Seidig wie der Tod
Orleans aufgewachsen waren, bekannt miteinander waren.
„Es ist Ihnen hoffentlich bewusst, dass das Erpressung ist“, murmelte sie.
Roman dachte, dass der kühle Ton ihrer Stimme das leidenschaftliche Feuer in ihren Augen im Vergleich nur noch heißer erscheinen ließ. Bevor er jedoch etwas erwidern konnte, ertönte ein leises, tiefes Donnergrollen, gefolgt von mehreren Blitzen, die den plötzlich dunklen Saal erhellten.
Während das künstliche tropische Gewitter, das dem Rain Forest Room seinen Namen verliehen hatte, die Gäste entzückte, senkte Roman den Kopf und küsste Desiree.
5. KAPITEL
S ehr sanft, sehr langsam streiften Romans Lippen Desirees. Sie hätte ihn daran hindern können, das wusste sie. Wenn sie jetzt zurückgewichen wäre, hätte er sie freigegeben. Aber seine Lippen waren so geschickt. Und so verführerisch. Die zarten Küsse beruhigten ebenso sehr, wie sie erregten. Während er etwas murmelte, das sie des Gewitters wegen nicht verstehen konnte, zog er sie noch fester an sich. Seine überraschend sanfte Hand streichelte ihren Rücken und hinterließ eine heiße Spur auf ihrer nackten Haut.
Ein warmes Prickeln breitete sich in ihr aus, und verloren in ihren sinnlichen Empfindungen, blieb Desiree nichts anderes übrig, als sich an ihn zu klammern und den Kuss zu erwidern.
Roman, der einen Ausbruch von Leidenschaft erwartet hatte, war nicht auf die Zärtlichkeit gefasst, die in ihm erwachte. Die Zeit verlor ihre Bedeutung. Er hätte Desiree endlos weiterküssen können.
Ihr Parfum, das nach orientalischen Blumen und Inzense roch, umhüllte ihn und ließ Bilder von verschleierten, dunkeläugigen Haremsdamen vor ihm erstehen. Ihr Kuss war berauschender als Whisky und betäubender als Opium.
Und dann, so abrupt, wie es begonnen hatte, brach das künstliche erzeugte Gewitter ab. Nach einem Applaus für die gelungenen Effekte nahm die Band ihr Spiel wieder auf, und die Gäste tanzten weiter.
Alle außer Roman und Desiree, die mitten auf der Tanzfläche standen und nichts mehr von ihrer Umgebung wahrzunehmen schienen.
Desiree fand als Erste ihre Stimme wieder. „Warum haben Sie das getan?“
Die Antwort darauf war zu komplex, vor allem, da Roman selbst nicht ganz sicher war, dass er die Gefühle verstand, die dieser Kuss in ihm erweckt hatte. „Wir wollten beide wissen, wie es ist …“
Desiree schob seine Hand fort. „Ich nicht.“ Das war zwar eine dreiste Lüge, aber sie hatte nicht vor, diesem Mann ihre geheimsten Fantasien anzuvertrauen.
„Einspruch stattgegeben“, entgegnete er mit wissendem Lächeln. „
Ich
wollte also wissen, wie es ist, und hielt es für eine gute Idee, es noch vor unserer Verabredung festzustellen.“
Desiree runzelte die Stirn. „Wenn Sie darauf bestehen, diese lächerliche Verabredung durchzusetzen, sollten wir einige Regeln aufstellen“, erklärte sie. „Die erste ist, dass Ihnen keine weiteren ‚Ideen‘ mehr erlaubt sind. Mag sein, dass ich gezwungen bin, mit Ihnen auszugehen, doch kein Geld dieser Welt gibt Ihnen das Recht, mich anzufassen!“
Roman lag die Frage auf der Zunge, wessen Arme sich eben noch um seinen Nacken geschlungen hatten. „Einverstanden.“ Er nickte ergeben und widerstand der Versuchung, sie erneut zu küssen, um ihr zu beweisen, dass er sie dazu bringen konnte, ihre albernen Regeln zu vergessen. „Was sonst noch?“
Obwohl seine Stimme ruhig klang, leuchtete ein Gefühl aus seinen Augen, das Desirees Neugier weckte. Alle anderen Einschränkungen, die sie sich für ihn ausgedacht hatte, waren plötzlich weggewischt wie Worte von einer Schiefertafel.
„Warum besprechen wir das nicht anderswo?“, schlug er vor. „Wo wir ungestörter sind.“
„Wie bei Ihnen zu Hause beispielsweise?“
„Oder bei Ihnen“, entgegnete er achselzuckend. „Obwohl mein Haus tatsächlich näher liegt.“
„Woher wissen Sie, wo ich wohne?“ Kälte erfasste sie und ersetzte die Wärme, die sein Kuss in ihr entfacht hatte.
Sie erblasste, und Roman spürte, dass sich ihre Stimmung änderte.
„Ganz einfach. Ich habe einige Anrufe getätigt …“
„Anrufe?“ Als Desiree merkte, dass ihre erhobene Stimme Aufmerksamkeit erregte, schüttelte sie den Kopf und verließ die Tanzfläche. Roman folgte ihr. „Anrufe?“, wiederholte sie mit leiser, ärgerlicher Stimme. „Was gab Ihnen das Recht dazu?“
„Ich wollte etwas über Sie erfahren.“
Sein mangelndes Bedauern über die Verletzung ihrer Privatsphäre war fast so empörend wie
Weitere Kostenlose Bücher