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Seifenblasen kuesst man nicht

Seifenblasen kuesst man nicht

Titel: Seifenblasen kuesst man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Herrmann
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Altkleidersammlung, aber irgendwie mutig und spannend kombiniert. Mit ihrer Jeans und dem T-Shirt fühlte sie sich hoffnungslos underdressed.
    Das änderte sich, als sie in Spitalfields ankam und vor dem Backsteinhaus in der Hewett Street stand. Sie hatte Lampenfieber. Ihre Hände waren nass. Ihr Herz klopfte. Sie hatte das Gefühl, auf der Stelle umkehren zu müssen. Aber da wurde die Haustür aufgestoßen und ein Pulk lachender Leute kam ihr entgegen. Tänzer, das sah Coralie auf den ersten Blick.
    Â» The auditions ?«, fragte einer, ein Mann mit ebenholzfarbener Haut und Dreadlocks, die er in sämtlichen Regenbogenfarben coloriert hatte.
    Â» Yes. «
    Â» Third yard, second floor. Good luck !« Er lächelte ihr aufmunternd zu und hielt ihr die Tür auf.
    Es gab also kein Zurück. Sie ging durch Mauerbögen, vorbei an kleinen Designerbüros und Catering-Firmen, bis sie in den dritten Hof kam. Aus einem offenen Fenster im zweiten Stock klang lauter Hip Hop, untermalt von Kommandos und rhythmischem Klatschen.
    Coralie sah noch einmal auf ihren Zettel und verglich die Zeit. Noch länger Trödeln war nicht drin. Sie stieg die Treppe hoch und hatte am Ende das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen.
    Die Tür wurde durch einen Summer geöffnet. Coralie betrat einen Flur, von dem links und rechts Umkleideräume abgingen, aus denen Stimmen und Gelächter hinausdrangen. Er endete in einem riesigen weißen Loft, in dem gerade eine Truppe Tänzer übte.
    Khaleds Company. Coralie ließ die Tasche sinken und vergaß völlig, weshalb sie hier war. Es war unglaublich, was diese Leute gerade machten. Sie wirbelten durcheinander, dass es aussah wie eine Kampfsportszene aus Matrix. In der Mitte bewegte sich, wie in Zeitlupe, ein Paar in inniger Umarmung. Ein klassischer Pas de deux, ausgeführt auf höchstem künstlerischen Niveau. In einer Ecke stand, zusammen mit vier anderen, etwas älteren Leuten – Khaled.
    Coralie schluckte. Er war sehr konzentriert, gab Kommandos, ließ ständig abbrechen und fast jede Sequenz mehrfach wiederholen. Das schaffe ich nicht, dachte sie. Davon bin ich doch meilenweit entfernt. Es war, als hätte sie auf den letzten Metern der Mut verlassen. Wie hatte sie sich jemals einbilden können, mit dem bisschen, was sie bei Wanda gelernt hatte, eines Tages in dieser Company mittanzen zu können?
    Die Musik brach ab. Die Tänzer und Tänzerinnen schlenderten an die Wände mit den großen Spiegeln, wo sie ihre Taschen hingestellt hatten.
    Khaled sah zu Coralie und nickte ihr zu. » Are you from Germany?«
    Â» Yes «, piepste sie und räusperte sich. » Yes, Sir !«
    Khaled grinste und schlenderte auf sie zu. »Ich bin Khaled«, sagte er und reichte ihr zur Begrüßung die Hand.
    Â»Ich weiß«, antwortete sie. »Also, ich dachte es mir schon fast. Ähm …«
    Â»Die anderen sind schon beim Aufwärmen. In einer Stunde geht es los. Du kommst von Wanda?«
    Â»Ja.«
    Â»Sie hat mir gesagt, dass es Probleme mit der Choreografie gab.«
    Probleme? Was für Probleme? Jasmin hat sie mir geklaut und ich stehe da mit einem Lied aus der U-Bahn, dazu noch auf deutsch, und improvisiere.
    Bis in die Nacht hatte sie geübt und dafür sogar ausnahmsweise die Schlüssel zum Probenraum bekommen. Es war so leicht gewesen. Fast zu leicht und das rächte sich. In diesem Moment konnte Coralie sich an keinen einzigen Move mehr erinnern.
    Â»Nö«, sagte sie zu ihrer eigenen Überraschung.
    Es war die einzig richtige Antwort gewesen, denn Khaled sah nicht so aus, als ob er sich mit den Sorgen seiner Workshopteilnehmer länger als nötig herumschlagen wollte. Er nickte ihr zu, klatschte in die Hände und rief, dass es nun Zeit wäre, den Saal zu räumen.
    Coralie ging zurück, bis sie den Umkleideraum für die Tänzerinnen fand. Drinnen herrschte ein heilloses Durcheinander und ein babylonisches Sprachgewirr. Es gab keinen freien Spind mehr, sodass sie schließlich froh war, ihre Tasche unter eine Bank schieben zu können. In fliegender Hast streifte sie ihre Klamotten ab und schlüpfte in ihren Tanzdress.
    Â»Auch hier?«
    Coralie fuhr herum. Vor ihr stand Jasmin. Bildschön, entspannt, lässig. Sie trug hautenge türkisfarbene Leggins – und sie war das einzige, das wirklich einzige Mädchen, das sie auch tragen konnte. Von Laura vielleicht

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