Seidig wie der Tod
seine Leidenschaft verströmte.
Teufel. Das war ein Fehler, dachte Roman, als er das dünne rote Buch schloss. Erotische Erzählungen zu lesen, während sein Körper nach ihrer reizvollen Verfasserin hungerte, würde sein Verlangen ganz bestimmt nicht schmälern.
Er hatte Desirees Geheimnis bei einem seiner seltenen Besuche in New York entdeckt. Sein Verleger hatte ihn einen Moment allein gelassen, und ungeduldig wie immer, wenn er sich in Manhattan aufhielt, hatte Roman sich im Büro umgesehen.
Und da war ihm das Buch aufgefallen, an dessen Titelseite ein Brief an Desiree Dupree steckte. Als er seinen Verleger nach ihr fragte, erhielt er nur die Antwort, dass die Autorin es vorzog, anonym zu bleiben.
Ein nagendes Verlangen quälte ihn nun, als er sich die verführerische Szene vorstellte, die Desiree in ihrem Buch beschrieb.
„Verdammt.“ Sein Körper pochte, sein Kopf dröhnte, und Roman fragte sich verwundert, wann er sich zu einem solchen Masochisten entwickelt hatte. Dann, obwohl er wusste, dass es seine Erregung nur noch steigern würde, schlug er das rote Buch wieder auf.
Armstrong Park war festlich beleuchtet und sah wie eine Landschaft aus einem Weihnachtsmärchen aus.
Die sechzehnjährige Tabitha Sue Jackson stand vor dem hellerleuchteten Torbogen und trat von einem Fuß auf den anderen, um sich warm zu halten. Es war schwer genug, die ganze Nacht auf hohen Absätzen zu stehen, und die Kälte erschwerte nicht nur die Arbeit, sondern hielt auch die Freier fern. Und wenn das geschah …
Nein! Sie wollte heute an nichts Schlimmes denken. In einer weiteren Woche würde sie genug verdient haben, um Geschenke für ihre Geschwister daheim in Boise zu kaufen und sich selbst den weißen Kaninchenfellmantel zu leisten, den sie in einem Schaufenster bei Holmes gesehen hatte. Wie gut hätte sie ihn schon heute Nacht gebrauchen können!
Um sich aufzuheitern, begann sie ein Weihnachtslied zu singen. Ihre Bewegungen ließen die Glöckchen an ihrem kurzen roten Minirock erklingen, und die Absätze ihrer Stiefel klapperten den Takt dazu.
Ein schwarzer Porsche hielt.
„
Na endlich!“ Sie tänzelte hinüber.
„
Bist du eine von Santa Claus’ Elfen?“, fragte der Fahrer.
Tabitha grinste unwillkürlich. Sie hatte ja gewusst, dass das Elfenkleidchen sich als Goldmine erweisen würde. Es war mit Sicherheit ihre Glücksnacht heute. Dem Wagen nach zu urteilen, musste der Mann eine Menge Geld haben, und er sah erheblich besser aus als die meisten Freier, die auf der Suche nach Minderjährigen ins Französische Viertel kamen.
Er erinnerte sie ein wenig an Richard Gere. Wie die meisten Mädchen, die auf den Straßen von New Orleans arbeiteten, träumte auch Tabitha von einem gut aussehenden, reichen Mann mit ausländischem Sportwagen, der sich wild in sie verlieben würde.
„
Ich kann alles für dich sein, was du dir wünschst“, versprach sie mit ihrem aufreizendsten Lächeln und schüttelte ihre blonde Mähne. „Wie wär’s mit einer Weihnachtsparty?“
„
Es ist die richtige Zeit für Partys.“ Seine dunklen Augen – ob Blau oder braun, war im matten Licht der Laterne nicht zu erkennen – musterten sie prüfend. „Warst du ein braves kleines Mädchen?“
„
Nun ja …“, ihr kirschroter Mund verzog sich, „ich muss zugeben, dass ich ein sehr ungehorsames kleines Mädchen bin.“
Wieder lächelte er wie Richard Gere. „Die sind mir am liebsten.“
„
Wir können zu mir fahren.“ Das gemietete Motelzimmer war nicht gerade gemütlich, aber wenigstens beheizt.
„
Ich habe eine bessere Idee“, sagte er. „Lass uns zu mir fahren. Bist du die ganze Nacht frei?“
Es wurde immer besser. Tabitha kam sich fast wie Julia Roberts vor. „Ich gehöre dir, Süßer. Solange du willst.“ Als sie die Tür des Wagens öffnete, hüllte sie angenehme Wärme ein.
Es gibt also doch noch einen Weihnachtsmann, dachte sie glücklich.
6. KAPITEL
O bwohl Desiree erschöpft war an diesem Abend, schlief sie sehr unruhig und träumte von Gräbern, Regenwäldern und tropischen Gewittern. Die Szenen wechselten; das Einzige, was konstant blieb, war Roman Falconer, der die Hauptrolle in allen ihren Träumen spielte.
Sie träumte von seinem Kuss, von seinen festen, warmen Lippen, die ihr die Kraft geraubt und heißes Verlangen in ihr entfacht hatten.
Dann, als die Nacht verstrich und der Mond höher stieg, wurden ihre Träume noch erotischer, noch kühner.
Sie stand in einem Beduinenzelt in der Wüste, nackt bis
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