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Seidenmagd

Seidenmagd

Titel: Seidenmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: U Renk
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nächsten Morgen frühstückten sie, dann machten sie sich auf den Rückweg.
    »Hat es Euch gefallen?«, wollte Frieder wissen.
    Catharina überlegte, nickte dann. »Ja, es war eine schöne Aufführung. Die Musik hatte eine wunderbare Leichtigkeit trotz des ernsten Themas. Auch fand ich die Kostüme und die Bühne nicht so überladen wie damals in Hannover.«
    »Das habt Ihr gut erkannt. Ich habe schon einiges von Hasse gesehen und gehört, es gefällt mir gut.« Er lächelte. »Auch Ihr habt mir ausnehmend gut gefallen.«
    »Danke.« Catharina wusste nicht, was sie darauf sagen sollte.
    »Die Geschichte, so einfach und simpel sie auch sein mag, zeigt doch, dass wahre Gefühle allem anderen trotzen können.«
    »Meint Ihr wirklich, Monsieur? Piramo und Tisbe lieben sich, sie lieben sich so sehr, dass sie ihre Familien verlassen wollen. Und doch geht es nicht gut aus. Beide setzen ihrem Leben ein Ende. Das ist gotteslästerlich, denn das Leben, das uns geschenkt wurde, dürfen wir nicht wegwerfen.«
    »Aber das ist doch nur eine Metapher dafür, dass Liebe stärker ist als der Tod, findet Ihr nicht? Im Tod sind sie vereint.«
    »Was haben sie aber davon?«, wollte Catharina wissen.
    Frieder lachte laut auf. »Ihr seid so herrlich pragmatisch. Das schätze ich an Euch.« Dann schwieg er für einen Moment. »Was würdet Ihr für die Liebe tun?«
    »Wie meint Ihr das? Umbringen würde ich mich wohl nicht.«
    »Nein, nein. Aber die beiden Liebenden verlassen ihre Familien,sie lassen alles hinter sich zurück. Wäre nicht diese unheilvolle Verwechselung gewesen, wären sie miteinander geflohen?«
    »Ja, und vermutlich glücklich geworden. Nun«, sagte Catharina nachdenklich. »Man sagt, Blut sei dicker als Wasser und man solle Vater und Mutter ehren, sein Leben lang. Aber ist es nicht richtiger und wichtiger, das eigene Leben so zu gestalten, dass man glücklich ist?«
    »Ja. Nun ist das ein müßiges Thema, eine Geschichte, die man weiter spinnen kann.«
    Nicht mehr, dachte Catharina enttäuscht. Ist es nicht auch ein wenig unsere Geschichte? fragte sie sich.
    »Aber diese wundervolle Musik versüßt einem vieles, nicht wahr?« Dann verdüsterte sich Frieders Gesicht. »In den nächsten Tagen werde ich wenig Zeit für Unternehmungen und Unterhaltung haben.«
    »Glaubt Ihr, dass sich die politische Lage verbessern wird?«
    »Noch ist nicht bestätigt, dass es wirklich zum Frieden mit Schweden kommt, obwohl die Verhandlungen abgeschlossen sein sollen.« Er runzelte die Stirn. »Unsere Truppen stehen bei Elberfeld. Angeblich sollen sie ins Rheinland ziehen.«
    »Dann wird es wieder zu einer Schlacht kommen?«, fragte Catharina besorgt.
    Frieder zuckte mit den Schultern. »Die Stadt leidet sehr unter dem Regiment Comdé. Alle hoffen, dass sie bald und vollständig abgezogen werden.«
    Sie blieben nur wenige Tage in Köln, fuhren dann zurück nach Krefeld. Da sie schon am frühen Morgen aufgebrochen waren und Michel die Pferde ordentlich antrieb, mussten sie nur einmal in einem Gasthof absteigen. Frieder war so höflichund zuvorkommend zu Catharina wie seit langen nicht mehr. Auf der Fahrt setzte er sich neben sie, umarmte und küsste sie leidenschaftlich.
    »Ich verehre Euch so sehr, meine Liebe«, sagte er leise.
    Catharina wartete sehnsüchtig darauf, dass er sich erklärte, doch er tat es nicht. Vielleicht, so dachte sie, will er noch einmal das Gespräch mit seinem Oheim suchen.
    Petite lag in der Küche vor dem Ofen. Die Hündin sprang auf und begrüßte Catharina stürmisch.
    »Ihr habt sie in die Küche gelassen?«, stellte Catharina überrascht fest. Mamsell Luise nickte stumm, da begriff Catharina. Sie lief an ihr vorbei zu der kleinen Kammer. Das Bett war leer, die Kammer ausgeräumt. Catharina weinte bitterlich.
    »Thea hatte den Zenit ihres Lebens lange überschritten«, versuchte Mamsell sie zu trösten. »Und sie hatte einen friedlichen Tod, ist einfach eingeschlafen und nicht mehr aufgewacht. So hat sie sich das gewünscht.«
    »Ich weiß«, schluchzte Catharina. »Und dennoch ... sie war mir eine treue Gefährtin. Und nun ist sie in der Fremde gestorben, alleine.«
    »Sie hat Euch auf ihre Art und Weise geliebt, Kindchen. Das hat sie mir einmal anvertraut. Und sie fühlte sich hier wohl.«
    Catharina nickte. »Aber die Reise hat sie das Leben gekostet. Wir hätten auch den Winter über in Potsdam bleiben können, doch das wollte ich nicht.«
    Mamsell Luise schüttelte den Kopf. »Das wisst Ihr nicht. Thea war

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