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Seidig wie der Tod

Seidig wie der Tod

Titel: Seidig wie der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Ross
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„Ich will dir wirklich keine Angst einjagen, Desiree …“
    „Das tust du aber.“
    Er rieb sich nachdenklich das Kinn. „Mag sein. Aber nur, weil mir nicht gleichgültig ist, was mit dir geschieht.“
    „Ich weiß.“ Sie verspürte einen plötzlichen Impuls, die Arme um ihn zu schlingen und ihr Gesicht an seiner breiten Brust zu bergen. Aber da sie wusste, dass sie kein Recht mehr dazu besaß, verzichtete sie auf körperliche Nähe.
    „Ich werde dir einen Beamten schicken.“
    „Einen Leibwächter?“
    „Nur, bis der Vergewaltiger gefasst ist.“
    „Das könnte lange dauern.“
    „Vielleicht.“
    „Oder vielleicht auch nicht?“, versetzte sie, hellhörig geworden. „Soll das heißen, dass du schon eine Spur hast?“
    „Was ich dir sage, muss unter uns bleiben“, warnte er.
    „Muss es das bei dir nicht immer?“
    „Der Blumenhändler sitzt gerade bei einem unserer Zeichner, der ein Phantombild des Täters anfertigen wird. Und wir haben einen Augenzeugen, der das Mädchen in dem roten Kostüm zu ihm in den Wagen steigen sah.“
    „Glaubst du, er kann ihn identifizieren?“ Das waren gute Neuigkeiten.
    „Nicht den Mann selbst, höchstens seinen Wagen, obwohl der Zeuge sich das Kennzeichen nicht gemerkt hat. Es handelt sich um einen schwarzen Porsche.“
    „Einen schwarzen Porsche?“ Ein Bild erstand vor ihren Augen. Roman Falconer, der vor ihrem Haus aus einem schwarzen Porsche ausgestiegen war.
    Nichts als Zufall sagte sie sich, wie damals schon, als sie erfahren hatte, dass der Vergewaltiger anscheinend ihr Buch gelesen hatte. Es erschien ihr einfach unvorstellbar, dass der Mann, der ihr Tee gekocht und sie so liebevoll zugedeckt hatte, ein gemeiner, geistesgestörter Mörder sein könnte.
    „Schwarz oder dunkelblau. Selbst bei der Weihnachtsbeleuchtung vor dem Parkeingang war die genaue Farbe schwer zu bestimmen.“
    „Es muss eine Menge Porschefahrer in New Orleans geben. Wie wollt ihr sie alle überprüfen?“
    „Einen nach dem anderen.“
    „Ihr werdet ihn finden“, sagte Desiree, weil sie wusste, dass O’Malley die nötige Geduld besaß, um es zu schaffen.
    „Nicht, indem ich hier herumstehe.“ Er streckte die Hand aus, als wolle er ihr Gesicht berühren, um sie dann abrupt wieder zurückzuziehen. „Ich gehe jetzt lieber.“
    „Ja.“ Sie war es plötzlich leid, Distanz zu halten. Vielleicht glaubte er nicht, dass Menschen, die sich einst geliebt hatten, Freunde sein konnten, aber sie dachte nicht daran, so zu tun, als hätte sie keine Gefühle mehr für ihn. „Danke, dass du dich um mich kümmerst, O’Malley“, sagte sie, richtete sich auf die Zehenspitzen auf und küsste ihn auf die Wange.
    Er wurde rot, und er schaute sich rasch um, als erwartete er, Karyn in der Tür zu sehen.
    „Ein Weihnachtskuss zwischen Freunden, O’Malley. Mehr nicht“, bemerkte Desiree schmunzelnd.
    Er erwiderte ihr Lächeln und sah aus, als ob sie ihm eine große Bürde abgenommen hätte. „Wenn das so ist …“ – er beugte den Kopf und küsste sie auf den Mund – „dann wünsche ich dir auch ein frohes Fest.“
    Der Kuss war warm und zärtlich, weckte jedoch nicht die Spur eines Verlangens in Desiree. Erleichtert erwiderte sie ihn und dachte, wie ironisch es doch war, dass sie dem Vergewaltiger zu verdanken hatte, dass dieser nette, fürsorgliche Mann in ihr Leben zurückgekehrt war.
    „Was diesen Bodyguard betrifft …“, sagte sie, als der Kuss endete.
    „Der steht nicht zur Diskussion. Er ist jetzt schon draußen und wird in deiner Nähe bleiben, bis der Vergewaltiger hinter Gittern sitzt.“
    „Er wird meine Arbeit behindern.“
    „Dein Pech.“ Diesmal gestattete er sich, ihre Wange zu berühren. „Die Polizei, dein Freund und Helfer, hast du das vergessen?“
    Trotz der sanften Berührung hatte der nüchterne Beamte in ihm wieder die Oberhand gewonnen. Und wenn schon, dachte Desiree, als sie O’Malley auf der Straße mit einem Mann in einem unauffälligen Personenwagen sprechen sah. Ich bin schließlich nicht dumm.
    Falls der ‚Schatten‘, den O‘Malley ihr aufgehalst hatte, sich als Behinderung erwies, würde sie Mittel und Wege finden, ihm zu entkommen.

11. KAPITEL
    N achdem Roman widerstrebend heimgegangen war, spulte er das Videoband zurück und ließ es noch einmal ablaufen. Es war schon das fünfte Mal, dass er sich Desirees Bericht ansah, und es wurde mit keiner Wiederholung besser. Sie war entweder die draufgängerischste oder die dümmste Frau, der er je begegnet

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