Seidig wie der Tod
war.
Aber jetzt, da sie sich begegnet waren, blieb ihm keine andere Wahl.
Nachdem das Schicksal ihm Desiree Dupree geschickt hatte, musste er ihretwegen etwas unternehmen. Bevor sie alles noch mehr verschlimmerte, als es ihr bereits gelungen war.
Er stellte das Videogerät ab, nahm die Flasche Scotch neben seinem Sessel und füllte sein Glas. Als er es schon an die Lippen hob, stand er plötzlich auf, trug Flasche und Glas in die Küche und leerte beides in den Ausguss. Eine gründliche Durchsuchung der anderen Räume ergab drei weitere Flaschen, die alle auf die gleiche Weise endeten.
Er musste jetzt gründlich nachdenken und einen Plan entwickeln. Und um ihn auszuführen, musste er stocknüchtern sein.
Desiree war nicht gerade bester Laune, als sie nach der Pressekonferenz in den Sender zurückkehrte. O’Malley hatte vor den anderen Journalisten nicht mehr Fakten preisgegeben, als ihr bereits bekannt waren.
Da die Identität des toten Mädchens bisher noch nicht geklärt war, konnte Desiree nicht einmal versuchen, Verwandte von ihr aufzuspüren. Sie hatte zwar einige der Prostituierten aus dem Viertel befragt, in der Hoffnung, etwas über das Opfer zu erfahren, doch alle waren ihr sehr nervös und eingeschüchtert vorgekommen.
Dass ihr auf Schritt und Tritt ein Beamter folgte, erwies sich natürlich nicht als hilfreich, und daher war Desiree nicht überrascht, dass die Straßendirnen sich geweigert hatten, ihr Auskünfte zu geben.
„Ich weiß nicht, worauf ich meinen Bericht aufbauen soll“, beklagte sie sich.
„Wenn du nichts Neues über den Täter hast, dann schieb der Polizei und den Politikern die Schuld daran in die Schuhe“, schlug Adrian vor. „Beschuldige Sie, nicht eher etwas über den Täter publik gemacht zu haben.“
Sie saßen in seinem Büro und arbeiteten an ihrer abendlichen Sendung.
„Vielleicht sollte ich noch einmal in den Park gehen, um zu sehen, ob ich etwas über die Jugendlichen herausfinde, die die Leiche fanden.“
„Gute Idee“, stimmte Adrian zu. „Vor allem, wenn sie gut aussehen. Die Tatsache, dass sie dort herumknutschten, macht alles noch reizvoller. Was für eine kalte Dusche das für ihre jugendliche Leidenschaft gewesen sein muss!“
Desiree verdrehte die Augen. „Du bist ein Zyniker, Adrian.“
„Ich bemühe mich“, entgegnete er heiter, als ein Lämpchen an seiner Sprechanlage aufleuchtete.
Eine Aushilfskraft vertrat die Rezeptionistin, die gestern für die Feiertage zu ihrer Tochter nach Nashville aufgebrochen war. Und obwohl die neue Kraft freundlich war und bemüht, zu gefallen, hatte sie den ganzen Tag lang sämtliche Anrufe falsch durchgestellt.
Adrian drückte einen Knopf. „Was gibt’s, Charlene?“
„Mr Beauvier? Sind Sie es?“
„Ja.“ Er wechselte einen gereizten Blick mit Desiree, die müde lächelte und die Schultern zuckte. „Wen wollten Sie diesmal haben?“
„Sie. Nun ja, eigentlich eher Ihr Büro.“ Pause. „Im Nachrichtensaal wurde mir gesagt, dass Miss Dupree bei Ihnen ist.“
„Sie sitzt mir gegenüber“, bestätigte er.
„Ich habe einen Anruf für sie. Ich glaube, es ist wieder dieser Kriminalbeamte.“
Adrian nahm den Hörer auf und gab ihn Desiree.
„Hör zu, O’Malley“, begann sie seufzend, „ich weiß, dass du wütend bist, aber …“
„Ich habe Ihren Bericht gesehen heute Morgen“, unterbrach sie eine tiefe Stimme, der der unverkennbare Akzent der Bayous anhaftete. „Sie sind nicht nur eine ausgesprochen schöne Frau, Miss Dupree, sondern auch noch sehr begabt.“
Irgendetwas haftete dieser Stimme an, das Desiree seltsam bedrohlich vorkam. „Mit wem spreche ich?“, fragte sie verwirrt.
„Das ist unwichtig. Ich wollte Ihnen nur für Ihr Angebot danken.“
„Welches Angebot?“
Sie rieb sich die Schläfen, die plötzlich heftig pochten, und wandte sich zu dem Fenster um, das auf den Nachrichtensaal hinausging. Dort, auf ihrem Schreibtisch, stand das Telefon, das O’Malley’s Beamte angezapft hatten. Verdammt! Wie hatte sie nur einen solch dummen Fehler begehen können? Aber die festangestellte Rezeptionistin hätte natürlich sämtliche Anrufe auf ihre private Linie umgeleitet …
„Ihr großzügiges Angebot, mich aufs Polizeipräsidium zu begleiten. Damit diese Schufte mich nicht anrühren.“
Er klingt überhaupt nicht wie ein geistesgestörter Killer, dachte sie, während sie hastig eine Notiz für Adrian auf einen Zettel kritzelte.
„Wollen Sie damit sagen, dass Sie der
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