Seifenblasen kuesst man nicht
essen.«
»Ich habe keinen Hunger.«
Laura kniff die Augen zusammen und beobachtete die Terrasse am Haus. Die Band hatte gerade »I will survive« in einer Slow-Fox-Version beendet. Ein wenig Applaus drang zu ihnen. Offenbar gab es jetzt eine Pause, denn die Paare verlieÃen die Tanzfläche. Nur David und Jasmin blieben zurück. Sie standen sehr eng beieinander.
»Verstehe.« Laura steckte den Lipgloss zurück. »Du möchtest deine Chancen gerne auf dem Silbertablett serviert haben. Das trägt der smarte Kellner des Lebens aber gerade einer anderen hinterher. Also stell dich ihm in den Weg und nimm es ihm ab.«
»Wie denn?« Coralies Stimme klang wie die eines kleinen Mädchens, dem man den Lutscher aus der Hand gewunden hatte. Sie ärgerte sich über sich selbst. Sie war unsouverän, verzickt und â schüchtern.
»Komm mit.« Laura nahm sie an der Hand und zog sie in Richtung Terrasse.
Coralie wollte sich sträuben, aber sie war machtlos. Vor allem, als David zu ihr hinübersah. Jasmin redete ununterbrochen weiter, bis sie merkte, dass ihr Gegenüber nicht mehr ganz bei der Sache war. Sie drehte sich um und begrüÃte die beiden Neuankömmlinge mit einem spöttischen Lächeln.
»Aus welchem Planetensystem kommst du eigentlich?«, fragte sie und lieà ihren Blick vielsagend an Lauras Outfit herabwandern.
»Das wirst du in deinem zweidimensionalen Koordinatensystem leider nicht finden«, konterte Coralies Freundin mit einem liebreizenden Lächeln. »Und da ich meinen Irreversibler noch rechtzeitig kriegen muss, wollten wir wenigstens noch Hallo sagen, bevor wir uns zurückbeamen in die unendlichen Weiten des Universums.«
David grinste. Coralie sah zu Boden und suchte vergeblich das Loch, in dem sie versinken könnte. Sie merkte, wie Jasmin zu ihr sah.
»Und deine Stewardess?«
Holy shit . Es war eine Sache, hier aufzukreuzen wie bei einer Erstkommunion. Aber solche Kommentare zu ernten war eine andere. Und auch noch von jemandem wie Jasmin. Sie hatte sich umgezogen und trug jetzt flachere Tanzschuhe mit kleinem Absatz. Ihr Kleid sah aus, als ob sie damit die Abschlussveranstaltung einer Tanzschule sprengen wollte: ein Traum aus Seide und Pailletten, leicht, flieÃend, umwerfend. Coralie spürte, wie sich alles in ihr zusammenzog. Die ganze Freude auf diesen Abend, die Aufregung und â ja, auch das Herzklopfen â verschwanden in einem schwarzen Loch.
»Ich geh dann mal«, sagte sie und quälte sich ein Lächeln ins Gesicht. »Ich muss früh raus. Danke für die Einladung.«
David sah sie irritiert an. »Aber die Party hat doch gar nicht angefangen. Dann verpasst du ja Jasmins Auftritt!«
Hat sie den nicht schon von dem Moment an, in dem sie hier angekommen ist?, dachte Coralie.
»Du bist so süÃ!« Jasmin hängte sich an Davids Arm ein und strahlte ihn an. »Dass du daran gedacht hast!«
»Es lässt sich nicht vermeiden, wenn du den ganzen Abend von nichts anderem redest. Sorry, ich muss mal kurz Freunden meines Vaters Guten Abend sagen.«
Er ging zu einer Gruppe Männer im schwarzen Anzug, die sich an einen der Stehtische gestellt hatten, dicke Zigarren pafften und mit Kennermiene an ihren Cognacschwenkern rochen.
»Was denn für ein Auftritt?«, fragte Laura, der die kleine Spitze nicht entgangen war. »Ziehst du die Tombola-Lose?«
Jasmin strich sich ihre Haare mit einer so selbstverständlichen und lässigen Bewegung zurück, dass sie dafür Monate vor dem Spiegel geübt haben musste.
»Meine Performance«, sagte sie. »Damit habe ich mich für Khaleds Workshop in London beworben. Er ist der GröÃte. Und er hat mich sofort genommen.«
»Was?«, entfuhr es Coralie. »Wer hat dich â¦Â«
»Khaled«, wiederholte Jasmin mit der Geduld einer Oma, die ihrem Enkelkind Malen nach Zahlen erklärt. »Er ist gerade in L.A . und arbeitet dort am Comeback-Video von Justin Timberlake. Er ist der gröÃte Tänzer und Choreograf aller Zeiten.«
»Ich weiÃ, wer Khaled ist«, knurrte Coralie. »Aber wie kommst du auf die Idee, dass du angenommen bist?«
Jasmins Augen verengten sich. Nur minimal, aber das freundliche Sunny-Girl-Lächeln verwandelte sich in eine Maske aus Eis. »Weil er es mir gesagt hat. Hier, Baby.« Sie holte ein Smartphone aus ihrer Clutch und wischte auf dem Display
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