Seidig wie der Tod
Vergewaltiger aus dem Französischen Viertel sind?“ Das genügte, um Adrian aus dem Raum stürzen zu lassen, und sie beobachtete, wie er an ihrem Schreibtisch vorsichtig den Hörer aufnahm.
„Natürlich. Dachten Sie, ich sei Charles Manson?“ Er lachte über seinen eigenen dummen Scherz.
„Hören Sie“, sagte sie, um ihn hinzuhalten, „Sie sind nicht der Erste, der ein Verbrechen gesteht, das er nicht begangen hat. Woher soll ich also wissen, dass Sie es wirklich sind?“
„Aha, jetzt wollen Sie etwas Persönliches von mir hören! Etwas, was nur der Vergewaltiger wissen kann.“
„Es würde Ihre Behauptung unterstützen.“
„Wie wär’s mit den Seidenbändern? Den roten Seidenbändern. Hübsche Farbe, nicht?“ Seine Stimme sank noch einen Ton tiefer und wurde beängstigend vertraulich. „Und so passend zur Gelegenheit. So richtig schön weihnachtlich.“
„Das ist der glatte Hohn“, entgegnete sie empört. „Ein Mädchen zu töten, ist alles andere als ‚weihnachtlich‘!“
„Das war ein Fehler.“ Sie hörte, wie er aufbegehrte, sich jedoch sofort beherrschte. „Sie hätte sich nicht so heftig wehren sollen. Ein bisschen Widerstand macht die Sache interessanter …“ Er hielt inne und seufzte laut. „Aber sie hat es übertrieben.“
Desiree schloss schmerzerfüllt die Augen, als sie an die letzten, tragischen Momente im Leben dieses jungen Mädchens dachte. „Hören Sie, wir müssen unbedingt miteinander reden“, sagte sie dann, entschlossen, alles zu tun, was in ihrer Macht stand, damit dieser gefährliche Psychopath gefasst wurde.
„Das werden wir“, stimmte er liebenswürdig zu. Er besaß die Stimme eines Mannes, der es gewöhnt war, Frauen zu bezaubern. Aber er bringt sie auch um, rief Desiree sich ins Gedächtnis. „Doch jetzt noch nicht. Nicht, solange die Gefahr besteht, dass O’Malley Ihre Leitung angezapft hat. Auf Wiederhören, Miss Dupree. Und bis dahin frohe Weihnachten.“
„Warten Sie …“
Es klickte. Er hatte aufgelegt.
„Verdammt!“ Desiree war so frustriert, dass sie mit der Faust auf Adrians Schreibtischplatte hieb.
Ihr Produzent blieb etwas gelassener. „Es sieht fast so aus“, sagte er, den Südstaatenakzent des Anrufers imitierend, „als hätten wir jetzt doch ein Thema für deine Abendnachrichten.“
Desiree war todmüde und gereizt, als sie abends endlich heimkehrte. O’Malley war alles andere als begeistert gewesen, als er erfuhr, dass sie auf einer nicht angezapften Leitung mit dem Mörder gesprochen hatte. Während er sie endlos lange mit Fragen quälte, war sie sich vorgekommen wie ein Verbrecher bei einem Verhör.
Was der Anrufer schließlich auch ist, dachte sie, als sie den Wagen in ihrer Einfahrt parkte. „Und als ob O’Malley mich das vergessen lassen würde“, murmelte sie nach einem Blick in den Rückspiegel, der ihr bewies, dass ihr „Schatten“ ihr getreulich folgte und an seinem üblichen Platz auf der anderen Straßenseite geparkt hatte.
Als sie ausstieg, sah sie einen Mann aus der Dunkelheit auftauchen. Noch während kalte Panik in ihr aufstieg, hörte sie, wie die Tür des unauffälligen Polizeiwagens geöffnet wurde. Und dann erkannte sie das vertraute Gesicht.
„Was machen Sie hier?“
„Ich habe Ihnen einen Baum gebracht“, sagte Roman, als sei es das Natürlichste von der Welt.
„Einen Baum?“
„Einen Weihnachtsbaum.“
„Oh.“ Sie schaute an ihm vorbei zu seinem Wagen und sah den formlosen Schatten auf dem Dach. Der Polizeibeamte war jetzt keine zehn Schritte mehr entfernt und hielt die Hand unter seiner Lederjacke.
„Alles in Ordnung, Officer“, versicherte sie ihm. „Er ist nicht der Mann, den Sie suchen.“
„Sind Sie sicher?“, entgegnete er mit einem vielsagenden Blick auf den schwarzen Porsche, während er seine Waffe zog.
„Mr Falconer ist ein Freund von mir“, versicherte sie ihm und dachte, dass das eigentlich gar nicht stimmte. Denn die erotische Spannung, die zwischen ihr und Roman herrschte, hatte mit Freundschaft sehr wenig zu tun.
„Mr Falconer?“ Der Polizist kam näher. „He, Sie sind’s tatsächlich!“ Der Beamte entspannte sich sichtlich und schob die hässliche schwarze Pistole wieder ins Schulterhalfter unter seiner Jacke. „Sie hatten recht“, sagte er, an Desiree gewandt. „Mr Falconer ist in Ordnung. Er war früher einer der unseren.“
Nach dieser Empfehlung wandte er sich ab und kehrte zurück zu seinem Wagen.
„Schön, dass man nicht vergessen wird“,
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