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Seidenmagd

Seidenmagd

Titel: Seidenmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: U Renk
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geschwängert, und es trat zutage.«
    »Ich glaube, ihre Krankheit hat andere Wurzeln, die weiter zurückliegen und nichts mit Euch zu tun haben.« Abraham dauerte sie so sehr, dass es körperlich schmerzte. Doch sie wusste, es gab nichts, was sie tun konnte, um ihm seine Pein zu nehmen.
    Drei Tage dauerte der Kampf, den Anna führte.
    »Geh weg! Du Teufel!«, schrie sie Abraham heiser an. Er und Catharina wechselten sich an ihrem Bett ab, kühlten ihre Stirn, auch wenn sie kein Fieber hatte. Dann wurde sie schwächer und schwächer.
    Es ist wie bei Annegrijt, dachte Catharina entsetzt. Wie schrecklich musste dies für Abraham sein? Sein Leid, dachte sie, geht ins Unermessliche.
    Schließlich verlor Anna den Kampf und schloss für immer die Augen.
    »Gott hat es gewollt«, flüsterte Abraham, der die letzten Stunden an ihrem Bett verbracht hatte. »Ich muss schweigen. Es ist unmöglich, unglaublich und nicht vorstellbar, dass sie nicht gleich wieder ihre schönen Augen öffnet und mich ansieht. O Gott, warum hast du sie zu dir gerufen und mich zurückgelassen?« Seine Schultern bebten.
    Leise verließ Catharina den Raum, damit er seiner Trauer Laut geben konnte.
    Der Boden war gefroren, und der Totengräber musste viel Reisig anzünden, um die Grabstatt ausheben zu können.
    Wieder kniete Abraham voller Pein am Grab seiner Frau nieder und weinte bitter.
    Catharina wusste nicht, was sie tun, wie sie sich verhalten sollte. In den nächsten Wochen verließ Abraham kaum das Schlafgemach. Die Stube war geräumt und gesäubert worden, die Sessel waren wieder aufgestellt. Doch niemand wagte, das Zimmer zu betreten. Es schien, als ob Annas Geist immer noch über allem schwebte und den Raum beherrschte. Marijke hatte den Tod ihrer Mutter schweigend ertragen.
    »Sie ist jetzt bei Annegrijt«, sagte sie irgendwann leise zu Catharina. »Und du bist bei mir.« Dann drückte sie sich an sie. »Verlass mich nicht, und bitte bekomme keine Kinder.«
    Wie anders Kinder doch denken, dachte Catharina verwirrt. Lag es wirklich an den Schwangerschaften, oder hatteetwas anderes Anna krank gemacht? Auf diese Frage gab es keine Antwort.
    Ich kann nicht ewig hier wohnen, sagte Catharina sich und spürte, dass ihr Herz schwer wurde.

Kapitel 40
    Anfang des Jahres fror der Rhein zu. Erst stockte das Wasser, strömte dann wieder dahin, doch schließlich kam das dicke Eis wieder zum Stehen, so dass man in Uerdingen den Rhein trockenen Fußes überqueren konnte. Viele Leute trieb es ans Ufer, um das Spektakel zu sehen.
    Die bittere Kälte zog durch die Stadt, über der eine Wolke aus Rauch zu liegen schien. Um die Häuser wenigstens einigermaßen zu erwärmen, wurde alles verbrannt, dem man habhaft werden konnte – Holz, Kohle, Torf und Abfälle.
    Es war zwei Uhr nachts Mitte Januar, als Catharina vom Ruf des Nachtwächters aus dem Schlaf gerissen wurde.
    »Feuer! Feuer! Bringt Eimer und Fässer mit Wasser! Helft, ihr Leut. Es brennt!«
    Sie sprang aus dem Bett, eilte nach unten. Hans, der Knecht, stand schon in der Küche und füllte zwei Fässer mit Wasser.
    »Der Brunnen ist zugefroren«, brummte er. »Doch die Eisschicht wird noch nicht zu dick sein.«
    »Wo brennt es denn?« Catharina bemerkte, dass sie weder Socken noch ein Schultertuch trug, dass ihre Haare lose um ihre Schultern hingen.
    »Am Quartelnmarkt.«
    Catharina holte scharf Luft. Dort wohnte ihre Mutter mit den Schwestern.
    »Mademoiselle, ohne Euch zu nahe treten zu wollen, geht und zieht Euch etwas über, sonst holt Ihr Euch den Tod. Und noch eine Tote können wir hier nicht gebrauchen«, sagte Hans.
    »Er hat recht.« Abrahams Stimme klang seltsam rau.
    Catharina hatte ihn nicht kommen hören und zuckte erschrocken zusammen.
    »Ein Feuer ist Männersache. Bleibt hier und achtet auf meine Kinder.« Er nickte ihr zu und half Hans, die Fässer auf den Handkarren zu laden.
    Catharina eilte nach oben und zog sich an. Sie versicherte sich, dass Johannes friedlich bei der Amme schlief und Marijke selig schlummerte. Petite hatte es sich angewöhnt, vor dem Bett der Kleinen zu ruhen. Zuerst hatte es Catharina gefuchst, dann aber wurde ihr klar, dass das Mädchen den Trost des treuen Hundes dringender brauchte als sie.
    Elise hatte sich auch Kleidung übergeworfen und stand mit verquollenen Augen in der Küche. »Was müssen wir tun?«, fragte sie müde.
    »Der Brunnen ist angefroren. Hans sprach davon, dass wir die Eisschicht aufstoßen sollten.«
    »Ja.« Die Magd ging in den Hof,

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