerald klopft just die Teppiche aus.« Catharina lächelte.
»Ich wollte nur eine kleine Gesellschaft geben, nicht das Haus auf den Kopf stellen.« Frieder runzelte die Stirn. »Musste das sein?«
»Eine Gesellschaft sollte in sauberen Räumen stattfinden,
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