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Seidig wie der Tod

Seidig wie der Tod

Titel: Seidig wie der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Ross
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würde, wenn Sie kämen. Und ich glaube, es würde auch Ihnen Spaß machen.“
    Desiree, die immer stolz auf ihre Fähigkeit gewesen war, schnelle Entscheidungen zu treffen, warf alle Bedenken über Bord. „Ich wollte immer schon mal mit einem Musiker ausgehen“, sagte sie mit einem leisen Lachen, das Roman an Silberglöckchen erinnerte und ihn auf den Gedanken brachte, dass seine Lage sich möglicherweise wirklich besserte.

12. KAPITEL
    N ur ein Ungeheuer hätte sich in einer so prachtvollen Umgebung dem weihnachtlichen Zauber entziehen können, dachte Desiree, während sie Champagner trank und die elegant eingerichteten Räume der Falconschen Villa betrachtete.
    In der geräumigen Eingangshalle, neben einem fünf Meter hohen, geschmackvoll verzierten Weihnachtsbaum, spielte Roman, begleitet von einer Jazzband, eine modernere Version von „White Christmas“ auf seinem Saxofon.
    Ganz in Schwarz gekleidet, sah er so hinreißend gut aus wie an jenem Abend auf der Wohltätigkeitsveranstaltung. Aber heute Abend war er sichtlich entspannter, lächelte oft und hatte sogar die schwarze Krawatte gelockert und den obersten Knopf an seinem gefältelten Hemd geöffnet. Als Desiree den Impuls verspürte, noch weitere dieser Knöpfe zu öffnen, umklammerte sie ihr Champagnerglas, um ihre Hände stillzuhalten.
    Als das Stück beendet war, wechselte Roman ein paar Worte mit den anderen Musikern. Ein draufgängerisches Grinsen huschte über sein Gesicht und enthüllte ein Grübchen in seiner linken Wange, das Desiree bisher nie aufgefallen war. Sein Blick glitt durch den Raum, als suchte er jemanden. Als er Desiree erblickte, zwinkerte er ihr zu.
    „Fantastisch“, sagte eine Frau zu ihr, als Roman sein Jackett ablegte. „Ich frage mich, wie brav ein Mädchen sein muss, damit der Weihnachtsmann es mit einem solchen Mann beschenkt!“
    „Er ist ein guter Musiker“, stimmte Desiree zu und verkniff sich die Erwiderung, dass Roman nicht mehr zu haben war.
    „Ich meinte nicht seine Fähigkeiten als Musiker.“ Die Frau, die ein kurzes, scharlachrotes Seidenkleid trug, das ihre milchkaffeebraune Haut betonte, warf Desiree einen ungläubigen Blick zu. „Ich bezog mich auf sein Aussehen.“
    „Nun ja, er sieht nicht schlecht aus“, gab Desiree zu.
    „Nicht schlecht?“, echote die Frau. „Mein liebes Kind, wenn das alles ist, was Ihnen dazu einfällt, brauchen Sie ein neues Wörterbuch. Oder eine Brille.“
    Was sie brauchte, war frische Luft, beschloss Desiree, als die Band eine verjazzte Version von „Jingle Bells“ anstimmte, die sich als mindestens so sexy erwies wie ein Videoclip im MTV. Die Gäste – vor allem die Frauen – kamen immer mehr in Stimmung.
    Desiree wandte sich ab und schlüpfte durch eine Tür in den angrenzenden Garten. Ein leichter Regen hatte begonnen, der die bunten Lichter in den hohen alten Eichen so verschwommen funkeln ließ wie Sterne. Es war eine Nacht, die wie geschaffen für eine Romanze schien.
    Es war lange her, seit Desiree sich erlaubt hatte, an irgendetwas anderes zu denken als an ihre Arbeit. Aber als Roman heute Abend in ihrem Haus erschienen war, attraktiver, als irgendein Mann das Recht zu sein besaß, war ein Schwarm von Schmetterlingen in ihrem Bauch erwacht. Und keineswegs Gewöhnliche, oh nein, sondern Große, blaue, wie sie sie aus den Bayous kannte.
    Die Erinnerung, wie alle anderen an jene sorglosen Kindertage, war bittersüß. Nach all diesen Jahren noch vermisste sie ihre Eltern, vor allem um diese Jahreszeit.
    Sie schaute gerade auf die ausgedehnte Rasenfläche hinaus, als sie Roman hinter sich erscheinen spürte. Sie brauchte sich nicht umzudrehen; es war, als ob sie einen siebten Sinn entwickelt hätte, der ihr verriet, wann er in der Nähe war.
    „Ich hoffte, dass ich Sie hier finden würde.“ Seine Stimme war tief, warm und verführerisch, und obwohl Desiree sich immer für recht willensstark gehalten hatte, vermochte sie ihr nicht zu widerstehen. Genauso wenig wie dem Mann, dem sie gehörte.
    „Es wurde ein bisschen voll dort drinnen“, murmelte sie. Als er die Arme um ihre Taille schlang, lehnte sie sich instinktiv an seine Brust.
    „Und heiß“, stimmte er zu. „Ich kann es kaum fassen, dass so viele Leute erschienen sind.“
    „Das hatte bestimmt sehr viel damit zu tun, dass Sie ein Teil der Unterhaltung waren.“
    „Ja, die Leute sehen es gern, wenn sogenannte Berühmtheiten sich zum Narren machen.“
    „Sie haben sich nicht lächerlich gemacht. Im

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