Seifenblasen kuesst man nicht
wissen, worauf Sie sich einlassen.«
Erst jetzt bemerkte der Mann Lauras Aufzug. Noch bevor er seine Worte zurücknehmen konnte â und es war ihm anzusehen, dass er das gerne getan hätte â, zog Coralie Laura am Arm weiter. Asta war schon ein paar Schritte voraus.
»Die Fidschi-Inseln«, prustete Laura. »Werâs glaubt!«
»Ich«, entgegnete Coralie. »TauberstraÃe 33, zweiter Stock. Prof. Dr. Rüdiger Arthold, Rechtsanwalt, Notar und Honorarkonsul.«
»Das ist ja besser als Rosenmontag in der Ständigen Vertretung.« Laura gehörte zur geschützten Art der Karneval-Fans, zumindest auf diesem Längengrad.
Sie erreichten den Eingang zur Villa und betraten einen hohen, runden Raum, von dem links und rechts breite, geschwungene Treppen hinauf zu einer Galerie führten. Oben am Ende der rechten Treppe entdeckte Coralie den Mann im Rollstuhl. Er trug einen Smoking. Hinter ihm stand eine groÃe, ziemlich dünne Frau mittleren Alters, die eine Menge Zeit und Geld investiert hatte, um genauso aufgedonnert auszusehen wie der Rest der Abendgesellschaft. Augenblicklich verlieà Coralie der Mut. Ein junges Mädchen, kaum älter als sie selbst, in schwarzem Rock und weiÃer Bluse, trat auf sie zu.
»Darf ich Ihnen die Garderobe abnehmen?«
Laura und Coralie schüttelten die Köpfe.
Das Mädchen lächelte und kümmerte sich um die nächsten Gäste â den Konsul und seine Frau. Im hinteren Teil der Empfangshalle saà ein Pianist an einem Flügel und spielte »Ich war noch niemals in New York«. Der ganze Raum war mit opulenten Blumengebinden geschmückt. Sogar auf den breiten Handläufen der Treppengeländer lagen üppige Girlanden von Efeu und Rosen. Laura sah hoch. Sie standen direkt unter einem riesigen Kandelaber.
»Sind das echte Kerzen?«, fragte sie.
»Glaube ich nicht.«
»Ein Glas Champagner?«
Erschrocken fuhren die beiden auseinander. Ein Mann in schwarzem Frack hielt ihnen ein Tablett entgegen.
»Ãh ⦠nein, danke«, stammelte Coralie. »Haben Sie auch Wasser?«
»Selbstverständlich. Einen Moment.«
Der Mann verschwand hinter einer weiteren Gruppe von Neuankömmlingen. Alle gingen, nachdem sie ihre leichten Mäntel oder die Damen eine Stola, ein Paar Handschuhe oder etwas ähnlich Sinnvolles, was man an warmen Sommernächten so trug, abgegeben hatten, die Treppe hinauf und begrüÃten die Gastgeber. Coralie merkte, wie ihre Nervosität stieg. Wo war David? Im gleichen Moment fiel ihr auf, dass sie ihn eigentlich gar nicht sehen wollte. Was hatte sie hier verloren? Das war nicht ihre Welt. Am liebsten hätte sie auf dem Absatz kehrtgemacht und wäre mit Laura einen Hamburger essen gegangen.
Asta, die sich angeregt mit einigen der Leute unterhalten und anderen kurze GruÃworte zugeworfen hatte, Asta, die sich zwitschernd und mit roten Wangen, ein geleertes Champagnerglas in der Hand, bestens zu amüsieren schien, bahnte sich ihren Weg gegen die Stromrichtung zurück zu ihren Schützlingen, die sie kurz aus den Augen verloren hatte. »Wo bleibt ihr denn?« Suchend sah sie sich um, aber der Mann mit dem Tablett blieb verschwunden. Sie stellte ihr Glas auf einer mit Gold und Marmor verzierten Kommode neben der Tür ab und griff nach Coralies Arm. »Wir müssen die Gastgeber begrüÃen.«
»Müssen wir das?«, flüsterte Laura.
»Ja«, antwortete Asta, die Ohren wie ein Luchs zu haben schien. »Thomas Rumer, dreifacher Formel-1-Gewinner und seit seinem Unfall â¦Â«
Sie blieben auf der Mitte der Treppe stehen. Vor ihnen hatte sich eine kleine Schlange gebildet, die langsam aufrückte.
»Ein Unfall?«, fragte Coralie leise. »Sitzt er deshalb im Rollstuhl?«
»Ja. Dass er das überhaupt kann ⦠Die Ãrzte hatten ihn schon fast aufgegeben. Es ist in Singapur passiert, vor gut zehn Jahren. Da wart ihr noch zu jung, um euch daran zu erinnern. Es ging durch die Weltpresse, denn er war einer der erfolgreichsten Rennfahrer neben Michael Schumacher, und man sagt, der Unfall hätte durchaus vermieden werden können.« Asta raffte ihr Kleid und stieg eine Stufe höher.
»Wie denn?«, fragte Coralie. Das Schicksal des finsteren Mannes, der noch nicht mal seine eigene Geburtstagsparty genieÃen konnte, rührte sie.
»Es gab Leute, die behaupteten, einer seiner Mechaniker hätte
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