Seidig wie der Tod
eine wilde, ursprüngliche Sinnlichkeit, die Desiree entzückte und ihr zugleich Angst einjagte. Romans Jackett glitt von ihren Schultern und fiel unbeachtet auf den Boden. Sie hörte seinen Namen, wieder und wieder, halb Stöhnen, halb Flehen, und begriff etwas verspätet, dass er von ihren eigenen Lippen kam.
Verlangen pochte in Roman und löschte seinen Schwur aus, sich zurückzuhalten. Durch das Dröhnen in seinem Kopf begriff er, dass es niemals genug sein würde, Desiree einmal gehabt zu haben. Er wollte sie besitzen, sie zu seiner Geliebten machen, sie nie wieder gehen lassen …
Weil er gefährlich nahe daran war, sie hier und jetzt zu nehmen, mitten auf der Terrasse seiner Eltern, bot er seinen ganzen Willen auf, das Tier in ihm zu bändigen.
Zu schnell sagte er sich, als er ihre Lippen freigab. Getrieben von seinem eigenen, brennenden Hunger und ihrer hemmungslosen Reaktion, hatte er sich erlaubt, zu weit zu gehen. Zu nehmen, wo er doch eigentlich geben wollte.
„Desiree ist dir klar, wie sehr ich dich begehre?“ Seine Stirn ruhte an ihrer; sein Atem kam rau und stoßweise; seine Hände, die um ihre Hüften lagen, zitterten.
„Ja.“
Als sie ihn die Beherrschung wiedererlangen spürte, machte Desiree die Erfahrung, dass es möglich war, im selben Augenblick Erleichterung und Bedauern zu verspüren. „Weil ich dich auch begehre, Roman. Viel zu sehr.“
„So war es schon seit jener ersten Nacht.“ Er schaute auf sie herab und sah sowohl Verwundbarkeit als auch Selbstvertrauen in ihrem Blick. Was eine, wie er seit ihrer ersten Begegnung wusste, für ihn unwiderstehliche Kombination war.
Als sie nicht antwortete, ergriff er ihre Hände und zog sie an seine Lippen. „Lass uns auf einen Drink zu dir nach Hause gehen.“
Das Feuer, das in seinen dunklen Augen glühte, verriet Desiree, dass er erheblich mehr von ihr wollte als ein Gläschen Eierlikör oder Brandy.
Seine Zähne streiften ihre Fingerknöchel, und wieder stieß sie einen leisen Seufzer aus. „Ja“, murmelte sie und stellte fest, dass ihre Stimme mindestens so unsicher klang wie seine.
Roman atmete tief auf und kam sich wie ein Mann vor, der sich zu einem Sprung in eine tiefe Schlucht entschlossen hatte. Zu einem Schritt, der kein Zurück erlaubte.
Behutsam legte er beide Hände um ihr Gesicht, schaute ihr in die Augen und küsste sie – diesmal unerträglich sanft und bemerkenswert geduldig.
„Es gibt etwas, was du wissen solltest“, sagte sie, als der Kuss endete.
„So?“ Er drehte ihre Hand, die er noch immer hielt, um und presste seine Lippen auf ihre zarte Handfläche.
„Ich nehme Sex nicht auf die leichte Schulter.“ Sie biss sich auf die Lippen, weil sie fand, dass sie sich unglaublich naiv anhörte. Was sie in Wirklichkeit auch war. Mit Ausnahme eines Collegefreundes, den sie damals zu lieben glaubte, war Michael der einzige Mann gewesen, mit dem sie je geschlafen hatte. „Ich wünschte, ich könnte es.“ Ihre Augen waren groß und baten um Verständnis. „Aber ich kann es nicht.“
„Glaub mir, Desiree, nichts, was mit dir zu tun hat, könnte ich auf die leichte Schulter nehmen.“ Mit dem Daumen strich er über ihre Unterlippe, seufzte und dachte, dass er im Begriff war, den größten Fehler seines Lebens zu begehen. Er konnte nur hoffen, dass es sich nicht auch als
ihr
größter Fehler erweisen würde. „Lass uns gehen“, sagte er, „bevor sie mich überreden, ein weiteres Stück zu spielen.“
Doch so leicht sollte es nicht sein, der Party zu entkommen. Sie waren schon fast an der Tür, als eine große, schlanke, dunkelhaarige Frau in elegantem Abendkleid ihnen den Weg vertrat.
„Darling!“ Mit einem strahlenden Lächeln legte sie ihre Hände um Romans Gesicht. „Du darfst nicht gehen, bevor ich dir für deinen wundervollen Auftritt gedankt habe.“ Sie küsste ihn auf die Wange und wandte sich dann an Desiree. „Hallo, Desiree! Ich freue mich, Sie wiederzusehen.“
„Hallo, Mrs Falconer. Sie haben ein wunderschönes Haus.“
„Die Dekoration ist gelungen, nicht?“ Margaret Falconer schaute sich befriedigt um, bevor sie den Blick wieder auf Desiree richtete, die erste Frau, die ihr Sohn je nach Hause eingeladen hatte. „Sie sind zu einer schönen Frau herangewachsen – nicht wahr, Roman?“, wandte sie sich an ihren Sohn.
„Hinreißend.“ Sein heiserer Tonfall und das hungrige Verlangen, das sich in seinem Blick verriet, sagten Margaret, was sie wissen wollte.
„Aber es ist nicht
Weitere Kostenlose Bücher