Seifenblasen kuesst man nicht
einen Fehler gemacht. Andere sagen, es war ein Fahrfehler. Eine Zehntelsekunde nicht aufgepasst, eine minimale Unaufmerksamkeit â und schon kann es passieren. Es ist ein gefährlicher Beruf. Wobei ich persönlich Schwierigkeiten habe, Rennfahren als Beruf zu sehen.«
Noch zwei Stufen. Gleich waren sie an der Reihe.
»Jedenfalls, die beiden, Rumer und der Mechaniker, waren befreundet. Sie kannten sich quasi noch vom Seifenkistenrennen. Beide gaben dem jeweils anderen die Schuld, bis einer schlieÃlich einlenkte. Trotzdem hatte die Sache zu einem tiefen Zerwürfnis geführt. Thomas Rumer hat nicht nur seine Gesundheit verloren, sondern auch seinen besten Freund.«
»Wie traurig«, flüsterte Coralie leise.
»Und deshalb ist die Situation hier im Haus auch etwas angespannt.«
»Warum? Es ist doch schon so lange her.«
Sie stiegen weiter hinauf. Vor ihnen standen noch ein halbes Dutzend Neuankömmlinge, die von den Gastgebern begrüÃt wurden. Thomas Rumer machte dabei ein grimmiges Gesicht. Seine Frau lächelte ebenso strahlend wie nervös und wechselte mit jedem der Gäste ein paar Sätze.
»Warum ist die Situation angespannt?« Coralie erinnerte sich daran, dass schon bei der ersten und einzigen Begegnung mit Davids Vater das Wort »Vollidiot« ihr gemeinsamer Nenner gewesen war. Sie konnte sich denken, dass es damit zusammenhing.
»Weil David ⦠oh. Wir sind gleich an der Reihe.«
Asta, Laura und Coralie erreichten die Galerie. Aus den angrenzenden Räumen klangen Gelächter und Gespräche.
»Weil David was?«
Zu spät. Die Gäste, die noch vor ihnen waren, traten zur Seite. Asta breitete die Arme aus.
»Mein lieber Thomas!« Ihr Schmuck klirrte, als sie sich herabbeugte und ihn umarmte. Dabei blieben ihre Häkelfransen in den Knöpfen seines Smokinghemdes hängen. Sie wollte sich kichernd befreien, verhedderte sich aber umso mehr. Rumers Frau gefror das Lächeln im Gesicht.
»Kann ich helfen?«, zischte sie.
»Danke, danke.« Thomas Rumer riss die Fransen von seinem Hemd, ein Knopf sprang ab und kullerte die Treppe hinunter. Laura sprang hinterher und hätte dabei beinahe die Fischi-Insulaner über den Haufen gerannt.
» Hab ihn!«, schrie sie, hüpfte die Stufen hoch und wollt e den Knopf Thomas Rumer reichen. Der aber lehnte mit einer unwirschen Handbewegung ab.
»Schon gut. Wen hast du uns da mitgebracht?«, knurrte er.
»Freunde deines Sohnes, mein Lieber. Das sind Coralie und ihre Freundin Laura.«
Er wurde still. Rumers Frau presste ihre rubinrot geschminkten Lippen aufeinander. Rumer selbst verengte die Augen und scannte die beiden Mädchen von oben bis unten ab. Sein Blick blieb an Coralie hängen.
»Ich kenne Sie. Wir haben uns schon mal irgendwo gesehen.«
»Ich bin â¦Â« Coralie wollte zu einer wortreichen Erklärung ansetzen.
Aber Asta fuhr ihr über den Mund.
»Sie kennt deinen Sohn. Also wirst du ihr wohl schon einmal begegnet sein.«
Rumer wechselte einen kurzen Blick mit seiner Gattin, die die Augenbrauen hochhob und von den Freundinnen ihres Sohnes wohl eine ganz eigene Meinung hatte.
»Das ist nicht unbedingt eine Empfehlung«, knirschte er. »Haben Sie vielleicht im Sinn, voll bekleidet mit einem Hummercocktail in der Hand in den Pool zu springen? Das letzte Mal mussten wir das ganze Wasser ablassen.«
»Ãh ⦠nein«, stotterte Coralie.
»Oder â¦Â«, fuhr Rumers Frau fort, und sie hatte eine Stimme, bei der Usambaraveilchen auf der Stelle erfroren wären. »Oder dürfen wir Tage später in der Ming-Vase Teile Ihrer ⦠Garderobe finden?«
»Aus der Han- oder der Yuang-Dynastie?«, fragte Laura. »Oder aus der Zeit der drei groÃen Quing-Kaiser?«
Alles Asiatische war Lauras Hobby. Das wusste Rumers Frau natürlich nicht. Und wahrscheinlich hatte sie selbst von ihren Vasen keine Ahnung. »Wollen Sie mich auf den Arm nehmen?«, zischte sie.
»Ich glaube, ich sollte etwas klarstellen.« Coralie holte tief Luft. Sie wusste im Moment nicht, als was sie bei den Rumers mehr unten durch war: als eine Freundin Davids oder als â keine Freundin Davids, sondern als Zeitungsausträgerin. Noch nie hatte sie sich so unwillkommen gefühlt. Sie griff nach Lauras Hand.
»Wir bedanken uns sehr für die Einladung, wenn Sie das Ihrem Sohn ausrichten würden. Falls Sie nicht mehr
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