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Seidig wie der Tod

Seidig wie der Tod

Titel: Seidig wie der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Ross
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immer zeigte der Ton auch jetzt seine erhoffte Wirkung. Sie sah, wie die Züge des jungen Mannes weicher wurden, wie er sich entspannte.
    „Wenn es möglich ist, Miss Dupree.“
    „Könnten Sie bitte Detective O’Malley fragen, ob er einen Moment Zeit für mich erübrigen kann?“
    Der Polizist schaute sich über die Schulter nach dem Schauplatz des Verbrechens um und richtete den Blick dann wieder auf Desiree. Die Ankunft eines Wagens lenkte ihn jedoch wieder von ihr ab.
    Auch sie drehte sich um und sah zu, wie der Gerichtsarzt aus einer unauffälligen schwarzen Limousine stieg. Die Tatsache, dass er so schnell erschienen war, bewies erneut, wie ernst alle diese neuerliche Gewalttat nahmen.
    „Ich soll hier an der Absperrung bleiben“, sagte der junge Polizist, nachdem er den Arzt hatte passieren lassen.
    „Aber es würde doch nur einen Moment in Anspruch nehmen.“ Sie überlegte kurz und verzichtete dann darauf, ihm die Hand auf den Arm zu legen. „Ich verspreche Ihnen, mich nicht von der Stelle zu bewegen.“
    „Ich weiß nicht …“ Er wirkte hin- und hergerissen. „Selbst wenn ich fragen würde, weiß ich nicht, ob Detective O’Malley jetzt Zeit für Sie hätte.“
    „Ja, es sieht sehr ernst aus“, bemerkte sie zustimmend.
    „Verbrechen sind immer ernst. Ma’am“, fügte er hinzu und gab ihr trotz ihrer fünfundzwanzig Jahre das Gefühl, uralt zu sein.
    „Aber natürlich gibt es verschiedene Verbrechensstufen“, versetzte sie. „Weshalb es ja so tragisch ist, dass der Vergewaltiger sein Opfer diesmal umgebracht hat.“
    Während er zusah, wie die Sanitäter eine Bahre zum Teich hinüberrollten, nickte der junge Polizist abwesend.
    Bingo. Sie hatte die Bestätigung. „Er hat sie also umgebracht!“
    Der junge Beamte, der zu spät erkannt hatte, wie geschickt er geködert worden war, wandte sich ab. „Ich sage O’Malley Bescheid“, murmelte er ärgerlich.
    Desiree lächelte. „Danke, Officer.“
    „Schäm dich“, bemerkte eine tiefe Stimme.
    Grinsend schaute Desiree zu Sugar auf, der während der Unterhaltung mit dem Polizisten neben ihr erschienen war. „Wer, ich?“
    Er schüttelte den Kopf. „Einen armen, grünen Jungen auf diese Weise auszunutzen!“
    „Der arme, grüne Junge ist Polizeibeamter“, versetzte sie. „Was bedeutet, dass er seinen Mund zu halten hat, anstatt die Fragen neugieriger Journalisten zu beantworten.“
    Bevor Sugar etwas erwidern konnte, kam O’Malley auf sie zu, so wütend, wie sie ihn bisher noch nie erlebt hatte. Neben ihr hob Sugar die tragbare Videokamera auf seine Schulter und begann zu filmen.
    „Gute Idee“, murmelte Desiree, als sie den mörderischen Blick in O’Malleys Augen sah. „Wenn er mich umbringt, hast du den Beweis im Kasten.“
    „Wenn er nicht auch mich umbringt“, versetzte Sugar. „Seiner Miene nach zu urteilen, ist das durchaus möglich.“
    „Wenn das nicht die Bobbsey-Zwillinge sind“, murmelte O’Malley grimmig. „Habt ihr nichts Besseres zu tun in euren Nächten, als an Verbrechensschauplätzen herumzuhängen?“
    „Wir tun nur unsere Arbeit.“ Desiree war entschlossen, sich nicht einschüchtern zu lassen. Als sie einen Blick über seine Schulter warf, sah sie, dass der junge Polizeibeamte sich unter einem großen Baum erbrach. „Das Mädchen muss schon eine Weile im Teich gelegen haben“, sagte sie erschaudernd.
    „Eins, zwei Tage, denke ich“, gab O’Malley zu. „Zwei Jugendliche haben sie entdeckt.“
    Desiree schaute zu dem Teich hinüber, an dem sie mit O’Malley in der warmen Dezembersonne gesessen und geredet hatte. „Mein Gott, Michael, sie hätte schon da liegen können!“, hauchte sie. „Direkt unter uns!“
    „Daran dachte ich auch schon.“ Sein Blick war düster, ein Zeichen, dass die Ermittlungen ihn stark belasteten. „Wir werden mehr wissen, wenn der Arzt die Autopsie vollzogen hat.“
    Desiree sah, wie der schwarze Plastiksack zur Ambulanz geschoben wurde, und plötzlich wurde auch ihr übel. „Es ist sicher noch zu früh, um sicher zu sein, aber …“
    „Es war derselbe Täter“, bestätigte O’Malley.
    Sie hatte es gewusst. Es zu hören, machte es jedoch noch irgendwie realer. Und bedrohlicher.
    „Die Seidenbänder?“, fragte sie tonlos.
    „Ja.“ Sein Mund war wie ein schmaler, harter Strich. „Der Schuft hat sie gefesselt, sie vergewaltigt und ihr dann die Kehle durchgeschnitten.“
    Die Worte echoten in Desirees Gedächtnis. Es war keine ungewöhnliche Art, jemanden zu

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