Seidig wie der Tod
wollen Sie wissen, dass Sie sich noch an etwas erinnern werden?“
„Gute Frage“, entgegnete er mit einem charmanten Lächeln. „Und wenn ich Ihnen nun ganz offen sagte, dass ich Sie sehr attraktiv finde und gern mit Ihnen ausginge?“
Wieder hatte Desiree das Gefühl, dass er ihr nur die halbe Wahrheit sagte. Sie schüttelte den Kopf. „Tut mir leid, aber ich habe bereits zugesagt, bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung meines Senders zu erscheinen.“
Roman war nicht überrascht über ihre Absage. „Sie arbeiten zu viel.“
„Ich kann mich nicht beklagen.“
„Das Management des Senders auch nicht schätze ich.“ Er legte eine Hand auf ihren Rücken und führte Desiree zur Eingangstür. „Seit Sie Meredith Courtneys Sendung übernommen haben, sind die Einschaltquoten Ihres Senders sehr gestiegen.“
„Sie sind gut informiert“, entgegnete Desiree trocken.
„Ich sagte Ihnen ja schon, dass ich mir Ihre Sendung nie entgehen lasse.“ Er hatte seine Hand zurückgezogen, aber sein Blick, als er ihn langsam über ihr Gesicht gleiten ließ, war wie ein Streicheln. „Schönheit und Verstand ist eine gefährliche Kombination bei Frauen. Sie wirkt unwiderstehlich auf Männer.“
„Sie enttäuschen mich“, versetzte sie kühl, um zu verbergen, dass sein eindringlicher Blick und seine sanfte Stimme ihr Herz schneller schlagen ließen.
Als er fragend eine Braue hochzog, sagte sie: „Man sollte meinen, ein Bestsellerautor ließe sich etwas Originelleres einfallen.“
Roman lachte. „Das nächste Mal vielleicht.“
Sein Lachen war rau und klang wie eingerostet, als ob er schon sehr lange nicht mehr gelacht hätte, und seine Worte hätten sowohl ein Versprechen wie auch eine Drohung sein können.
Da Desiree ihrer Stimme nicht vertraute, nickte sie nur und wandte sich zum Gehen.
Während Roman ihr nachsah, bewunderte er den anmutigen Schwung ihrer schlanken Hüften und fragte sich von Neuem, ob Desiree Duprees Beine genauso attraktiv sein mochten wie der Rest von ihr.
Er schaute ihr nach, bis sie abgefahren war, und ging dann in sein Arbeitszimmer, um seine Mutter anzurufen.
„Mom?“ So viel aufrichtige Zuneigung klang in seiner Stimme mit, dass Desiree erstaunt gewesen wäre, wenn sie ihn belauscht hätte. „Erinnerst du dich an die Wohltätigkeitsveranstaltung, von der du mir erzählt hast?“
Roman lauschte geduldig der vertrauten Litanei ihrer Klagen. Trotz ihres anstrengenden Berufs und den gesellschaftlichen Verpflichtungen, die zum Leben einer Richtersgattin gehörten, gelang es seiner Mutter, sich an unzähligen Wohlfahrtsprojekten zu beteiligen.
„Na schön“, sagte er, als sie schließlich abbrach, „wenn ich noch immer eingeladen bin, komme ich!“
Nach einem langen Tag auf der Suche nach Tatzeugen und einer Nachrichtensendung, in der Gremlins den Teleprompter übernommen zu haben schienen, sodass er entweder durch das Script raste oder es schleppend Wort für Wort ausgab, wollte Desiree nur noch nach Hause. Ein heißes Bad, ein Glas Weißwein und ein Roman fürs Bett war alles, was sie sich von diesem Tag noch wünschte. Doch leider war er längst noch nicht vorbei.
Zum Glück war sie eine gute Schauspielerin. Niemand im Rain Forest Room des Hiltons wäre auf die Idee gekommen, dass sie sich kaum noch auf den Beinen halten konnte.
Die Tatsache, dass sie an einer Prominentenversteigerung teilnahm, war an sich nicht ungewöhnlich, weil ihr Sender bekannt war für seine Unterstützung der lokalen Wohltätigkeitsorganisationen. Ungewöhnlich war nur, dass statt der üblichen Waren und Dienstleistungen, die die Firmen aus New Orleans sonst stifteten, heute berühmte Singles „versteigert“ wurden.
In einem wahren Dschungel von Topfpflanzen saß Desiree an ihrem Tisch vor einem Glas Champagner und plauderte mit Gästen, die fünfhundert Dollar für das Privileg bezahlt hatten, ein Traum-Rendezvous mit einem der prominenten Teilnehmer zu ersteigern. Alle Hoffnungen auf einen frühen Aufbruch zerschlugen sich, als Desiree das Programm erhielt und sah, dass ihr Name der Letzte auf der Liste war.
Es war nicht überraschend, dass die Preise mit zunehmendem Alkoholgenuss in die Höhe schnellten. Zwei junge Frauen schlugen sich fast um einen gut aussehenden Discjockey, während der Juniorpartner einer angesehenen Rechtsanwaltskanzlei seine Rolex anbot, um nicht vom Vizepräsidenten der Hibernia National Bank im Kampf um eine attraktive blonde Hotelbesitzerin überboten zu
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